„Ob das gescheit war …“
Der Bozner Anwalt und Landesrat-Bruder Andreas Widmann bestätigt jetzt: Ja, auch er habe die „ff“-Onlineumfrage „in die Höhe getrieben“.
von Artur Oberhofer
Die Nachricht hat für großes Aufsehen gesorgt.
Dass der über den „Freunde im Edelweiß“-Skandal gestolperte Gesundheits-Landesrat Thomas Widmann bzw. dessen Freunde so weit gehen und sogar eine billige „ff“-Onlineumfrage manipulieren, schien vielen Menschen eine klassische Fake-Nachricht.
War sie aber nicht!
Wie die TAGESZEITUNG und die „ff“ am Donnerstag berichtet haben, wurde die Onlineumfrage zur Frage, ob Thomas Widmann Sanitäts-Landesrat bleiben solle oder nicht, manipuliert.
Für Widmann soll bleiben, stimmten 76 Prozent, mit Nein 24 Prozent.
Allerdings:
Von den 5.456 Ja-Stimmen kamen 4.203 von nur zehn IP-Adressen. Über zwei Adressen der Südtiroler Informatik AG wurden 1.148 Ja-Stimmen abgegeben. Wem diese Adressen gehören, wird jetzt verwaltungsintern ermittelt. Wie es heißt, seien diese Adressen Personen zuzuordnen, die Thomas Widmann nahestehen.
842 Ja-Stimmen kamen von einer IP-Adresse, die der Anwaltskanzlei Brandstätter in Bozen zuzuordnen ist.
In dieser Kanzlei arbeitet Andreas Widmann, der Bruder des gestürzten Landesrates.
Und der gibt jetzt zu: Ja, er habe die Umfrage künstlich in die Höhe getrieben.
In einem Statement an die TAGESZEITUNG schreibt Andreas Widmann:
„Sie wissen sicher selbst am besten, dass die Beschaffung der IP Adressen der Teilnehmer an der Onlineumfrage – ich nehme an, die ,ff‘ hat sie nicht herausgegeben – und erst recht ihre Veröffentlichung gegen die elementarsten Bestimmungen des Datenschutzes und des journalistischen Berufsethos verstoßen.
Das wird an der zuständigen Stelle aufzuarbeiten sein, nicht weil ich mich hinter dem Datenschutz verstecken wollte,sondern weil so etwas einfach nicht geht.
Vom journalistischen Niveau will ich gar nicht reden: keine vorherige Konfrontation mit den Betroffenen, dass die Zahlen ganz offensichtlich zeigen, dass auf der Seite der Nein-Stimmen ebenfalls nachgeholfen wurde, interessiert euch nicht, ihre IP habt Ihr – zum Glück – nicht veröffentlicht, vielleicht haben sie aber auch verdeckt über Proxy Server gearbeitet.
Jedenfalls weiß jeder, dass man bei solchen ,Online-Umfragen‘ so oft anklicken kann, wie man will, und das passiert auch immer wieder. Entsprechend haben sie auch keinen demoskopischen Wert.
Aber jetzt zum Punkt:
Ungefähr 800 Stimmen sollen aus unserer Kanzlei gekommen sein. Ich hab sie nicht gezählt, aber das war ich. Meine KollegInnen in der Kanzlei haben damit nichts zu tun.
Unterstützt haben die Aktion ein paar Buben und Mädeln aus unserer Großfamilie Widmann, jeder mit seinem eigenen Internetzugang.
Als wir zufällig auf die ,.ff‘-Umfrage gestoßen sind, war uns gleich klar, dass hier von interessierter Seite das Nein in die Höhe getrieben werden sollte. Wir haben uns auf das Spiel eingelassen; und wenn man spielt, will man auch gewinnen. Es war dann, ein halbes Wochenende lang, wie bei einem Video-Fußballmatch auf Distanz.
Ob‘s gescheit war, im Nachhinein betrachtet? Vielleicht nicht, in Anbetracht potentieller Unannehmlichkeiten für meine Kolleginnen und Kollegen.“
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Kommentare (35)
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steve
Jetzt reichts aber wirklich, welche Niederungen muss denn die südtiroler Politik noch durchlaufen.
Mit dieser Freunderlwirtschaft setzen wir die Autonomie aufs Spiel. Die Staatsanwalschaft ermittelt auch schon wegen der Auftragsvergabe an seinen Cousin. Als Sanitätsdirektor kam auch nur ein Cousin in Frage.
Ach Widmann fahr doch mit deinem Gatterer Freunderl an die Cote d’Azur. Nehmt euch einen von den Bussen, die ihm der Luis „geschenkt“ hat und nehmt noch ein paar andere mit.
leser
Steve
Mach dur da mal keine sorgen
Das tun sie
Solche schlaumeier wie der turbotom haben wir zu hunderten hier im strammen tirol, welche die schafherde vor sich hetreiben und sich von ihr aushalten lassen
Der gipfel ist noch der, dass solche granaten von der mehrheit noch angebeten werden
andreas
Dass die Familie den Widmann unterstützt, ist durchaus legitim.
Dass sein Bruder nun gegen die TZ klagt, ist aber oberpeinlich.
Dass er die Kanzlei mit dieser lächerlichen und unnützen Aktion in Verruf gebracht hat, ist allein seine Schuld.
Wobei mich interessieren würde, wem der wohl 300-400 Euro Stundensatz fürs Klicken verrechnet wird.
schwarzesschaf
Ja Hausverstand wird immer rarer und solche Leute sind Juristen. Na gute nacht hoffe ihre Kinder haben danach mehr Hausverstand und lernen aus den Fehlern der Eltern aber es wird etwa der gleiche Schlag herangezogen
kritiker
superfaule Ausreden
criticus
Kindischer geht`s wohl nicht mehr um an die Macht zu bleiben und viel Geld zu verdienen!!
besserwisser
dass dem bruder und dem onkel geholfen wird ist verständlich (eine einfache enschuldigung wäre vollkommen ausreichend).
aber öffentlich den moralapostel spielen ist in dieser angelegenheit vollkommen unangemessen. der herr rechtsanwalt giesst öl ins feuer und merkt nicht dass es schoon lichterloh brennt …
wie weit kann man sich nur von der realitität entfernen … (nicht nur die „paar buben und mädels“) …
robby
Hier im Forum wäre es euch sicher auch allen Recht wenn eure Klarnamen ohne Erlaubnis veröffentlicht würden.
artimar
In der Denkgrube der Lächerlichkeiten um Nichts: Wieso nicht auch ein paar Klicks der Familie Widmann bei einer der eh fragwürdigen FF-Umfragen?
prof
Mich würde jetzt die Meinung von Herrn Brandstätter interessieren,was er zu seinem Mitarbeiter-Anwalt gesagt hat. Sicher hat er ihm schon die „Leviten“ gelesen,da es für Brandstätters Anwaltskanzlei keine Werbung war.
andreas1234567
Hallo nach Südtirol,
diese Umfragen und Petitionen sind alle für den Müll,schön wenn einmal ein Schlaglicht darauf fällt wie solche Ergebnisse zustandekommen.
Da wundert es auch kaum wenn bei einer Impfquote von damals 70 % mehr als 80 % für eine Impfpflicht waren..
Noch schlimmer sind diese albernen Online-Petitionen, da kann jeder so oft mitmachen wie er Mailadressen hat.
So eine Mailadresse ist in 30 Sekunden besorgt, selbst mach ich dort immer aus Spaß mit.
Die Petition gegen die Demonstranten in Triest habe ich als Luzifer Scheitan aus dem Vatikan unterstützt und die Deutschen Pestizidkämpfer (diese Petition kann man immer noch zeichnen) freuen sich über Idi Aminsson aus Uganda..Diese Stimmen wurden selbstverständlich gezählt..
Gruß aus den Niederlanden
nochasupergscheiter
Mit klarnamen hätte ich z. B kein Problem möchten doch alle ihren klarnamen und gleich ihren persönlichen Dreck am stecken mit veröffentlichen hier, ich habe niemand auch nicht die öffentliche Hand bestohlen und bin auch nicht in masken und Renten und x andere Affären zum Schaden der Bevölkerung verstrickt noch habe ich in der Pandemie kopflos der farmalobby Geld in den rachen gesteckt
meraner
Wo liegt das Problem, wenn eine anonyme Umfrage gemacht wird, an der man sich legitim mehrmals mit der selben IP beteiligen kann. Und man dann in einer anderen Zeitung den Namen des Inhabers der IP und deren Abstimmungsverhalten lesen kann. Das mehrmalige Abstimmen würde ich als kindisch einstufen, da mir eine solche Umfrage zu unwichtig für den Aufwand wäre.
Aber das Weitergeben und veröffentlichen meiner Abstimmung, hoffe ich zumindest, ist gesetzeswidrig und hat auch nichts mit Pressefreiheit zu tun. Oder wollen wir morgen in den Medien erfahren, wer wie gewählt hat. Ich hoffe die zuständigen Behörden greifen endlich ein und beenden diesen Missbrauch der Medienfreiheit.
luis2
Jetzt brauchtes noch die Göttliche Eingebung um den Apostel zu retten.
Zum Schluss reichst immer noch zu Schlauchtuchverkäufer.
dn
Zwei Dinge weiß ich jetzt: 1. Online Umfragen = Kacke 2. FF wird von Athesia gesponsert.
heracleummantegazziani
Von Athesia gesponsert? Athesia steht hinter Widmann, glauben Sie wirklich die Athesia hätte so etwas Peinliches für ihren Schützling zugelassen oder auffliegen lassen?
pingoballino1955
Zur Umfrage: dumm,dümmer,am dümmsten.