„Pflegequalität absichern“
Für Landesrätin Waltraud Deeg steht fest: Das soziale Netz war in den vergangenen Jahren stark gefordert, hat dem Druck aber standgehalten. In den kommenden Jahren warten aber bereits die nächsten Herausforderungen.
von Lisi Lang
Die Herausforderungen im Bereich der Pflege sind viele – angesichts des demografischen Wandels werden diese in den nächsten Jahren aber sicher noch größer werden. „Die Babyboomer-Generation geht langsam in Pension und das spüren wir überall“, sagt Soziallandesrätin Waltraud Deeg. Bis ins Jahr 2030 wird die Zahl der Menschen über 75 Jahre um 12,8 Prozent steigen und damit auch die Herausforderungen. „Während es jetzt vorrangig noch um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht, wird in Zukunft sicher die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf wichtiger werden“, erklärt Waltraud Deeg.
Angesichts dieser bevorstehenden Entwicklung kommt auf die Sozialdienste und das Land einiges zu. Deswegen müssten neue wohnortnahe, berufsbegleitende Ausbildungsmodelle geschaffen und die Pflegeberufe aufgewertet werden, um die Pflegequalität absichern zu können. „Und die Absicherung der Pflegequalität steht und fällt mit den Mitarbeitern“, unterstreicht Waltraud Deeg.
Mitarbeiter fehlen aber bereits jetzt. Rund 600 Betten in den Seniorenwohnheimen sind aktuell nicht besetzt, weil das Personal dafür fehlt. Auch bei der Einstufung für das Pflegegeld gibt es mittlerweile lange Wartezeiten. „Wir spüren nicht nur die Pensionierungen sondern auch die Suspendierungen“, sagt Landesrätin Deeg. Der soziale und sanitäre Bereich seien die einzigen, wo nach wie vor eine Impfpflicht gilt – und wegen dieser Impfpflicht habe man leider auch Personal verloren, sagt Deeg. „Einige haben gekündigt und sind nun in anderen Sektoren tätig“, weiß die Landesrätin, die davon ausgeht, dass sich das Problem weiter zuspitzen wird, je länger diese Phase andauert. „Viele sind einfach auch müde und am Ende ihrer Kräfte wegen des Dauerdrucks in den letzten Jahre“, weiß die Soziallandesrätin.
Nicht nur die Mitarbeiter sondern auch das soziale Netz insgesamt war in den letzten zweieinhalb Jahren wegen der Coronapandemie einem starken Druck ausgesetzt. „Das soziale Netz war sehr gefordert, aber es hat gehalten und vieles geleistet“, erklärt Waltraud Deeg mit Blick auf die Daten zum Sozialen Südtirol aus dem Jahr 2021. „Diese Zahlen sind wirklich beeindruckend wenn man bedenkt, dass wir von über 6.800 hauptamtlichen Mitarbeitern, rund 650 verschiedenen Diensten und einem Gesamtbudget von 633 Millionen Euro sprechen“, unterstreicht die Soziallandesrätin.
2021 wurden insgesamt 255 Millionen Euro an Pflegegeld ausbezahlt, im Jahr 2020 waren es 242 Millionen Euro. Im Laufe des Jahres 2021 haben 15.003 Personen mindestens eine Monatsrate des Pflegegeldes für die Pflege zu Hause erhalten, das sind knapp drei Prozent der Bevölkerung. „Vor allem Frauen in der ersten Pflegestufe werden zu Hause gepflegt, kostenmäßig hingegen ging der größte Anteil an die Seniorenwohnheime, die vor allem Pflegebedürftige der dritten und vierten Stufe betreuen und pflegen“, erklärt ASWE-Direktor Eugenio Bizzotto. Insgesamt 128 Millionen Euro an Pflegegeld wurden an Personen in Seniorenwohnheimen ausgezahlt. „Dieser Wert ist erstmals höher als der Beitrag für die Pflege zu Hause (125,1 Millionen Euro), auch weil im letzten Jahr zwei neue Heime eröffnet wurden“, erklärt Bizzotto.
Neben dem Pflegegeld ist eine wichtige Unterstützung für Betroffene auch der Hauspflegedienst. Im Bereich der Hauspflege wurden im Vorjahr über 287.812 Stunden bei 6.180 betreuten Personen erbracht. Vor allem Senioren, aber auch chronisch kranke Menschen nutzten die diversen Dienste der Hauspflege.
Weil die Pflege zu Hause vor allem Angehörige übernehmen, will Deeg auf eine weitere wichtige Unterstützung aufmerksam machen: „Für die pflegenden Angehörigen gibt es die Möglichkeit, die Pflegezeiten rentenmäßig abzusichern. Die öffentliche Hand unterstützt dies mit Beiträgen“, so Deeg. Und weil derzeit kaum 500 Personen diese Möglichkeit nutzen, so Deeg, sei es wichtig, sie bekannter zu machen.
Auch Zivilinvaliden, blinde und gehörlose Menschen werden in Südtirol unterstützt. 4.965 Personen haben als Teil- und Vollinvaliden, als Teil- und Vollblinde oder als Gehörlose eine finanzielle Leistung des Landes erhalten. Insgesamt wurden dafür 31,9 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.
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