„Made in Bangladesh“
Neun Jahre nach dem Gebäudeeinsturz Rana Plaza in Bangladesch hat sich in der Textilindustrie zwar manches gebessert, aber nicht genug. Ein Spielfilm in Südtirols Filmclubs zeigt die Missstände auf.
Am Sonntag, 24. April werden viele Menschen rund um die Welt die Luft anhalten: Vor neun Jahren, am 24. April 2013, ist in Dhaka in Bangladesch das fünfstöckige Rana-Plaza-Gebäude eingestürzt. 1.136 Textil- Arbeiter*innen kamen dabei ums Leben.
In fünf Textilfabriken wurden dort für große internationale Modemarken Kleider genäht. Um solche Tragödien künftig zu vermeiden, vereinbarten Gewerkschaften, Modemarken und zivilgesellschaftliche Akteur*innen verbindliche Maßnahmen zu Brandschutz und Gebäudesicherheit, den sogenannten “Bangladesh Accord”. Dieses Abkommen hat für die hauptsächlich weiblichen Näherinnen zwar manches verbessert, aber nicht genug.
In den Südtiroler Filmclubs wird in diesen Tagen auf Initiative der Südtiroler Weltläden und der OEW-Organisation für Eine solidarische Welt der Spielfilm „Made in Bangladesh“ gezeigt. Er erzählt die Geschichte einer jungen Textilarbeiterin, der es gelingt, sich gegen Diskriminierung und Widerstände durchzusetzen. Der Film läuft in Neumarkt, Bruneck, Sterzing, Brixen, Meran, Bozen und St. Ulrich.
Bangladesch ist nach China der zweitgrößte Bekleidungsexporteur der Welt und beschäftigt in der Textilindustrie über vier Millionen Menschen. 80 Prozent der Exporterlöse stammen aus der Textilwirtschaft. Acht von zehn Textilarbeiter*innen in Bangladesch sind Frauen. In Bangladesch werden die niedrigsten Löhne weltweit bezahlt.
Das hat dazu geführt, dass dieser Industriezweig enorm wachsen konnte. Der Mindestlohn liegt bei 63 Euro im Monat, zum Leben benötigt ein Mensch laut Asia Floor Wage 370 Euro pro Monat. Viele Frauen können von ihrem Lohn weder menschenwürdig leben, noch ihre Kinder in die Schule schicken oder sich im Krankheitsfall einen Arztbesuch leisten. Die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft ist für viele Arbeitgeber ein Kündigungsgrund. Nur in 142 der insgesamt 7.000 Fabriken gibt es Gewerkschaften.
Das Abkommen „Bangladesh Accord“, das nach dem Einsturz von Rana Plaza vereinbart wurde, hat jedoch einige positive Veränderungen gebracht, was Sicherheits- und Gesundheitsmaßnahmen angeht. Der Vertrag sieht vor, dass Modemarken ihre Fabriken sicher machen müssen und bei Verfehlungen rechtlich zur Verantwortung gezogen werden können.
Der Spielfilm „Made in Bangladesh“ erzählt von der 23-jährigen Shimu, die in einer Textilfabrik in Dhaka, in der Hauptstadt von Bangladesch, unter ausbeuterischen Bedingungen arbeitet. Doch sie setzt sich zur Wehr, indem sie gemeinsam mit ihren Kolleg:innen eine Gewerkschaft gründet. Daraufhin übt auch ihr Ehemann Druck auf sie aus und die Fabrikleitung beginnt ihr zu drohen. Aber Shimu lässt sich nicht entmutigen.
Brigitte Gritsch koordiniert die Südtiroler Weltläden. Der Etikettenaufdruck „Made in Italy“ in vielen Geschäften reiche nicht aus, um sicher zu gehen, dass Kleidung auch wirklich in Italien genäht worden sei, sagt sie.
Dafür müssten die Produktionswege zur Gänze rückverfolgbar sein. Das gewährleisten nur die wenigsten Modegiganten – trotz vieler Versprechen und Absichtserklärungen nach der Katastrophe von Rana Plaza. „Überlegen Sie zwei Mal, ob Sie etwas wirklich brauchen, bevor Sie es kaufen“, plädiert die Koordinatorin der Südtiroler Weltläden und regt unter anderem zu Kleidertausch an.
In den Südtiroler Weltläden wird zunehmend Bekleidung angeboten. Deren Produktionswege sind klar zurück verfolgbar, die Kleidung ist hochwertig und fair bezahlt.
Die Filmtermine
Dienstag, 19.04.2022, 20 Uhr, Filmclub Neumarkt Ballhaus
Donnerstag, 21.04.2022, 20 Uhr, Filmclub Bruneck Kolping
Freitag, 22.04.2022, 20 Uhr, Filmclub Sterzing Stadttheater
Sonntag, 24.04.2022, 20 Uhr, Filmclub Brixen Astra
Donnerstag, 28.04.2022, 20.30 Uhr, Filmclub Meran Ariston
Donnerstag, 28.04.2022, 20 Uhr, Filmclub Bozen
Freitag, 29.04.2022, 20.30 Uhr, Bibliothek St. Ulrich/Gröden
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