„Das ist meine Rache“
Auf der ersten Etappe der Tour of the Alps griff der Franzose Geoffrey Bouchard aus der Ferne an, startete nach über 100 Kilometer mit einer Ausreißergruppe durch und holte sich im Alter von 30 Jahren seinen ersten Profi-Erfolg.
Wenn sich die Tour of the Alps im Laufe der Jahre dadurch ausgezeichnet hat, dass sie viele junge und aufstrebende Athleten in den Olymp der Großen geführt hat, von Egan Bernal über Ben O‘ Connor bis hin zu Pavel Sivakov, so sorgte die erste Etappe der Ausgabe 2022 am Ostermontag, 18. April, für eine große Überraschung.
Als Geoffrey Bouchard (AG2R-Citroen) 40 km nach dem Start in Cles in Richtung Primiero/San Martino di Castrozza aus der Deckung kam, sah es nach einem weiteren Versuch eines Fahrers aus, den wir für seine Ausreißversuche und seine Jagd auf die Bergwertung kennen, wie beim letzten Giro d’Italia, wo er das Bergtrikot gewann.
Diesmal war es jedoch anders, zum ersten Mal, im Alter von 30 Jahren, hob Bouchard bei einem großen Etappenrennen als Sieger seine Arme in den Himmel, unter dem Beifall der jubelnden Menge, die zum Ziel in Primiero/S.Martino di Castrozza strömte. Es war ein herrlich sonniger Tag auf den Straßen des Trentino, wo die erste Etappe des Euregio-Rennens stattfand.
Bis zu den letzten Metern musste Geoffrey schwitzen: Er rettete fünf Sekunden Vorsprung vor Pello Bilbao (Bahrain-Victorious) ins Ziel. Platz drei ging an Romain Bardet (Team DSM), dahinter folgten der Italiener Vincenzo Albanese (Eolo-Kometa) und der Tiroler Felix Gall (AG2R-La Mondiale), der in wenigen Tagen auf seinen Osttiroler Straßen ein Heimspiel hat.
Mit ihnen erreichten auch Sivakov und Porte (Ineos-Grenadiers), Chaves (EF Education-Easypost) und Miguel Angel Lopez (Astana-Qazaqstan) das Ziel, vier Sekunden dahinter folgten unter anderem Landa und Pernsteiner (Bahrain-Victorious), Carthy (EF Education-Easypost) und Pinot (Groupama-FDJ).
Der Brocon-Pass war einer der Höhepunkte der ersten Etappe der Tour of the Alps: Nach 40 km zwischen den Apfelplantagen von „Melinda“ im Val di Non bildete sich die Ausreißergruppe des Tages mit Bouchard, Zwiehoff (BORA-hansgrohe), Rangel (Movistar), Mattia Bais (DroneHopper-Androni), Exteberria Zafra (Euskaltel-Euskadi) und Zangerle (Tirol-KTM Cycling Team).
Sofort gewannen die Ausreißer einen Vorsprung von über 7 Minuten, der sich am Eingang zum Brocon-Pass auf knapp über 6 Minuten reduzierte. Am Anstieg begann die Ausreißergruppe jedoch zu zerfallen, so dass nur noch Bouchard und Zwiehoff vorne lagen, während dahinter das Tempo von Israel und Ineos die Gruppe auf 3:37 zurückwarf.
Bais und Etxebarria kamen nur kurz auf der Brocon-Abfahrt wieder heran und fielen dann an den Hängen des Gobbera-Passes wieder etwas ab. Hier setzte sich Bouchard von Zwiehoff ab. Dieser kam dann auf der Abfahrt beim Versuch, ihn einzuholen, zu Sturz.
Dies war der Beginn des Alleingangs des Franzosen gegen das Feld, das erstmals einen Rückstand von 1:49 Minuten aufholen musste. Bei den Molaren versuchte Bahrain-Victorious anzugreifen, um Pello Bilbao die Chance zu geben, beim Finish heranzukommen und seine Qualitäten auszuspielen: aber heute war der Tag von Bouchard, der Tag von dem er bereits träumte, der Tag an dem er seinen ersten großen Sieg als Profi feiern konnte. Er trägt nun das grüne Melinda-Trikot des Gesamtführenden und das azurblaue Trikot für die Bergwertung.
Das weiße Würth Modyf des besten Nachwuchsfahrers geht an den Eritreer Natnael Tesfatsion (DroneHopper-Androni), der als Sechster ins Ziel kam, das rote PMG Sport Trikot für die Zwischensprints trägt Emanuel Zingerle (Tirol-KTM Cycling Team).
BOUCHARD: „DAS IST MEINE RACHE“.
„Heute war es unser Ziel, dass es einer schafft auszureißen“, sagte Bouchard nach dem Rennen. „Wir haben mehrere starke Männer für so ein Rennen. Ich war an der Spitze, als sich ein Angriffsversuch ergab, also probierte ich es. Wir haben nicht damit gerechnet, dass es eine solche Chance geben wird, aber ich habe hart gearbeitet und versucht, bis zum Schluss daran zu glauben“
„Auf den letzten Metern spürte ich den Atem der Verfolger im Nacken, ich wusste, dass ein Comeback von Bilbao sehr gefährlich werden könnte, aber ich konnte endlich meinen ersten Sieg genießen, mit 30 Jahren. Im Radsport ist es wichtig, an sich zu glauben: Letztes Jahr beim Giro habe ich auf den letzten Metern einen Etappensieg verpasst, das ist meine Revanche.
„Als ich jung war, gehörte ich nicht zu den talentiertesten Jungs, ich wurde nie in die Nationalmannschaften aufgenommen, und die Möglichkeit, Profi zu werden, ergab sich zunächst nicht. Ich radelte als Amateur, arbeitete bei Decathlon, um meinen Lebensunterhalt zu bestreiten, und arbeitete hart, um meinen Traum zu verwirklichen. Eines Tages fragte ich meine Eltern, ob ich meinen Job aufgeben könnte, um es wirklich zu versuchen und alles für meine Leidenschaft zu geben. Die Gelegenheit bot sich, und ich bin jeden Tag dankbar dafür und versuche immer alles zu geben“.
„Ich bin mit 27 Jahren Profi geworden, habe sowohl bei der Vuelta als auch beim Giro das Trikot des besten Bergfahrers gewonnen, und dieses Jahr werde ich zum ersten Mal bei der Tour dabei sein. Das gepunktete Trikot ist ein Traum, aber jeder Fahrer lebt davon, dem Erfolg nachzujagen. So wie heute“.
Felix Gall erzählt im Ziel: „Die Tour of the Alps hätte für unser Team nicht besser beginnen können: Wir wollten einen Etappensieg und gleich am ersten Tag klappt es! Ich persönlich bin mit meinem 5. Platz super happy! Es hat sich noch nicht so gut angefühlt heute, weil ich letzte Woche nach der Baskenland Rundfahrt nicht so viel trainiert habe. Der Körper muss erst in Schwung kommen. Aber es war ein super Renntag für mich und mein Team und ich blicke zuversichtlich in die nächsten Tage!“.
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