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Endlich wieder

Adrian Goiginger nimmt den Preis des Landes Südtirol für den besten Spielfilm („Märzengrund“) entgegen

Das Bolzano Filmfestival Bozen ist vorbei, die Preise sind vergeben, und das Nachfestival läuft noch bis Samstag online. Zwei der Siegerfilme sind auch dabei.

 Von Renate Mumelter

Endlich wieder. Das war der positive Grundtenor während des BFFB. Alle Anwesenden freuten sich sichtlich darüber, dass es endlich wieder möglich war, ein Festival live zu erleben und Filme auf der echten Leinwand zu sehen. Auch auf die Gefahr hin, mich monoton zu wiederholen: die Leinwand braucht’s. Das Zusammentreffen von Menschen natürlich auch.

Marina Belobrovaja bekam den Preis der Stiftung Südtiroler Sparkasse für den besten Dokumentarfilm „Menschenskind!“

Der Leinwand-Wink

Einen besonders deutlichen Leinwand-Wink bekam ich vom späteren Siegerfilm „Märzengrund“. Zur Arbeitsvorbereitung konnte ich fast alle Filme via Screening-Link sehen, auch Goigingers Geschichte. Die spielt in den konservativen Bergen, war von Felix Mitterer entdeckt und fürs Theater aufgeschrieben worden. Kein heiteres Thema also, und zu schwer kam „Märzengrund“ via Laptop bei mir an. Die Leinwand belehrte mich eines besseren. Zwar ist die Geschichte von Elias (alias Simon) nicht wirklich heiter, aber so schwer ist sie auch nicht. Sie erzählt von Freiheit und Selbstbestimmtheit. Sie braucht die Leinwand, um die Berge zu sehen und um den Darstellenden nahe zu kommen, Gerti Drassl in der Schlussphase. Die Spielfilmjury begründete die Entscheidung für Goigingers Film unter anderem damit, dass es sich um eine Geschichte handle, „die von Träumen, Erwartungen, Freiheit, Reue, Bedauern und Desillusionierung erzählt.“ Der Regisseur kam bei der Preisverleihung so auf die Bühne wie er die ganzen Tage über war, im Normaloutfit. Aufgebrezelt ist beim BFFB (fast) niemand, und das ist gut so. Zugänglich sind alle. Das gilt für Goiginger genauso wie für Ehrengast Ruzowitzky, der sich vom etwas patscheten Verkehrsamt der Stadt Bozen erklären ließ, warum er diesen Ehrenpreis verdient hat.

FAS-TALK mit Nela Märki und Hannes Bruun, dem Editor von „Hinter den Schlagzeilen“ von Daniel Andreas Sager, der den Publikumspreis der Stadt Bozen bekommen hat. (Foto: Georg Zeller)

Zugängliche Gäste

Zugänglich waren die Gäste auch bei diversen Talks, die leider in der Dichte des Angebots untergingen. Nur wenige Menschen haben beispielsweise Gerti Drassl zugehört. Das ist zwar äußerst gemütlich, aber schade ist es auch. Während einige dieser Gespräche live gestreamt wurden und noch online auf dem Filmclub-YouTube Kanal angesehen werden können, gilt das für andere leider nicht. Dazu zählt das Zusammentreffen mit Hannes Bruun, dem Editor von „Hinter den Schlagzeilen“, jenen Film von Daniel Andreas Sager, der die Arbeit im investigativen Journalismus dokumentiert. Die Editorin Nele Märki führte das Gespräch über die Kunst der Montage. Das Gespräch zeigte, dass Film Teamarbeit ist. Es führte hinter die Schlagzeilen aber auch hinter die Kulissen.

 

Renate Mumelter und Uli Spitaler

Preise

gab es beim Festival so viele, dass es schwer ist, den Überblick zu wahren. Den Dokumentarfilmpreis gewann Marina Belobrovaja für ihren sehr aufschlussreichen und spannenden „Menschenskind!“. „Das beste, was ein Dokumentarfilm machen kann, ist Fragen zu stellen. Und die Zuschauer zu animieren, über den Film und sein Thema nachzudenken“, schreibt die Jury. Das gelinge hier „auf eine Art und Weise, wie es im Kino selten ist“. Die Euregio-Jugendjury entschied sich für den kosovarischen „Babai“, einen Film aus der Reihe Focus Europa.

Den Goldenen Walther und den Dolomiten UNESCO Weltkulturerbe-Preis gab es für „Das rote Haus“, beide Preise haben wohl auch etwas mit Robert Peronis Lokalbezug zu tun.

Interessant, dass der Publikumspreis an „Hinter den Schlagzeilen“ ging. Der Film ist gut und spannend, das besondere Interesse daran führe ich allerdings auf die aktuelle politische Schieflage in Südtirol zurück, die ans Licht musste und die Menschen bewegt.

 Fazit

Alles wird gut, endlich wieder Menschen, die miteinander in Dialog treten können. Etwas weniger wäre allerdings mehr.

 

Alle Infos über die Preise auf www.filmfestival.bz.it

Online-Filme da Casa unter https://www.mymovies.it/ondemand/bolzano/

Die Talks unter www.filmclub.it in der Sektion Filmclub-Talks

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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