„Vielleicht lese ich es“
SVP-Frauen-Chef Renate Gebhard sieht im Schulterschluss zwischen LH und Parteiobmann den einzigen Ausweg – und erklärt, warum sie das Buch „Freunde im Edelweiß“ noch nicht gelesen hat.
TAGESZEITUNG Online: Frau Gebhard, was sagt die SVP-Frauenchefin zum SVP-SAD-Skandal?
Renate Gebhard: Ich habe mich in den letzten Wochen bewusst zurückgehalten, weil ich nicht weitere Keile reintreiben wollte. Meine Position ist: Es geht nur mit dem Parteiobmann und mit dem Landeshauptmann zusammen …
… das ist auch die Position der SVP-Bürgermeisterkonferenz …
Richtig. Und auch die Position der Ortsobleutekonferenz. Ich stehe hinter beiden und ich bin froh, dass der Parteiobmann und der Landeshauptmann einen Modus vivendi oder – wie immer wir das nennen wollen – einen Schulterschluss gefunden haben, der auch von der Parteileitung mitgetragen wird. Das ist im Interesse der Partei und der Politik im Lande. Wir tun gut daran, das Paket, das sie vorgestellt haben, mitzutragen.
Sie selbst haben gegenüber Parteikollegen gesagt, Sie würden das Buch „Freunde im Edelweiß“ sicher nicht lesen …
(lacht) Da wissen Sie mehr als ich.
Sie haben das nicht gesagt?
Ich habe gesagt, ich habe das Buch noch nicht gelesen. Ich kann noch nicht sagen, ob ich es lese. Meine Schwiegermama hat es, es kann sein, dass ich es nach ihr lese.
Wäre die Lektüre dieses Buches für eine/n Politiker/in nicht Pflicht. Sie können nach der Lektüre ja immer noch sagen, der Franceschini und der Oberhofer haben einen Topfen zusammengeschrieben …
Es geht mir um die Sache.
Sie interessiert nicht, wie eine Clique Ihrer Partei den LH stürzen und einem Unternehmer zu einem öffentlichen Auftrag von fast einer Milliarde Euro verhelfen wollte?
Wie gesagt, es kann sein, dass ich das Buch lese. Mir geht es in erster Linie darum, dass die Wogen sich glätten.
Es ist interessant: In den SVP-SAD-Skandal sind – einmal abgesehen von einer Landesbeamtin – keine Frauen verwickelt. Was sagt uns das?
Ja, das ist ein Fakt. Und ich bin sehr froh darüber. Es gibt die, die sagen, das liege daran, dass Frauen zu wenig Macht hätten. Ich bevorzuge eine andere Lesart: Vielleicht gehen Frauen mit Macht anders um.
Müsste man nicht nach diesem Skandal nicht eine Verweiblichung der Politik fordern? Eben weil Frauen empathischer agieren als Männer?
Genau das fordere ich als Frauen-Chefin immer. Es geht nicht darum, dass Frauen es besser machen, sondern sie machen es anders. Wir sehen das in der Wirtschaft: Die gemischten Teams treffen die ausgewogensten und die besten Entscheidungen.
Wünschen Sie sich nicht eine neue Moral in der Politik und andere Umgangsformen?
Ja, ich wünsche mir eine kultiviertere Ausdrucksweise und einen faireren Umgang. Aber es gilt auch realistisch zu sein: Ich bin seit bald 20 Jahren politisch aktiv und kann aus Erfahrung sagen, dass Politik kein Honigschlecken ist.
Was kann die SVP aus dieser schweren Krise lernen?
Ich hoffe, dass meine Partei gestärkt aus dieser Krise hervorgeht.
Sicher sind Sie nicht?
Nein, sicher bin ich mir nicht. Noch ist alles in Bewegung. Ich hoffe, dass einzelne Akteure sich im Interesse des großen Ganzen zurücknehmen …
Sie meinen Thomas Widmann und Karl Zeller?
Ja.
Letzte Frage: Sollen oder dürfen wir Ihnen das Buch schicken?
(lacht) Ja, danke. Aber schicken Sie mir bitte auch die Rechnung mit.
Interview: Artur Oberhofer
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Kommentare (22)
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andreas
Die Gebhard verhält sich wie ein kleines Kind, welches sich die Augen zuhält und meint, dass man es nicht sieht.
Sich informieren und dazu zählt das Buch gelesen zu haben, ist wohl das Mindeste, was man von einer aktiven SVP Politikerin erwarten könnte.
Die gute Frau ist eigentlich politisch tot, denn wer wählt eine, welcher der Wille fehlt, sich über das zu informieren, worüber sie sich äußert und momentan das Hauptthema in der Partei ist.
Habe selten ein Interview gelesen, wo eine Politikerin sich selbst so bloßgestellt hat, das muss man auch erst hinbekommen.
criticus
So ein Quatsch, die haben das Buch ALLE gelesen!
gorgo
Vielleicht lese ich es. Sobald es mir jemand leiht.
Keine Lust fast 25€ für aufgeblähten Tratsch rauszuschmeissen, den Hauptinhalt kennt man ja bereits. Und das meiste könnte man sich in den letzten Jahrzehnten eh denken.
annamaria
Auch als Frau muss ich sagen, dass solche Frauen wie u.a.auch die Deeg lieber hintern Herd gehören als in die Politik!! Denn wenn Frauen Macht ausüben wollen, dann gehts nach hinten los. Diplomatisch und intellegent kommt man besser weiter!!
artimar
Haha, der Oberhofer als Buchverkäufer unterwegs!
artimar
… der Rest belanglos. Leider.
besserwisser
@artimar: nein, das stimmt nicht. ich wollte es gleich am anfang direkt über seinen eigenverlag kaufen, er hat mir schnell geantwortet und gesagt ich soll mich an die buchhandlungen wenden.
wenn man es nicht besser weiss soll man keine balle rumerzählen …
semperoper
Ohne Landeshauptmann geht es nicht, das ist richtig. Ohne Parteiobmann aber sehr wohl. An diesem in einem gewissen Kreis sich immer wiederholenden Statement offenbart sich dann auch jedesmal, wessen Geistes es entspringt.
besserwisser
sehr treffend und für interessierte verständlich formuliert!
dn
Frauenpower: Da muss mann nur über den Brenner schauen, da sitzt im Mutterland eine Sie im Dschumpus. XX allein ist keine Garantie.
meintag
Ob Männlein ode Weiblein. Unsere PolitikerInnen kommen nicht in den Tschumpus. Sie werden höchstens noch geehrt sodass Sie glauben Sie sind unangreifbar.
besserwisser
es geht mir um die sache … 🙂
bettina75
Jo, liebe Frau Gebhard das Lesen dieses Buches würde Sie, meiner Meinung, doch ein wenig erden und auf den Boden des Südtiroler-Politik-Systems bringen.
Ihre Parteikollegen haben es geschafft die Römischen Zustände um Meilen zu übertreffen!!!