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Deegs Bewerbung

Hat LH-Stellvertreterin Waltraud Deeg den SVP-Vizeobmann Karl Zeller in den „Dolomiten“ angepatzt, weil sie selbst Landeshauptfrau werden will – und dafür das Tagblatt der Südtiroler braucht?

von Artur Oberhofer

Zufälle gibt es in der Politik nicht.

Also hat auch der spektakuläre „Auftritt“ von Waltraud Deeg in den „Dolomiten“ bestimmt einen tieferen Sinn.

Es war ein Tiefschlag der besonderen Art, den die sonst so sanftmütige und leise auftretende LH-Stellvertreterin ausführte und den die Tageszeitung „Dolomiten“ genüsslich spielte.

Am 31. März wurde die SVP-Sozialpolitikerin Waltraud Deeg zur großen Anklägerin. Die Landeshauptmann-Stellvertreterin goss Öl ins Feuer und ließ sich vom Tagblatt der Südtiroler mit der spektakulären Aussage zitieren, sie habe bereits vor anderthalb Jahren „aus dem Umfeld von Karl Zeller gehört“, dass dieser “die Mehrheit in der Partei erringen oder im Zweifelsfall riskieren“ wolle, „die Partei zu zerstören“.

Das war keine politische Wertung, sondern eine regelrechte Anklage.

Ross und Reiter nannten weder die LH-Stellvertreterin noch die sonst – nach eigenen Angaben – so sorgfältig recherchierende Tageszeitung „Dolomiten“.

Von RAI-Chefredakteurin Heidy Kessler am Runden Tisch aufgefordert, er oder Frau Deeg möchten doch bitte die Quelle benennen, tat „Dolomiten“ Chefredakteur Toni Ebner ganz empört: „Ja, Sie werden wohl der Frau Deeg glauben!?“

Innerhalb der SVP hat dieser Querschuss von Waltraud Deeg für angeregte Diskussionen gesorgt.

Es gibt in der Edelweiß-Partei die, die sagen, Waltraud Deeg habe sich mit einer unüberlegten Aussage vom Tagblatt missbrauchen lassen. Sprich: Sie sei einer/m cleveren Reporter/in einfach nur auf den Leim gegangen.

Aber es gibt in der SVP auch die, die die Attacke der LH-Stellvertreterin gegen den Athesia-Feind Nr. 1, Karl Zeller, als klare Botschaft interpretieren – nämlich als Bewerbung für das Amt der ersten Landeshauptfrau Südtirols.

Ein hochrangiges Mitglied der SVP-Landtagsfraktion sagt im Hintergrundgespräch mit der TAGESZEITUNG:

„Seit sie Landeshauptmann-Stellvertreterin ist, hat sich auch das Verhältnis zwischen Waltraud Deeg und dem Landeshauptmann verschlechtert. Die Deeg will ihre Mutter toppen und Südtirols erste Landeshauptfrau werden. Und sie glaubt: Um das zu werden, braucht sie die Athesia.“

Nach den Enthüllungen im Buch „Freunde im Edelweiß“ ist in der SVP nichts mehr wie es war. Und es ist klar: Anderthalb Jahre vor den nächsten Landtagswahlen versuchen sich die verschiedenen Akteure in Position zu bringen.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass bislang Thomas Widmann der Brückenkopf zwischen dem Medienhaus Athesia und der SVP war. Widmann war der Kandidat der Gebrüder Ebner für den Fall, dass der Putsch gegen Arno Kompatscher gelingen sollte. Auch weil die Ebner-Brüder – so wie übrigens auch Alt-LH Luis Durnwalder in einem abgehörten Telefongespräch erklärte – Philipp Achammer den Job des LH (noch) nicht zutrauen.

Nach der Entmachtung ihres wichtigsten und treuesten Mannes in der Zentrale der Macht muss der Athesia-Konzern seine politischen Referenten neu aufstellen.

Einer, den die Athesia-Mächtigen seit Jahren auf ihrem Radar haben, ist der EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann. Auch der hat sich bereits in Stellung gebracht, indem er sich öffentlich gegen den Bressa-Antrag zum Athesia-Monopol ausgesprochen hat. Damit gehört auch Herbert Dorfmann zum erlauchten Kreis der SVP-Politiker, die das Vakuum nach dem Widmann-Abschuss ausfüllen könnten.

Und genau vor diesem politstrategischen Hintergrund ist wohl auch der jetzige Schulterschluss zwischen Waltraud Deeg und dem Tagblatt „Dolomiten“ zu sehen.

Die TAGESZEITUNG hat Waltraud Deeg gestern gefragt, ob sie sagen könne, wer denn die Person aus dem Umwelt Zellers sei, der den angeblichen „Die Partei zerstören“-Sager bestätigen könne. Und: Ob es denn stimme, dass sie Ambitionen auf das höchste Amt im Lande habe.

Zur Frage 1 sagte Waltraud Deeg:

„Alles, was ich zu sagen hatte, habe ich im ,Dolomiten‘-Interview transparent und für jeden jederzeit nachlesbar gesagt. Ich stehe hinter jedem Wort und habe dem nichts hinzuzufügen. Sollte sich jemand rechtswidrig behandelt fühlen, dann steht es ihm natürlich frei, die dafür vorgesehenen Rechtswege zu beschreiten.“

Und auf die Frage, ob sie Arno Kompatscher beerben möchte, erklärte die LH-Stellvertreterin lapidar:

„Ich habe keine Absicht, mich an irgendwelchen Spekulationen zu beteiligen.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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