„Große Transformation“
Die Nachhaltigkeitstour des Landes Südtirol machte in Sterzing Halt. Zentrale Themen des Infoabends: Verkehr, chancengerechte Bildung für alle und der Prozess Arbeit 4.0.
Ziel der Informationstour zur Nachhaltigkeit quer durch das Land ist, Südtirols Weg der Nachhaltigkeit gemeinsam mit den Menschen vor Ort zu gestalten und einen Bogen in die Zukunft zu spannen. Die vorletzte Etappe mit Landeshauptmann Arno Kompatscher und Landesrat Philipp Achammer führte am Montag ins Stadttheater Sterzing.
Auch Bürgermeister Peter Volgger sowie Vertreterinnen und Vertreter der Bezirksgemeinschaft und der Gemeinden nahmen am Infoabend teil. Der Themenbogen reichte vom Verkehr über eine gute sowie chancengerechte Bildung und eine menschenwürdige Arbeit bis hin zur ressourcenschonenden Produktion.
Eurac-Research-Präsident Roland Psenner gab einleitend einen Überblick über die 17 von der UNO beschlossenen Ziele für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030.
Dabei zeigte er vier mögliche Zukunftsszenarien für „ein nachhaltiges Südtirol 2030+“ sowie die entsprechenden Herausforderungen auf.
Umfrage: Für 151 Teilnehmende ist Nachhaltigkeit ein Top-Thema
Bei den in Sterzing anwesenden Bürgerinnen und Bürgern hat die Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert. 151 Online-Umfrageteilnehmende halten die Nachhaltigkeit für ein wichtiges Thema (4,4 von 5 Punkten). Als die drei wichtigsten Herausforderungen, vor denen Südtirol derzeit steht, nennen die Teilnehmenden den Verkehr, gefolgt vom Klimawandel und der sozialen Gerechtigkeit.
LH Kompatscher: „Nachhaltigkeit muss sozialverträglich gestaltet werden“
Landeshauptmann Kompatscher richtete einen Appell an alle, um die Herausforderungen bei Klima-, Biodiversitäts- und Ressourcenkrise anzugehen.
„Die Herausforderungen sind derart groß, dass sie weder die Politik noch die Bürgerinnen und Bürger allein lösen können. Wir werden gemeinsam daran arbeiten müssen“, sagte der Landeshauptmann. Bei dieser „großen Transformation“ gelte es, Ökologie und Soziales, Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft voll einzubeziehen. „Das alles müssen wir schaffen, ohne die Menschen beziehungsweise bestimmte gesellschaftliche Gruppen zurückzulassen. Das Ganze muss sozialverträglich gestaltet werden.“
LR Achammer: „Nachhaltigkeit entscheidet darüber, was wir unseren Kindern hinterlassen“
Landesrat Achammer betonte die Bedeutung einer „ressortübergreifenden Zusammenarbeit“ in der Nachhaltigkeitspolitik: Die 17 globalen Nachhaltigkeitsziele machten bewusst, „auf welchem Weg wir bisher waren und was wir gezielter tun sollen. Denn was wir heute für die Nachhaltigkeit tun oder nicht tun, entscheidet darüber, was wir unseren Kindern morgen hinterlassen.“ Im Sinne einer nachhaltigen Bildung „muss das zentrale Ziel für uns sein, alle Kinder und Jugendlichen – unabhängig von ihrem sozioökonomischen Kontext – zu einer Qualifikation hinzuführen, die Perspektive gibt, die Werte vermittelt und jeder und jedem Einzelnen Genugtuung bringt“, sagte Achammer.
Eine der größten Herausforderungen für die nächsten Jahre und Jahrzehnte sieht Landesrat Achammer aufgrund des demografischen Wandels innerhalb seiner Ressorts im Bereich Arbeit. „Den vielen Rentenaustritten stehen weniger Eintritte in den Arbeitsmarkt gegenüber. Der Kampf um Fachkräfte ist längst eröffnet“, sagt Landesrat Achammer und ist überzeugt, auch über das Konzept Arbeit 4.0 gegensteuern zu können: „Nicht der Mensch muss der Arbeit folgen, sondern die Arbeit dem Menschen. Wir müssen europaweit der ‚Place to work‘ werden, eine Region, in der man für einen angemessenen Lohn und innerhalb guter Rahmenbedingungen gerne arbeitet“, umfasst Landesrat Achammer die festgelegte Vision.
Auch gelte es für eine ressourcenschonende Produktion einzustehen. Als konkretes Beispiel für „die Tatkraft und den Ehrgeiz der Menschen im Land“ nannte Landesrat Achammer das Bauschutt-Recycling. „Dies ist eine enorme Chance für unser Land.“ Hier könne Südtirol eine Vorreiterrolle einnehmen.
Verkehr vermeiden, verlagern und verbessern
Im Rahmen der Frage-Antwort-Runde mit dem Publikum rangierte ganz vorne das Handlungsfeld Verkehr , „eines der Hauptprobleme“ im Land, sagte Landeshauptmann Kompatscher. Sein Credo: Es gelte weiter „Verkehr zu vermeiden, zu verlagern und zu verbessern“. Südtirol werde zukünftig verstärkt in den Schienenverkehr investieren, um straßenbahnähnliche Situationen, flankiert von Wasserstoffbussen, zu haben. Auch gelte es, das Dienstleistungsangebot landesweit und immer nutzerfreundlich auszubauen. „Ziel beim öffentlichen Regionalverkehr für das Wipptal wird es sein, den Südtirol Takt bei der Anbindung von Sterzing ins nördliche Wipptal bis nach Innsbruck einzuführen“, führte der Landeshauptmann aus. Thema war auch der Erwerb der Konzession für die Brennerbahn südlich des Brenners und die barrierefreie Umgestaltung des Sterzinger Bahnhofs.
Bildung und Wertschätzung: eine Kombination aus mehreren Faktoren
Bezogen auf eine gute Bildung, die mit Wertschätzung, sprich Entlohnung des Bildungspersonals einhergehen müsse, sagt Landesrat Achammer: „Es braucht eine Kombination aus mehreren Faktoren: Zum einen brauche es eine Anpassung der Gehälter an die reale Inflation; zum anderen gute Voraussetzungen, damit eine Lehrperson, eine pädagogische Fachkraft, das tun kann, was ihr Freude macht.“ Da gelte es beispielsweise, die Bürokratie und Auflagen zu reduzieren, damit man nicht für das Papier arbeite, sondern für die Kinder und Jugendlichen. „Wertschätzung hat mit Wertschätzung in Worten, mit Wertschätzung in Bezahlung und damit zu tun, dass man das tun darf, wofür man leidenschaftlich brennt.“
Nachhaltigkeitsworkshop am Dienstagnachmittag
Aber auch die Stärkung der regionalen Kreisläufe sowie mögliche Maßnahmen im Zusammenhang von Wirtschaftswachstum und Klimakrise waren Themen, die hinsichtlich einer stärkeren umweltverträglichen Ausrichtung angesprochen wurden.
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