„Schlecht aufgestellt“
In Südtirols Psychiatrien fehlt Personal. „Angesichts der aktuellen Situation ist dieser Fachkräftemangel besonders gravierend“, sagt die Grüne Brigitte Foppa.
von Lisi Lang
Die Corona-Pandemie wirkt sich auf die psychische Gesundheit der Menschen aus. Immer wieder haben Mediziner, Psychologen und Psychiater in den letzten Monaten auf die gestiegene Nachfrage nach psychologischer Hilfe hingewiesen, auch auf politischer Ebene waren die Auswirkungen der Pandemie auf die Psyche immer wieder ein Thema. „Psychische Krankheiten sind zwar nicht erst seit der Pandemie sehr präsent in unserer Gesellschaft, angesichts der aktuellen Situation ist eine gute Personalabdeckung aber umso wichtiger – für Ärztinnen und das Pflegepersonal auf der einen, aber auch für Patientinnen auf der anderen Seite“, sagt Brigitte Foppa, Landtagsabgeordnete der Grünen.
Die Grünen haben sich in den letzten Jahren immer wieder mit dem Thema psychische Gesundheit beschäftigt und nun mit einer Anfrage konkrete Daten zur derzeitigen Situation in Südtirols Psychiatrien eingefordert. „Es geht um eine Bestandsaufnahme, damit man weiß, wie es aktuell aussieht – wir haben nämlich Hinweise bekommen, dass in einigen Abteilungen Fachkräfte fehlen“, erklärt Brigitte Foppa.
Die Antwort von Landesrat Thomas Widmann bestätigt die Vermutung der Grünen: Es fehlt Personal. Nach Rücksprache mit dem Südtiroler Sanitätsbetrieb erklärt Widmann, dass in der Bozner Psychiatrie derzeit zwar keine Facharztstellen unbesetzt sind, im Zentrum für Psychische Gesundheit (ZPG) allerdings zwei Pflegerinnen und auch in der Psychiatrischen-REHA-Abteilung fünf Pflege/technisches Personal fehlen.
In der Psychiatrie in Brixen sind alle Psychologenstellen und Sozialassistentenstellen besetzt, eine Facharztstelle ist aber unbesetzt und es erfolgte laut Widmann auch eine Suspendierung.
In Meran und Bruneck fehlt deutlich mehr Personal: „In der Psychiatrie in Meran sind im Moment zwei Stellen von Ärzten unbesetzt, die Rangordnung wurde soeben erstellt“, erklärt Widmann. Auch beim Pflegepersonal würden wegen Suspendierungen, Krankheit oder Pensionierungen mehrere Mitarbeiter fehlen.
In der Psychiatrie in Bruneck sind laut Widmann sogar drei von 8,5 Facharztstellen unbesetzt. Allein im Zentrum für Psychische Gesundheit fehlen vier von acht Pflegerinnen. „Die Psychiatrische-REHA-Abteilung ist wegen Pflegerinnen-Mangel geschlossen (es fehlen ca. 3 Vollzeitkräfte von 7). Die ErgoTH ist aktuell nur mit 0,5 von 2 besetzt“, so Widmann über die aktuelle Situation.
Die Personalsituation in einigen Psychiatrien im Land lässt sich also durchaus als angespannt bezeichnen. Was bedeutet das für die Abteilungen und Einrichtungen? „Das bedeutet natürlich eine große Herausforderung in der Organisation, aber auch für die Mitarbeiter“, so Thomas Widmann.
Brigitte Foppa spricht angesichts dieser Daten von einer gravierenden Situation. „Der Fachkräftemangel ist in so einer Situation wie der aktuellen wirklich besonders gravierend“, sagt Foppa. Ein derzeit sehr wichtiger Dienst sei „schlecht aufgestellt“, vor allem in Bruneck sei die Situation schlimm.
Diese Bestandsaufnahme sei wichtig, betont Foppa, um entsprechend Vorschläge ausarbeiten zu können. „Im April wird im 4. Gesetzgebungsausschuss eine Anhörung von Experten zum Thema psychische Gesundheit nach Covid in Südtirol stattfinden und wir werden dort dann natürlich auch auf diesen Fachkräftemangel und die Auswirkungen eingehen“, unterstreicht Brigitte Foppa. „In so einem Krisenmoment ist es einfach wichtig, dass man gut und schnell reagieren kann – diese Daten zeigen aber, dass dieser wichtige Dienst teilweise schlecht aufgestellt ist.“
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Kommentare (2)
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olle3xgscheid
Würd mal diese 50% , 70% usw abschaffen.
Aber wir können’s uns ja leisten…
meintag
Wird sich nicht machen lassen. Die weiblichen Angestellten wollen die Teilzeit auch nachdem ihre Kinder gross sind nicht aufgeben. Im Bereich Psychiatrie kommt dann noch Sonderurlaub dazu.