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Revolte der Anständigen

Arnold Tribus

Der Unmut in der SVP-Basis wird immer größer. Arnold Tribus analysiert, warum es die niederen Chargen innerhalb der SVP nicht verdient haben, dass die ganze Partei in den Dreck gezogen wird.

Wer zurzeit durch die Stadt geht, kann sich an der Blütenpracht erfreuen, die unsere Stadt in ein zartes Rosa taucht. In der Prinz-Eugen-Allee blühen die Kirschpflaumen, ein Zeichen, dass der Frühling begonnen hat, und für kurze Zeit wird die Straße zur schönsten der Stadt. Es ist eine Augenweide, die Herzen öffnet und fröhlich stimmt. Was ja auch notwendig ist in diesen düsteren Zeiten, die uns zurzeit die Politik beschert. Da geht es alles eher als prächtig zu. „Mala tempora currunt, sed peiora parantur“, sagte Cicero, wir leben in unguten Zeiten, und schlechtere bereiten sich vor.

Das könnte man über den politischen Zustand des Landes sagen.

Es scheint eine regelrechte Panik ausgebrochen zu sein. Die Partei ist verdattert, das sah man an der Reaktion des Parteiobmannes Philipp Achammer, der bei Johann Senfter für allen Schund geradestehen musste, in einer Gratwanderung zwischen Aufklärung des Sachverhaltes und Kritik an den Medien und Autoren des Buches von Christoph Franceschini und Artur Oberhofer, Freunde im Edelweiß, die ganz einfach aufgedeckt haben.

Dürfen sie, dürfen sie nicht? Man kann sich damit befassen, da gibt es unterschiedliche Meinungen der Juristen, aber nachdem das Buch da ist, muss man sich auch mit den Inhalten des Buches befassen, die nun einmal kein Ruhmesblatt sind für die Partei.

Wollte man vornehm sein, könnte man von einem Bruderzwist im Hause SVP sprechen. Ein alter, zwischen zwei Richtungen, eine um Landeshauptmann Arno Kompatscher, der verräumt werden sollte, abgesetzt, und der um Meinhard Durnwalder, um den sich der rechte Flügel der Partei schart, Philipp Achammer, der den ganzen Haufen zusammenhalten muss, tendiert eher zum zweiten, unterstützt auch vom Tagblatt. Es ist aber ärger, viel ärger, denn in der Partei ist der alte Kampf jeder gegen jeden ausgebrochen.

Es ist schon erstaunlich, wie eine Volkspartei, die doch darauf bestrebt sein muss, weiterhin die Mehrheit im Landtag zu halten, wenn sie weiterhin regieren will, sich in einer geradezu kindischen, hinterhältigen und bösen Art und Weise befetzt.

Klar, am Telefon redet man anders, aber der Ton der Konversationen verblüfft doch. Ich habe mich an den Sel-Skandal zurückerinnert, da ging es auch drunter und drüber, aber die Partei hat sich wieder erholt. Auch dieses Mal muss die Partei einen Neuanfang wagen. Der damalige Parteiobmann Richard Theiner und sein junger Adlatus Philipp Achammer, der damals Parteisekretär war, haben radikale Töne angeschlagen: entweder-oder. Die Partei muss sauber sein, wer sich ihrer bedient, soll gehen, die Partei lasse sich nicht in den Sumpf hineinziehen, den einige wenige zu verantworten haben. Solche mutigen Worte habe ich bisher noch nicht gehört, man wolle intern aufklären und dann werde man weitersehen.

Derweil regt sich der Unmut der Parteibasis und der niederen Chargen, die genug haben von den Streitereien und Machtspielen der Bozner SVP. Da wird die ganze Partei in den Dreck gezogen, die ganze SVP als Saustall dargestellt. Und das ist ungerecht und auch erschreckend, weil da auch ganze Hundertschaften von Bürgermeisterinnen, Verwaltern, Gemeinderätinnen, Assessoren, Referentinnen, Mitglieder von Körperschaften in den Dreck gezogen und beschuldigt werden, die sauber sind, anständig, redlich, unbescholten, ehrlich und ehrenhaft, sittlich und verantwortungsbewusst. Moralisch anständige und ehrlich Leute, die ihre Pflicht tun und niemals in ihre eigene Tasche wirtschaften, sondern das Wohl des Gemeinwesens im Auge haben. Und das sind die meisten und es ist unerhört, wenn nun Generationen von kleinen Politikern verdächtigt werden können, unlautere Geschäfte und Machtspiele zu machen.

Es wird eine Revolte der Anständigen geben, wünsche ich mir, eine Revolution von unten. Die saubere SVP lässt sich nicht in den Dreck ziehen!

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