Die Strom-Anhörung
Im Landtag wurden gestern Experten zur Strompolitik angehört. Die Meinungen, ob mehr Strom-Autonomie mit eigenständiger Preisgestaltung möglich sei, gehen auseinander.
von Heinrich Schwarz
Kann sich Südtirol vom italienischen Stromsystem abkoppeln? Das war die zentrale Frage bei der gestrigen Anhörung von Energie-Experten im 2. Gesetzgebungsausschuss des Landtages.
Die Anhörung war im Februar vom Freiheitlichen Andreas Leiter Reber vorgeschlagen worden. Hintergrund waren die explodierenden Strompreise und die Diskussion um die Möglichkeiten für das Land.
Tatsache ist nämlich, dass Südtirol zwar weit mehr (günstigen Öko-)Strom produziert als es verbraucht, aber die Familien und Betriebe trotzdem dieselben Preise wie in Restitalien zahlen müssen. Das hat damit zu tun, dass der in Südtirol produzierte Strom an der nationalen Börse verkauft und von dort zu staatlich regulierten Preisen wieder angekauft werden muss. Und die vorgegebenen Preise sind aufgrund der massiv verteuerten Gasverstromung (die fast die Hälfte der Stromproduktion in Italien ausmacht) so stark gestiegen.
Energieverbands-Direktor Rudi Rienzner machte in den letzten Monaten mehrfach darauf aufmerksam, dass Südtirol einen autonomen Spielraum für die Schaffung einer eigenen Regulierungsbehörde und Strombörse habe. Damit könne man das Problem der hohen Preise zwar nicht kurzfristig lösen, sei aber für die Zukunft unabhängiger.
Landeshauptmann Arno Kompatscher und Energielandesrat Giuliano Vettorato taten das wiederholt als rechtlich und technisch nicht möglich ab. Das stellte bei der gestrigen Anhörung im Landtag auch die Alperia-Spitze um Präsidentin Flora Kröss und Generaldirektor Johann Wohlfarter fest, wobei Alperia auch darauf verwies, was man alles Gutes für das Land tue (Einnahmen, Steuern, Arbeitsplätze, Umweltgelder, Investitionen).
Allerdings bekräftigte die Führung des Energieverbandes mit Präsident Hanspeter Fuchs und Rudi Rienzner bei der Anhörung ihre Auffassung, dass mehr Strom-Autonomie möglich sei.
Dabei ließ der Energieverband gestern mit einem neuen Rechtsgutachten aufhorchen, das gemeinsam mit der Handelskammer Bozen in Auftrag gegeben wurde. Demnach sind Handlungsspielräume für eine umfangreiche Eigenständigkeit in der Strompreis-Gestaltung vorhanden.
MEHR DAZU LESEN SIE IN DER FREITAG-AUSGABE DER TAGESZEITUNG.
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Kommentare (4)
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tirolersepp
Thomas Widmann ist nicht zu halten – leider !!
asoet
Warum wird vom Landeshauptmann immer wieder behauptet, dass Südtirol kaum Spielräume hat wenn es um die Stromenergie geht? Im heutigen Morgengespräch von Rudi Rienzner hat sich das ganz anders angehört. Unser gutes und teures Wasser, welches bald nicht mehr von den Gletschern herunterrinnt…alles „verstaatlicht“!