Der Rat der Weisen
Der neu bestellte Universitätsrat der Freien Universität Bozen trat am Freitag erstmals in Präsenz zusammen. Prof. Ulrike Tappeiner führt die Präsidentschaft fort; aus ihrer Mitte wählten die Mitglieder des Universitätsrates Antonio Lampis zum Vizepräsidenten. Gemeinsam wurde beschlossen, ein finanzielles Hilfspaket in der Höhe von 250.000 Euro für Studierende und Professor*innen aus der Ukraine zu schnüren.
In seiner Freitag-Sitzung hat der Universitätsrat eine Reihe von Maßnahmen gesetzt.
„Wir sind als Universität im 25. Jahr unseres Bestehens auf nunmehr 32 Studiengänge angewachsen, haben verschiedene Kompetenzzentren eingerichtet, heute ein Kompetenzzentrum für Nachhaltigkeit genehmigt, in dem Nobelpreisträger Robert Engle im Beirat sitzt. Wir haben neue Studiengänge mit Blick auf die Bedürfnisse in der Region eingerichtet, allein in der vergangenen Periode drei Stiftungsprofessuren eingesetzt und blicken auf eine forschungsstarke Professor*innenschaft“, resümiert die wiederbestätigte Präsidentin Prof. Ulrike Tappeiner. Ein bewusst starkes Zeichen wollte der Universitätsrat heute mit einem Solidaritätspaket für Studierende, Forscher*innen und Professor*innen aus der Ukraine schnüren, indem man 250.000 Euro für deren Unterstützung in Studium und Lehre an der Freien Universität Bozen bereitstellt.
Vorgestellt wurde heute auch der neue Vizepräsident Antonio Lampis. „Mein Ziel ist es, diese Universität in der Region noch sichtbarer zu machen. Es ist wichtig, dass auch Universitätsprofessor*innen am kulturellen Leben der Vereine und Institutionen teilnehmen. Ein ebenso wichtiges Ziel ist es natürlich, dass Dozenten, Forscher*innen und auch ehemalige Studierende in Südtirol bleiben und für unsere Unternehmen arbeiten. Dafür möchte ich mich einsetzen“, betonte Lampis.
Zusammensetzung des Universitätsrates.
Der Universitätsrat setzt sich aus acht Mitgliedern zusammen und wird laut Statut für jeweils vier Jahre eingesetzt. Zu den Mitgliedern zählen der Rektor, vier von der Autonomen Provinz Bozen ernannte Mitglieder aus den Bereichen Wissenschaft, Kultur, Technik, Wirtschaft, Gesundheits- und Sozialwesen oder des öffentlichen Lebens, von denen mindestes je eines der deutschen, der italienischen und der ladinischen Sprachgruppe angehört; weiters ein vom Senat ernanntes Mitglied, ein*e Vertreter*in der Studierenden sowie der Universitätsdirektor als Mitglied mit beratender Stimme.
Aus dem Kreis seiner Mitglieder bestellt der Universitätsrat den Präsidenten/die Präsidentin und den Vizepräsidenten/die Vizepräsidentin, die jeweils einer anderen Sprache angehören müssen.
Finden Sie hier die Curricula Vitae der einzelnen Mitglieder:
Die aus Montan stammende Präsidentin, Prof. Ulrike Tappeiner, hat an der Universität Innsbruck Biologie und Informatik studiert und habilitierte im Jahr 1996 im Fachbereich Ökologie. Seit 1995 leitet sie das Eurac-Institut für Alpine Umwelt. Von 2012 bis 2018 war sie Dekanin der Fakultät für Biologie an der Leopold-Franzens-Universität in Innsbruck, bevor sie als Präsidentin an die Freie Universität Bozen gerufen wurde. Ihren Forschungsschwerpunkt legt Prof. Ulrike Tappeiner auf die Themen Biodiversitätsforschung, Klimawandel und Ökosystemdienstleistungen und inter- und transdisziplinäre Forschung zu sozial-ökologischen Systemen in Gebirgsräumen, allesamt Fachbereiche, in denen sie zahlreiche internationale Forschungsprojekte koordinierte, sowie mehr als 270 internationale Publikationen und 25 Bücher veröffentlicht hat. Sie wurde mehrfach mit wissenschaftlichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem 2019 mit dem Wissenschaftspreis der Stiftung Südtiroler Sparkasse für ihr wissenschaftliches Gesamtwerk und im Jahr 2020 mit dem Wissenschaftspreis „Research Award Südtirol„. Sie steht der Freien Universität Bozen seit 2018 als Präsidentin vor und wurde im Jänner 2022 von der Landesregierung als Mitglied des Universitätsrates für den Zeitraum 2022-2026 bestätigt.
Der Jurist und Ressortdirektor für italienische Kultur, Umwelt und Energie der Autonomen Provinz Bozen, Antonio Lampis, wurde von der Landesregierung als neues Mitglied des Universitätsrats ernannt. In den Jahren 2017 bis 2020 war der Bozner Generaldirektor für Museen im Ministerium für Kulturgüter und Kulturerbe. Der Generaldirektion unterstehen mehr als 450 staatliche Museen und das nationale Museumssystem, das mehr als 4500 Museen unterschiedlichen Besitzes umfasst. Im Jahr 2019 wurde der Experte für Kulturmanagement in die Liste der „100 italienischen Spitzenleistungen (100 eccellenze italiane)“ aufgenommen, die von einer Jury unter dem Vorsitz des stellvertretenden Vizepräsidenten des Verfassungsgerichts vergeben werden. Die Auszeichnung steht unter der Schirmherrschaft der Präsidentschaft des Ministerrats, zahlreicher Ministerien und Wirtschaftsverbände.
Prof. Paolo Lugli, Rektor der Freien Universität Bozen, schloss im Jahr 1979 sein Studium der Physik an der Universität von Modena ab und studierte anschließend an der Colorado State University, USA, wo er seinen Master und sein Doktoratsstudium in Elektrotechnik absolvierte. Von 1988 bis 1993 war er außerordentlicher Professor für „Festkörperphysik“ an der Technischen Fakultät der Universität Tor Vergata in Rom. Es folgte eine Professur an derselben Universität. Im Jahr 2002 wurde Paolo Lugli an die Technische Universität München berufen, wo er bis Ende 2016 den Lehrstuhl für Nanoelektronik an der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnologie innehatte und das neu errichtete Institut für Nanoelektronik leitete. Von 2015 bis 2016 stand er als Dekan der Fakultät für Elektrotechnik und Informatik an der TUM vor, bevor er im Jänner 2017 zum Rektor der Freien Universität Bozen berufen wurde. Seine aktuellen Forschungsfelder umfassen gedruckte Elektronik, Nanoimprint-Lithographie, die Modellierung, Herstellung und Charakterisierung von organischen Bauteilen für elektronische und optoelektronische Anwendungen, das Design von Schaltungen und Architekturen für Nanostrukturen und Nanobauteile, die numerische Simulation von Mikrowellen-Halbleiterbauelementen und die theoretische Untersuchung von Transportprozessen in Nanostrukturen. Er ist Autor von mehr als 450 wissenschaftlichen Publikationen. Seit 2011 ist Prof. Lugli Mitglied der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (AcaTech), der Deutschen Akademie der Technischen Wissenschaften, und Fellow am IEEE, dem Institute of Electrical and Electronics Engineers.
Der 1958 in Bruneck geborene Prof. Alexander Steinkasserer studierte Biologie an der Universität Innsbruck. In den Jahren 1986-89 war er als Postdoc am Institut für Immunologie der Universität München tätig, im Anschluss von 1989 bis 1993 als Research Fellow am Biochemistry Institute an der University of Oxford. Anschließend war er von 1993-1996 in der Pharmazeutischen Industrie bei Novartis und Baxter in Wien tätig. Von 1997 bis 1998 war er als Abteilungsleiter in der Immunologischen Tagesklinik in Wien beschäftigt. Seit 1998 ist Alexander Steinkasserer Professor an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und leitet die Abteilung für Immunmodulation am Universitätsklinikum Erlangen. Er wurde u.a. mit dem Förderpreis der Futura Stiftung für Südtiroler/innen im Ausland ausgezeichnet.
Für weitere vier Jahre im Universitätsrat bestätigt wurde der Unternehmer und einstige Eishockeyprofi Harald Oberrauch, der den Brixner Unternehmen Durst Phototechnik und Alupress als Präsident des Verwaltungsrates vorsteht. Nach seinem Studium der Betriebswirtschaft in Bologna studierte er an der London Business School und an der London School of Economics. Im Jahr 2014 gründete er als geschäftsführender Vorstand die „TBA-Tyrolean Business Angel GmbH“, sein Start-Up-Investment-Vehikel. 2018 war er Mitgründer des „tban-Tyrolean Business Angel Network“, einer Plattform, die technologieorientierte Start-Ups in der Frühphase unterstützt. 2019 war er Mitgründer von „CovisionLab“, einem Konsortium von sieben Südtiroler Technologieunternehmen. 2021 gründete er das Unternehmen „adddam“, welches sich mit 3D Druck beschäftigt. Als Vize-Präsident im Unternehmerverband betreut er die Agenden Universität und Internationalisierung.
André Comploi, Jahrgang 1982, stammt aus St. Vigil in Enneberg und lebt und arbeitet heute in Mailand. Seine Studien der Musikwissenschaft und der Theaterwissenschaft an der Universität Wien sowie der Kirchenmusik am Konservatorium von Wien schloss er allesamt mit Auszeichnung ab. Seit 2006 war er hauptberuflich an der Wiener Staatsoper tätig, von 2010 bis 2020 in der Funktion als Pressechef. Mit 1. März 2020 wechselte er als Künstlerischer Koordinator an das Teatro alla Scala in Mailand. André Comploi hält Lehraufträge an den Universitäten von Wien und Bozen inne, veröffentlichte mehrere Publikationen zu Musik und Theater in Ladinien, leitet zahlreiche Musik- und Theaterprojekte und ist Jurymitglied bei internationalen Musikwettbewerben. Seit 2022 ist er Mitglied des künstlerisch-wissenschaftlichen Beirats der Busoni-Mahler-Stiftung.
Günther Mathà war bereits Mitglied des Gründungsteams der Freien Universität Bozen, steht ihr seit 2012 als Generaldirektor vor und ist in dieser Funktion seither beratendes Mitglied des Universitätsrates. Der ausgebildete Journalist absolvierte einen Master in Philosophie und Ausbildungen im Bereich Hochschulmanagement an der Universität Fribourg/Schweiz, an der London Business School und hält einen IDM-C im Bereich Global Management an der Fachkräfteschmiede INSEAD in Fontainebleau.
Seit dem vergangenen Jahr vertritt Clarice Cloutier die Studierenden im Universitätsrat. Die aus Cremona stammende Studentin an der Fakultät für Naturwissenschaften und Technik ist in den berufsbildenden Bachelor in Holzingenieurwesen inskribiert, einem Bachelor, der stark berufsorientiert ausgelegt ist. Ihr Augenmerk im Pandemiejahr galt vor allem der Lehrsituation an der Freien Universität Bozen.; so ist es gelungen, ab dem akademischen Studienjahr 2021/22 wieder eine durchgehende Präsenzlehre zu garantieren.
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Kommentare (1)
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dn
Wenn ich das richtig verstanden habe, bedeutet freie Uni „Durnwalderiana“(!!!), dass die tun dürfen, was sie wollen, sozusagen eine Waldorf-Uni (dann passt’s mit dem Namenspatron ja wieder).