Corpora Humana
Im Stadtmuseum Bruneck wird heute eine Ausstellung des in Wien lebenden Gadertaler Bildhauers Giovanni Rindler eröffnet.
Giovanni Rindlers Schaffen verschreibt sich dem Bild des Menschen, der Mannigfaltigkeit seiner Erscheinungen und Bewegungen. Kraft einer ausgewogenen Verteilung stereometrischer Formen sowie einer bewussten Tarierung der Komposition schafft der Künstler Figuren, deren organische Konturen das Fließen der Zeit nachempfinden und zugleich statisch einfangen.
Die technische Sicherheit erwarb der Gadertaler bereits im frühen Alter in seiner Holzbildhauerlehre in St. Ulrich in Gröden. Seine Ausbildung setzt er als Schüler von Josef Pilhofer in Graz und bei Joannis Avramidis an der Akademie in Wien fort, beide Schüler des bedeutenden österreichischen Bildhauers Fritz Wortruba. Keineswegs nur naturalistisch, sondern in verschiedenen Graden der Reduktion, Abstrahierung und Archaisierung, reiht sich das Frühwerk Rindlers in die Tradition der klassischen Moderne ein. Die konzeptuelle Strenge der Avramidis Schule findet anfängliche Bestätigung in einer bausteinartigen, modularen Synthese konvexer und konkaver Formen. Prinzipiell wird die Morphologie von Rindlers Figuren, über alle stilistischen Phasen hinweg, diesem Primat der runden Form verpflichtet bleiben.
Vom linearen Flachrelief bis hin zur vollplastischen Allumsicht lotet Giovanni Rindler die Bandbreite plastischer Tiefe aus, wobei sich in der gegenseitigen Durchdringung der zweiten und dritten Dimension bildhauerische und graphische Mittel ergänzen. Viele seiner Formen gestaltet Rindler unter Einbeziehung des Freiraums als einen integrativen und konstitutiven Bestandteil. Ausgenommen von jenem Gestaltungsprinzip sind Rindlers Darstellungen hockender und kauernder Akte, die eine in sich geschlossen-kompakte, hermetische Einheit bilden, welche keine oder nur wenige Durchblicke aufweisen.
Gegen 2010 setzt in seinem Werk eine Öffnung der Körperhaltung ein, welche simultan mit einer Dynamisierung der üppigen und voluminösen Formen einhergeht. In den zunehmend exaltierten und sinnlich-barock anmutenden Haltungen stellt sich Rindler vor die Herausforderung, trotz einer Abundanz an Masse, Volumen und Bewegung, das Bild einer grazilen, leicht-füßigen Schwerelosigkeit zu evozieren.
Eröffnung: 18. März um 19 Uhr im Stadtmuseum Bruneck. Bis 23. April im Stadtmuseum Bruneck.
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