„Sonst müssen wir schließen“
In einem Offenen Brief schlägt das Präsidium des Baukollegiums Alarm: Aufgrund der Preissteigerungen und des Mangels an Baumaterialien seien sogar die Infrastrukturen für Olympia 2026 in Gefahr.
Die Aussage ist alarmierend: „Preissteigerungen und Mangel an Baumaterialien: Bauwirtschaft, Infrastrukturen für Olympia 2026 und Ziele des PNRR in Gefahr!“
Das Präsidium des Baukollegiums schlägt in einem Offenen Brief Alarm.
Der Succus:
Aufgrund der Preissteigerungen und des Mangels an Baumaterialien seien die Infrastrukturen für Olympia 2026 und die Ziele des PNRR in Gefahr.
Das ist der Offene Brief im Wortlaut:
„Sehr geehrte Damen und Herren,
geschätzte Bauunternehmer*innen und Mitarbeiter*innen der Unternehmen,
die enormen Preissteigerungen stellen unsere Unternehmen und unsere Gesellschaft vor große Herausforderungen. Planbarkeit, Sicherheit sind nicht mehr vorhanden.
Stahl, Eisen, Treibstoff, Asphalt und Dämmungen sind nur einige der vielen Materialien, die in der Bauwirtschaft täglich zum Einsatz kommen und deren Preise in exorbitante Höhen geschnellt sind. Noch schlimmer, es wird mittlerweile zu einer täglichen Herausforderung, Materialien überhaupt noch zu bekommen. So gibt es beispielsweise für Stahl und Eisen keine Liefergarantien mehr, auch weil einige Werke ihre Produktion limitiert oder gar eingestellt haben. Dazu kommen die hohen Energiepreise, deren Auswirkungen wir alle direkt zu spüren bekommen.
Unter diesen Voraussetzungen ist die Verwirklichung der Infrastrukturen für Olympia 2026 in Gefahr. Auch die Erreichung der Ziele des nationalen Wiederaufbauplans PNRR, und damit die vorgesehenen Finanzierungsmöglichkeiten, erscheinen nicht mehr realistisch. Die vorgesehenen Bauwerke sind unter den momentanen Umständen nicht einmal annähernd kostendeckend realisierbar. Aufgrund der Materialknappheit ist zudem die Verwirklichung in den vorgesehenen Zeitrahmen unmöglich. Aus diesem Grund erscheint es unumgänglich, die Ziele und Zeiten des PNRR anzupassen.
Die Bauwirtschaft hat bereits in den vergangenen Monaten viel von den Preissteigerungen aufgefangen und versucht, die Auswirkungen auf die Auftraggeber so gering wie möglich zu halten, mehr ist allerdings nicht mehr tragbar. Ansonsten müssen Unternehmen schließen und Mitarbeiter entlassen, da kostendeckendes Arbeiten nicht mehr möglich ist.
Das Präsidium des Baukollegiums hat deshalb drei konkrete Vorschläge ausgearbeitet, um die Situation zu entschärfen:
1.) Anpassung der Preise ermöglichen: Bei Ausschreibungen muss es möglich sein, die Preise nachträglich anzupassen – sowohl nach oben als auch nach unten, sollte sich die Situation entspannen. Dafür muss ein System gefunden werden, das wirklich funktioniert und einen raschen Ausgleich ermöglicht, ähnlich den
Systemen der Preisgleitung in Österreich, Frankreich oder Spanien. Die aktuelle Methodik der nachträglichen Anpassungen mittels Dekret des Ministeriums ist zu langsam und die festgestellten Erhöhungen spiegeln nicht einmal annähernd die effektiven Preissteigerungen wider.
2.) Termine und Pönalen aussetzen: Sowohl bei öffentlichen als auch bei privaten Verträgen sollen Strafen, die entstehen, weil Termine nicht eingehalten werden können, da das Material nicht geliefert werden kann, verpflichtend ausgesetzt werden. Dazu braucht es eine Gesetzesinitiative, die derartige Klauseln für ausgesetzt erklärt.
3.) Möglichkeit der Vertragsaufschiebung oderV ertragsauflösung:Ist es aufgrund des Materialmangels bzw. der extremen Preise nicht möglich, einen Vertrag zu erfüllen, so soll das Unternehmen die Möglichkeit haben, vom Vertrag ohne weitere Folgen zurücktreten zu können bzw. die Erfüllung des Vertrages verschieben zu können, bis sich die Situation entspannt. Grundvoraussetzung dafür muss eine detaillierte Darlegung der Gründe sein.
Alle genannten Maßnahmen zielen darauf ab, dass die Unternehmen am Markt bestehen bleiben können und die damit verbundenen Arbeitsplätze gesichert werden können. Unsere Unternehmen und ihre Mitarbeiter verfügen über Know-how, das unbedingt erhalten bleiben muss.
Wie alle hoffen wir, dass es nach dieser langen Zeit der Unsicherheit endlich wieder zu einer ruhigeren Phase übergehen können und dass der unmenschliche Krieg, der zu so viel Leid führt, bald ein Ende findet.“
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Kommentare (16)
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rumer
Wer zu wenig Geld zum Bauen hat, soll es lassen. Die Umwelt freut sich.
perikles
Kein anderer Sektor profitiert so massiv vom Recoveryfond; ein überhitzter Immobilienmarkt braucht eine Abkühlung, wenns also mal weniger wird, ists auch gut.
bettina75
Plärrer, jedem steht das Wasser bis zum Hols!!!
perikles
Die aktuellen Preisentwicklungen sollten zu einer Marktbereinigung führen:solide Unternehmen mit guter Kapitalausstattung werden diese Zeiten überstehen um dann noch stärker am Markt agieren zu können, schwache hingegen werden sich verabschieben.
andreas
Das Problem ist, dass es nicht nur 2-3 Produkte betrifft, welche Preiserhöhungen unterliegen, sondern alles, da für jede Erstellung eines Produktes Energie benötigt wird.
Angefangen beim Gas, um eine Halle zu heizen, dann Strom, um die Maschinen zum Laufen zu bringen und dann beim Diesel, um das Produkt auszuliefern.
Ein Stahlproduzent in Italien hat vor Kurzem seine Stromrechnung im Fernsehn gezeigt, zuerst monatlich 350.000 Euro, nun 1.050.000 Euro.
Da nützt auch keine gute Kapitalausstattung, das Billigste ist das Werk vorübergehend stilllegen.
asoet
Bei allem Respekt, viele dieser Mitglieder im Baukollegium schaffen Arbeitsplätze. Leider ganz oft mit dem Bau von spekulativen Immobilienprojekten. Bei wem diese Wohnungen landen weiß man bei uns im Land. Vielleicht sollten einige einfach mal vom „hohen Ross“ herunter; es geht nicht immer noch mehr; die „Normalsterblichen“ Leute werden sich bald kein Eigenheim mehr leisten können.
andreas
Anscheinend haben hier manche keine Ahnung, welche Preis- und Terminschwankungen es momentan auf dem gesamten Markt für Vorprodukte und Rohstoffe gibt.
Bei schriftlich bestätigten Aufträgen mit Lieferung in einem Monat teilen Lieferanten mit, dass sich der Preis um 15% erhöht und sollte man die nicht zahlen, der Auftrag storniert wird.
Ich schreibe jedenfalls in jedes Angebot, dass der Preis mit dem aktuellen Materialpreis und der Verfügbarkeit des Materials gilt, auch bei öffentlichen Auftraggebern.
Wobei es um geringere Summen als im Baugewerbe geht.
dn
Dass Energie und Materialien teurer werden ist eine Tatsache, die alle verstehen. Dass Löhne nicht mithalten ist eine Tatsache, die nicht alle verstehen. Dass Bauen hier teurer ist als im Umland, ist auch eine Tatsache, die nicht alle verstehen. Müsste ich bauen, würde ich mir wahrscheinlich eine Firma von außen nehmen.