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„Nackte Männer“

Werke von Aron Demetz, Lois Anvidalfarei, Josef Kostner und Anton Christian (im Hintergrund)

12 Künstler*innen setzen sich in der Vijion Art Gallery mit dem Thema Männlichkeiten auseinander.

 

(sh) Der ideale männliche Körper ist schlank, muskulös, hat breite Schultern, kräftige Brust-, Rücken-, Bein und Armmuskeln, eine moöglichst schmale Taille und einen Waschbrettbauch. Wer so einen Körper sein Eigen nennen darf, dem fallen automatisch Attribute wie Stärke, Dominanz, Leistungsfähigkeit und sexuelle Potenz, kurz: Männlichkeit zu. Klar spiegelt dieses Körperbild kulturelle Vorstellungen, nur sind diese keineswegs neu, sondern uralt. Es lässt sich bis in das antike Griechenland zurückverfolgen, wo der Athletenkörper nach dem Prototyp des Herkules zum Modell erhoben wurde.

Der Großteil der Männerwelt ist von diesem genormten Idealkörper Lichtjahre entfernt, wenn sie nicht Cristiano Ronaldo oder David Beckham heißt oder sich mit Steroiden aufgepumpt. Dazu kommt: Das, was „Männlichkeit“ seit Ewigkeiten definiert, steckt in einer fundamentalen Krise. Die Geschlechterverhältnisse sind erschüttert, traditionelle Rollenbilder brechen weg, die strikte Zweiteilung der Menschheit ist ins Wanken geraten, das dritte Geschlecht (oder die 60 Optionen, die Facebook seinen Nutzern anbietet) fordert seinen Platz in der sexuell binär codierten Gesellschaft. Eindeutige Antworten, was ein Mann ist, gibt es nicht mehr. Das macht die Suche danach, welche Facetten „Männlichkeit“ haben kann, erst so richtig interessant.

Malerei von Harald Plattner und Gipsskulptur von Johannes Herster, im Hintergrund „Zebra Men“ von Stefan Perathoner.

Die Vijion Art Gallery in St. Ulrich stellt sich dem Thema Männlichkeiten mit Werken von 12 Künstler*innen. „In einer Zeit, in der sich klassische Männlichkeitsbilder in der Krise befinden und Begriffe wie „toxische“ und „fragile“ Männlichkeit gesellschaftliche Diskurse prägen, möchten die Künstler*innen Thabata Arduini, Julia Runggaldier, Josef Kostner, Harald Plattner, Anton Christian, Klaus Rungger, Lois Anvidalfarei, Gehard Demetz, Stefan Perathoner, Karl Plattner, Johannes Herster, Sophie Eymond, Ottavia Demetz und Aron Demetz uns zu neuen Wahrnehmungen, Erkenntnisse und Perspektiven bringen“ schreibt die Galerie in ihrer Aussendung.

Von der hegemonial zelebrierten Männlichkeit distanziert sich die Ausstellung schon im Titel, indem sie nicht von Männlichkeit, sondern von Männlichkeiten spricht. Bei Lois Anvidalfarei ist die Virilität des Mannes ein in Bronze gegossener massiger Trauerkloß, der sich am Boden krümmt. Aron Demetz ist mit einer angekohlten Halbfigur auf einem Sockel präsent, die ihr Gemächt wie eine Venus pudica mit der Hand bedeckt. Michelangelos heroischer David, der seinen grazilen Penis in aller Offenherzigkeit präsentiert, ist abgebrannt. Stephan Perathoners „Zebra Men“ hingegen hat die als „toxisch“ geschmähte Männlichkeit bereits hinter sich gelassen, indem er sich in ein hybrides Wesen zwischen Mensch, Tier und Cyberkörper verwandelt hat, das aus den Laboren des Transhumanismus entstammen könnte. Und Harald Plattners wie zur Musterung aufgereihte Männerkörper sind alles andere als makellose Schönheiten, an denen jeglicher noch so gut gemeinter Optimierungsversuch abprallen würde.

Was lernen wir daraus? Männlichkeit ist fluid geworden, an die Stelle des perfekten Männerkörpers ist die radikale Pluralität der Perfektion getreten.

Termin: Die Ausstellung in der Vijion Art Gallery, Pontives 26, bleibt bis 19. März von Montag bis Samstag oder nach telefonischer Vereinbarung (338 2098697) zugänglich.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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