Der Keller-Saurier
Prozess gegen Michael Wachtler und seinen Wachtlerosaurus: Der Hobby-Forscher aus Innichen steht bereits zum wiederholten Male vor Gericht. In den vergangenen Jahren hat er 100.000 Euro an Prozessspesen bezahlt, aber er will sich weiter wehren.
von Silke Hinterwaldner
Michael Wachtler steht schon wieder vor Gericht. Wieder soll er sich schuldig gemacht haben, indem er auf der Suche nach Fossilien durch die Dolomiten streifte und dabei fündig wurde. Es ist bereits einige Jahre her, dass Wachtler auf einem seiner Streifzüge ein Stück Gestein fand, das eine faszinierende Musterung aufwies. Für den Hobby-Forscher ganz selbstverständlich, nahm Michael Wachtler das Fundstück mit.
Viel später gab der deutsch-amerikanische Wissenschaftler Thomas Perner diesem im Fossil verewigten Tier den Namen Wachtlerosaurus, nach seinem Finder benannt. Dass man archäologische Funde nicht einfach mit nach Hause nehmen darf, weiß Michael Wachtler längst. Bereits zum wiederholten Male waren auch die Ordnungshüter bei ihm im privaten Museum Dolomythos in Innichen vorstellig geworden, um Fundstücke wie den Wachtlerosaurus zu beschlagnahmen. Gemeinsam mit anderen Funden liegt der Saurierstein nun im Keller des Naturmuseums in Bozen. Auch vor Gericht steht der Kaufmann aus Innichen nicht zum ersten Mal. Insgesamt, sagt er, haben ihn die Prozesse der vergangenen Jahre 100.000 Euro gekostet. Das ist viel Geld. Warum also macht er trotzdem immer weiter? Wachtlers Antwort: „Ich bin ein Idealist und hoffe, dass sich irgendwann etwas ändert. Südtirol hat aber gar kein Interesse an den Schätzen der Natur.“
Michael Wachtler sieht sich selbst als leisen Forscher, der im Gegensatz zu den Eingriffen etwa durch den Skitourismus, nur einen verschwindend kleinen Teil der Dolomiten beansprucht. Seine Funde stellt er außerdem im privaten Museum zur Schau, er stellt sie auch Wissenschaftlern zur Verfügung, er macht seine Funde öffentlich. So kam es auch, dass Thomas Perner den Wachtleroraurus im August 2018 beschrieb. Die Publikation wird in der bekanntesten Wissenschaftsplattform Researchgate als honorarfreies Download online gestellt. Schon in der ersten Woche nach Erscheinen luden über 1.000 Wissenschaftler weltweit die Publikation herunter. Das Interesse ist groß.
Mehrere Wissenschaftler, sagt Michael Wachtler, fragten in der Folge an, ob dieser Saurier öffentlich zugänglich sei und studiert werden könne. Ja, antwortet Michael Wachtler, da der Saurier zu diesem Zeitpunkt noch im Museum Dolomythos ausgestellt war. Aber bereits wenige Wochen später, am 11. Oktober, wird der Wachtlerosaurus beschlagnahmt. „Zum Weiterstudium des Wachtlerosaurus kommt es nicht mehr, woraus der größte Schaden der Wissenschaft enstand“, sagt Wachtler.
In seinem Museum in Innichen ist heute nicht mehr das Original, sondern nur noch eine Nachbildung aus Pappe zu sehen. Der echte Wachtleroraurus lagert in Bozen. Nicht einmal für einen Fototermin durfte ihn der Finder Wachtler in Augenschein nehmen. Wegen seiner Vorstrafen, heißt es in der Antwort auf die entsprechende Anfrage, bestünden Sicherheitsbedenken.
Diese Woche musste sich der Richter mit den Fossilien befassen. Der Vorwurf, den das Gericht gegen Michael Wachtler erhebt: Er habe archäologische Grabungen ohne Genehmigung durchgeführt und die Funde nicht termingerecht an die zuständigen Behörden gemeldet. Und: Er habe sich damit Kulturgüter angeeignet, die dem Staat gehören. „Ganz besonders ärgert es mich“, sagt Wachtler, „dass man bei mir im Museum alles beschlagnahmt, um es dann in einem Heizraum verrotten zu lassen.“
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Kommentare (4)
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robby
Volle Solidarität mit Herrn Wachtler.
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Typisch Südtirol !
Alles muß aus Bozen kommen und irgendwelche gelangweilte Beamte möchten sich dort – all zu gerne – mit fremden Federn schmücken.
Bei Herrn Wachtler haben sie allerdings auf Granit gebissen….
artimar
Unverständlich. Ansonsten hat es ja auch öffentlich-private Partnerschaften (PPP). Wieso gibt es denn hier keine Möglichkeit der Zusammenarbeit im Interesse aller?
hallihallo
das ist eine gute idee.
hier ist ein idealist am werk , der auf eigene spesen ein museum gebaut hat.
die anderen museen in südtirol sind mit beamten bestückt und kosten uns steuerzahler jährlich geld. da die fundstücke dem publikum und der wissenschaft zur verfügung stehen, entsteht der allgemeinheit kein schaden. das gegenteil: sie bekommen sachen zu sehen, die sie sonst nie sehen könnten.