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Die schwarze Null

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Die Explosion der Energiekosten macht auch den Hotelbetrieben zu schaffen: Nicht nur Strom wird teurer, sondern auch Lebensmittel oder Wäschereien. Gleichzeitig kann die Konkurrenz in Österreich unter weit besseren Bedingungen wirtschaften. 

von Silke Hinterwaldner 

Dass der Strom teuer geworden ist, macht allen zu schaffen. Die Last der steigenden Energiekosten drückt schwer auf die Schultern eines privaten Abnehmers, aber all jene, die noch viel mehr Strom oder Gas verbrauchen, zahlen auch entsprechend mehr. Wie etwa die vielen Hotels im Pustertal, die im Winter Wellnessanlagen beheizen, Gebäude beleuchten, Gäste bekochen oder Unmengen an Wäsche waschen müssen. Viele von ihnen sprechen von Glück, wenn sie an eines der Fernheizwerke angeschlossen sind, sodass zumindest die Heizkosten weitgehend gleich bleiben.

Und trotzdem: „Wenn wir diese Stromrechnungen sehen, zieht uns das den Boden unter den Füßen weg“, sagt Judith Rainer, HGV-Bezirksobfrau im Pustertal, zum Teil sind diese doppelt so hoch wie die Vergleichsrechnungen von vor zwei Jahren. Dazu kommen weitere Preissteigerungen in anderen Sektoren: Lebensmittel sind teurer geworden, Rohstoffe sowieso. Viele Betriebe lassen mittlerweile Bett- und Tischwäsche auswärts reinigen, auch in den Wäschereien sind die Preise jetzt schon empfindlich gestiegen.

„Die Südtiroler Hotellerie steht vor einem Riesenproblem, die Unternehmer sehen sich langfristig mit großen Brocken konfrontiert, die Auswirkungen werden erst in einigen Jahren sichtbar werden“, sagt Judith Rainer. Gerade in Grenznähe schauen die Hoteliers neidisch nach Österreich. Dort wirtschaftet die Konkurrenz unter weit besseren Bedingungen, der Strompreis beträgt rund die Hälfte. Damit sind die Betriebe diesseits der Grenze seit der Explosion der Energiekosten einem merklichen Wettbewerbsnachteil ausgesetzt. Dazu kommt, dass die Betriebe in Österreich in der Pandemie bessere Ausgleichzahlungen bekommen haben. Und: Die Preissteigerungen kamen schnell. Zu schnell, um darauf rechtzeitig reagieren zu können. Die Zimmerpreise werden bereits zu Beginn der Saison definiert, in fast allen Beherbergungsbetrieben hält man sich an diese versprochenen Preise.

Als die Stromrechnungen für den Jänner eintrudelten, waren einige Hoteliers und Gastwirte der Ohnmacht nahe. Je nach Größe des Betriebes stehen auf so einer Stromrechnung einige tausend Euro. Dabei ist aber auch zu sagen: Ursprünglich hatte die Regierung in Rom die Systemkosten nur für Haushalte gestrichen, sodass diese im Verhältnis zur Preisexplosion auf dem Strommarkt zumindest ein wenig entlastet wurden. Mittlerweile wurde diese Abfederung auch auf Betriebe ausgeweitet. Das heißt: Abnehmer ab 15 Kilowattstunden bezahlen derzeit ebenfalls keine Systemkosten.

Die Situation bleibt trotzdem angespannt. Nach dem ersten Coronawinter konnten die Hotels in dieser Saison zwar arbeiten, aber im Vergleich zum Jahr 2019 war ganz besonders der Monat Jänner schwächer – um rund 25 Prozent weniger Gäste sollen gekommen sein. Dies war bedingt durch die Omikronwelle und die damit verbundenen Sorgen und Einschränkungen. „Dieser Winter ist wie er ist“, sagt Thomas Walch, Hotelier und HGV-Obmann in Toblach, „wir müssen froh sein, wenn wir mit einer schwarzen Null durchkommen.“ Die Gäste durften kommen, man bekam ein Gefühl von Normalität zurück – aber große Gewinne lassen sich unter solchen Umständen nicht machen.

Wie stark nicht nur die Hotelbetriebe, sondern unter anderem auch die Liftanlagen von der Strompreisexplosion betroffen sind, zeigt sich auch nochmal an einem Beispiel in Toblach. Der kleine Dorflift Skicenter Toblach hatte für den Monat Dezember eine Stromrechnung über 50.000 Euro plus Mehrwertsteuer zugesandt bekommen. Das Unternehmen macht einen Jahresumsatz von nur 300.000 Euro. Da ist schnell ausgerechnet, dass es wirtschaftlich eng wird.

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