Wem halte ich den Rücken frei?
Am Dienstag ist weltweiter Equal Care Day. Sorgearbeit bzw. Care-Arbeit ist ein Grundpfeiler unseres Zusammenlebens. Menschen sind Zeit ihres Lebens aufeinander und auf Fürsorge angewiesen. Eine Gesellschaft in der sich niemand kümmert, verkümmert. Das Elki Netzwerk und väter aktiv tauschen sich dazu aus und stellen fest, es bleibt noch viel zu tun.
Die Aufgaben Betreuung, Pflege, Erziehung und Bildung sind sehr ungleich verteilt in unserer Gesellschaft, ungleich sowohl zwischen Frauen und Männern als auch zwischen den sozialen Schichten. Care-Arbeit ist immer noch großteils weiblich, un- oder unterbezahlt. Wohlhabende Menschen können Fürsorgearbeit meist an bedürftigere Menschen abgeben, auch über Grenzen hinweg. Fürsorgearbeit ist in den Elkis ein zentrales Thema, hier werden Fragen der Verteilung von Fürsorgearbeit immer wieder thematisiert.
„Wir leben in einer Welt, in der die Menschen, die sich um andere kümmern, sich häufig überfordern, die niedrigsten Gehälter sowie die schlechteste Absicherung haben und damit nach wie vor in die Altersarmut schlittern. Sorge kommt zu kurz in einer Gesellschaft, in der die Produktion von Waren und das ökonomische Wachstum zunehmen, gleichwohl aber auch die Belastungen für das Individuum am Arbeitsplatz, in prekärer Erwerbslosigkeit oder im Privaten steigen. Zeit für Sorgebeziehungen verknappt sich“, schreiben das Elki Netzwerk und väter aktiv in einer Aussendung.
Diejenigen, die nicht müde werden sollten, sich für eine gerechtere Aufteilung einzusetzen, seien häufig bereits ausgeknockt. Sie seien geschafft durch die übermäßig hohe Belastung im Alltag und die „Last der Verantwortung“, auch mental load genannt.
In einere Aussendung schreiben die beiden Vereine:
„In den beiden Jahren der Pandemie wurden soziale Missstände wieder sichtbar. Der Ruf, nach besseren Rahmenbedingungen für Sozial- und Pflegeberufe war laut, auch die Überlastung von Eltern wurde wiederholt hervorgehoben. Den Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft ist hoffentlich bewusst, dass eine gerechtere Aufteilung und bessere Bedingungen für Care-Arbeit generell für den sozialen Ausgleich und Frieden unumgänglich sind und auch dem Fachkräftemangel entgegenwirken würden. Doch im Großen und Ganzen scheint sich doch nichts Grundlegendes zu verändern, höchstens hier und da eine Prämie oder Unterstützungsleistung. Dabei wäre das Thema an der Wurzel zu packen: Wie können wir eine Welt gestalten, in der die menschlichen Bedürfnisse und nicht Profite und der Schutz einzelner Privilegierter, das Anhäufen von Kapital im Mittelpunkt stehen?
Auf individueller Ebene kann jede*r überlegen: Wem halte ich den Rücken frei? Wer hält mir den Rücken frei? Eltern können gemeinsam diskutieren, wie sie die familiäre Fürsorgearbeit eigentlich aufteilen möchten. Hierfür findet man auch einen Mental Load Test. Auf politischer Ebene braucht es die Entwicklung einer zusammenhängenden Strategie sowohl zur höheren Wertschätzung unbezahlter Sorgearbeit als auch zur Neubewertung und finanziellen Aufwertung von Care-Berufen.
Bei der Subventionierung von Unternehmen könnte der Social Impact berücksichtigt werden, Care- und Umweltschutz-Konzepte sollten bei der Vergabe von Aufträgen zur Bedingung machen. Es wäre durchaus möglich, Anreize zu schaffen für ‘fürsorgliche Unternehmen’ in Bezug auf Natur, Mitarbeitende und Konsument*innen (Corporate Social Responsibility).
Es ist notwendig, die eigene Care-Krise nicht zum Nachteil anderer Nationen zu lösen und die Rechte aller Sorgetätigen zu gewährleisten und schützen“.
Elki Netzwerk und väter aktiv sind sich einig: von der Aufwertung und fairen Verteilung von Care Arbeit in der Gesellschaft profitieren alle: Kinder in ihrer Entwicklung, Mütter in ihren beruflichen Möglichkeiten und der Entlastung, Väter in ihren Beziehungen zu den Kindern, Arbeitgeber durch Zugewinn an sozialen Kompetenzen, Motivation und Gesundheitsförderung der Arbeitnehmer, die Gesellschaft durch mehr Gesundheit und sozialen Frieden. In eine fürsorgliche Familie und Gemeinschaft eingebunden sein, bringt Lebensqualität.
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