„Sind in Top-Form“
Diese Woche beginnen die Paralympischen Winterspiele in Peking. Im Interview spricht Para-Eishockeyspieler Stephan Kafmann über die Medaillenchancen seines Teams und den Stellenwert von Behindertensport in Italien.
Tageszeitung: Herr Kafmann, in wenigen Tagen beginnen die Paralympischen Winterspiele in Peking. Sind Sie schon nervös?
Stephan Kafmann: Eigentlich nicht (lacht). Nervös machen uns momentan eigentlich nur die Anreise, die vielen Corona-Tests, die wir bereits gemacht haben und noch machen müssen und die strengen Auflagen. Wir sind jetzt aber wirklich gespannt, was uns in Peking erwartet.
Haben Sie sich aus Angst vor einer Infektion mit dem Coronavirus vor den Paralympics zuletzt ziemlich abgeschottet?
Ich persönlich hatte erst im Jänner Corona, aber natürlich haben wir zuletzt versucht, die Kontakte zu reduzieren, um kein Risiko einzugehen.
Für Sie sind es nach Pyeongchang bereits die zweiten Paralympischen Spiele. Was erwarten Sie sich?
Es wird sicher nicht einfach werden: Wir haben eine ziemlich starke Gruppe im Vergleich zu den letzten Paralympics und nachdem auch die Russen heuer wieder mitspielen dürfen, wird es sicher schwieriger werden. Ich schätze, dass sich Kanada und die USA den ersten Platz ausspielen werden und dann Russland, Korea und die Tschechen um Bronze kämpfen werden.
Und Italien? Bei den letzten Paralympischen Spielen hat Italien im Para-Eishockey den 4. Platz geholt, wird der Kampf um Edelmetall heuer noch härter?
Wir werden natürlich alles geben, aber es wird sicher nicht einfach. Wir haben in unserer Gruppe China, Tschechien und die Slowakei und müssen zwei Spiele gewinnen, um weiterzukommen. Gegen die Slowakei haben wir bisher immer gewonnen, und deswegen rechen wir damit, dass es auch heuer klappen wird. Aber China ist eine neue Mannschaft mit vielen professionellen Spielern und auch Tschechien hat in den letzten Jahren eine sehr starke Mannschaft aufgebaut. Aber wir haben ein junges Team, sind gut zusammengewachsen und in Top-Form – wir werden sicher unser Bestes geben.
Wissen Sie bereits, wie der Alltag in der Olympia-Bubble aussehen wird? Konnten Sie sich mit Athleten austauschen, die von den Olympischen Spielen zurückgekommen sind?
Eigentlich nicht, aber man hat im Tv relativ gut mitbekommen, wie es ungefähr ablaufen wird. Wir haben auch ein Playbook mit 70 Seiten bekommen, indem alle Regeln drinstehen. Aber diese Paralympischen Spiele werden sicher nicht so sein wie in Pyeongchang, wo rund 11.000 Zuschauer in der Halle waren, als wir um den 3. Platz gespielt haben.
Sie haben vorhin angesprochen, dass der Behindertensport in einigen Ländern immer professioneller wird. Was bedeutet das für Länder, wie z.B. Italien, wo man aktuell noch nicht so weit ist?
Vier Nationalmannschaften im Para-Eishockey spielen mittlerweile mit Vollprofis und auch andere spielen mit mehreren Profis. Da wird es z.B. für uns natürlich schwieriger mitzuhalten, da sich diese Athleten nur dem Sport widmen können. Wir gehen alle einer Arbeit nach, haben Familie und dann ist einfach auch die Zeit für den Sport begrenzt. Allerdings hat auch in Italien das Comitato Italiano Paralimpico bereits überlegt, in den nächsten Jahren eine Regelung mit den Sportgruppen der Finanzer, Carabinieri usw. für den Behindertensport zu treffen. Man weiß aber noch nicht, ob auch der Mannschaftsport in diese Regelung integriert wird.
Gibt es in Italien für Behindertensportler noch immer keine Sportgruppen?
Einzelne Athleten wurden in Sportgruppen aufgenommen, aber im Wintersport kaum jemand. Das soll sich aber ändern und das wäre wirklich auch interessant und wichtig für uns – vor allem im Hinblick auf die Paralympischen Winterspiele 2026 in Italien würde uns das sicher einen Schub geben.
Welchen Stellenwert hat der Sport für Körperbehinderte in Südtirol und in Italien?
Die Aufmerksamkeit ist sicher gewachsen, wobei man beispielsweise im Hockey sieht, dass hauptsächlich in Norditalien gespielt wird und man deswegen keine so große Auswahl hat wie andere Länder.
Interview: Lisi Lang
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