„Gift für die Wirtschaft“
WIFO-Direktor Georg Lun über die Auswirkungen von Ukraine-Krieg und Russland-Sanktionen auf die Südtiroler Wirtschaft.
von Heinrich Schwarz
Der Krieg in der Ukraine und die zunehmenden Sanktionen zwischen der EU und Russland gehen an der Wirtschaft nicht spurlos vorbei. Auch Südtirol wird Auswirkungen spüren.
„So eine Krise ist für die Wirtschaft auf jeden Fall Gift. Sie ist sicher nicht positiv für die wirtschaftliche Entwicklung in Europa und in Südtirol“, sagt Georg Lun, Direktor des Wirtschaftsforschungsinstitutes (WIFO) der Handelskammer Bozen.
Er erinnert daran, dass es schon seit 2014 Sanktionen zwischen der EU und Russland infolge der damaligen Krim-Krise gibt. Damals betraf es aus Südtiroler Sicht hauptsächlich Milchprodukte und Obst. Laut Georg Lun war es nur in bestimmten Fällen möglich, die Handelsbeschränkungen zu umgehen. Die Sanktionen von damals seien zudem immer noch aufrecht.
Das hat sich auch in den Zahlen niedergeschlagen: Lagen die Exporte aus Südtirol nach Russland früher noch bei einem Wert von rund 70 Millionen Euro pro Jahr, so sind es heute nur mehr rund 40 Millionen. Die fehlenden 30 Millionen Euro würden eben Milchprodukte, Obst und andere Waren betreffen.
„Wenn jetzt neue Sanktionen dazu kommen, könnten die Handelsbeziehungen mit Russland noch schwieriger werden und es besteht das Risiko, dass auch die verbliebenen 40 Millionen Euro an Exporten noch sinken“, erklärt Georg Lun.
Die aktuellen Südtiroler Russland-Exporte sind laut dem WIFO-Direktor hauptsächlich Maschinen und Anlagen – wie Lifte und Schneekanonen –, aber auch Wein und Baumschul-Produkte wie junge Apfelbäume.
40 Millionen Euro entsprechen rund einem Prozent der gesamten Südtiroler Exporte. „Das ist für Südtirol in Summe also nicht viel. Für jene Firmen, die in Russland aktiv sind, ist der aktuelle Konflikt allerdings ein großes Problem“, erläutert Lun. Noch sei aber schwer zu sagen, wie die neuen Sanktionen effektiv aussehen und welche konkreten Auswirkungen sie haben werden.
Was man laut Georg Lun neben dem Export-Thema auch unbedingt berücksichtigen muss: die massiv steigenden Gas-, Strom- und Treibstoffpreise, die zu einem Teil mit der Ukraine-Krise zusammenhängen.
„Die hohen Energiepreise haben dazu geführt, dass die Inflation in Südtirol im Jahresvergleich auf über sechs Prozent gestiegen ist. Vor allem Unternehmen mit einem hohen Energieverbrauch sind enormen Kostensteigerungen ausgesetzt. Und für Konsumenten ist die Inflation eine okkulte Steuer, weil man mit dem gleichen Geld nicht mehr so viel einkaufen kann wie vorher“, erklärt Georg Lun.
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Kommentare (31)
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asterix
Ach, aber bei den Lohnverhandlungen wird nie von 6% Inflation geredet. Da wird um etwas im nullkomma Bereich gefeilscht. Nur bei den Politikern werden andere Maßstäbe hergenommen. Übrigens, in der Ukraine wird gerade gekämpft und gestorben. Wegen Russland. Da werden wir diese 2% Exportausfall wohl überleben. Weil mehr als 2% auf den gesammten Export macht Russland nicht aus.
treter
Der Herr Lun sollte in erster Linie an die vielen Kriegsflüchtlinge denken anstatt an die Exportzahlen in die Ukraine!!
tirolersepp
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sorgenfrei
Wir arbeitnehmer erleiden alljährlich verluste in höhe der inflation, nachdem löhne kaum angepasst werden… und es es stellt sich schon die frage, ob einem unternehmen leidtun müssen, die in ihremneoliberalen machtdenken mit zweifelhaften reginen geschäfte machen und erst wenn sie ihr hauptgeschäft mit unternehmen aus beispielsweise russland führen….
Unter diesem aspekt müsste man aber wohl auch geschäfte mit china. Weissrussland, den magreb-staaten und und und einstellen… jedenfalls gefährdet russland die ganze weltordnung, die welt wird nach diesem krieg eine andere sein und wir sorgen uns über die südtiroler wirtschaft? Fehlt nur noch, dass sich der hgv zu wort meldet wegen der armen russischen gäste, welche den rubel in mondänen skiorten rollen lassen und nun nicht mehr einreisen dürfen…
artimar
Südtirol hat Probleme. Sich einfach von Putin als Volksrepublik anerkennen lassen und Russland bekommt die besten Äpfel der Welt.
bernhart
Jammern ist in Südtirol ein Allheilmittl ob Wirtschaft , Tourismus oder Bauern, nur an Rentner und Arbeitnehmer denkt niemand, siehe Inflation, Energiepreise, am ende zahlt immer der Endverbraucher, unsere Herrn Politiker schauen zu, denn ihre Löhne werden der Inflation angepasst.
andreas
In der Ukraine kämpft jeder der eine Waffe halten kann für sein Land und einen Stellvertreterkrieg für die westliche Welt und Südtirols Handelstreibende beklagen sich sofort, dass sie ein paar Äpfel und ein paar Liter Leps weniger in ein autoritäres Regime verkaufen können.
Wir sind bald schlimmer als die Deutschen, deren einzig beständiger Wert der Protektionismus ihrer Wirtschaft bzw. ihrer Exporte ist.
tirolersepp
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semperoper
Ich probiers nochmal: Geehrte Luns, Tiefenthalers, Pinzgers und wie ihr alle heißt: könntet ihr in diesen Stunden einfach mal nichts sagen, einfach die Klappe halten, geht das?
(warum dieser Kommentar gelöscht wurde, ist mir unklar. Wem hab ich da ans Bein gepinkelt?)