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Die digitale Offensive

Martin Abler, Zita Grasser, Hansjörg Hafner und Manuel Sander

Im Obst- und Weinbau werden digitale Dienste immer wichtiger und das nicht erst seit Corona.

Schon vorher hat die unaufhaltsame Entwicklung der Digitalisierung begonnen, die Pandemie hat sie noch zusätzlich beschleunigt.

Der Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau hat die Entwicklung von Beginn an positiv bewertet und seine Dienstleistungen in diesem Bereich aktiv ausgebaut. Schon seit mehreren Jahren bietet er seinen Mitgliedern verschiedene digitale Dienste, die ihnen den Arbeitsalltag erleichtern. Diese Dienstleistungen wurden im vergangenen Jahr weiter ausgebaut und z.T. erneuert. Dies war einer der Schwerpunkte bei der 61. Generalversammlung des Südtiroler Beratungsrings am Dienstag, 22. Februar. Bereits zum zweiten Mal in Folge fand sie coronabedingt digital statt.

„Beim Südtiroler Beratungsring haben wir uns schon sehr früh mit der allgemeinen Digitalisierung auseinandergesetzt. Wir wollten den Obst- und Weinbauern dabei helfen, die unliebsame Zettelwirtschaft zu reduzieren und ihnen unsere fachlichen Informationen überall und jederzeit zugänglich machen,“ erklärt Manuel Santer, der Obmann des Südtiroler Beratungsrings. Zuerst entstand die Beratungsring-App, welche die Mitglieder bereits seit 2012 nutzen können. Über 3.000 Landwirte verwendet sie mittlerweile in ihrem Arbeitsalltag. Empfehlungen für die Bearbeitung ihrer Obst- und Rebanlagen, Warnungen vor Spätfrösten, vor Feuerbrandgefahr oder Befall durch Krankheiten und Schädlinge erhalten sie damit nämlich direkt und in Echtzeit auf ihr Handy. „Seit kurzem können unsere Mitglieder mittels App außerdem sämtliche im Anbauleitfaden zusammengefassten Empfehlungen der Saison abrufen,“ berichtet Santer.

Seit knapp zehn Jahren steht den Mitgliedern überdies ein Online Betriebsheft zur Verfügung. Alle Behandlungen, welche die Obst- und Weinbauern im Laufe einer Saison im Bereich Düngung oder Pflanzenschutz durchführen, müssen sie genau dokumentieren. Dies können sie einfach und überall mittels Handys, Tablet oder natürlich mit ihrem Laptop oder PC über das Online Betriebsheft des Südtiroler Beratungsrings erledigen. „Dieses hat in den vergangenen Monaten ein neues, moderneres Design erhalten, das sich problemlos an jedes verwendete Gerät anpasst. Zusätzlich ist es nun vom Aufbau her noch benutzerfreundlicher,“ freut sich Obmann Santer. Die Grundlage für das Online Betriebsheft sind die umfangreichen Dünge- und Pflanzenschutzmitteldatenbanken, die der Südtiroler Beratungsring bereits seit über zehn Jahren pflegt.

Manuel Santer

Sehr nützlich für die Obst- und Weinbauern ist auch der Bodenfeuchtesensor samt Übertragungsmodul und eigener App, welche in Zusammenarbeit mit dem Energieversorgungsunternehmen Alperia und dem Versuchszentrum Laimburg im Projekt „Smart Land Südtirol“ entwickelt wurden. Der Sensor misst die Bodenfeuchte in einer speziellen Bodentiefe, was dem Bauern dabei hilft zu entscheiden, ob er seine Anlagen bewässern soll. „Wir haben die App an den neu entwickelten Sensor angepasst, damit unsere Mitglieder die Daten bequem von überall aus ablesen können,“ berichtet der Obmann.

Auch die vielen Videos in der Beratung, welche die Mitglieder über die Homepage der weltweit größten privatrechtlichen Beratungsorganisation im Obst- und Weinbau ansehen können, sind ein neues digitales Tool. „Zu Beginn der Coronapandemie haben die Berater mit einfachen Handyvideos für unsere Mitglieder begonnen. Inzwischen haben wir professionelle Videos erstellt, die auf dem YouTube Kanal des Südtiroler Beratungsrings abgerufen werden können,“ informierte Santer die Delegierten bei der Generalversammlung.

Arbeitsintensive neue Sorten und Wanzen

„Die Obstbauberater beschäftigen sich das ganze Jahr über intensiv mit den vielen neuen Sorten, die in den letzten Jahren eingeführt wurden. Sie erheben verschiedenen Sorteneigenschaften, vom Wuchsverhalten der Bäume, über die Anfälligkeit auf Krankheiten und Schädlinge bis hin zur Ausfärbung und Größe der Früchte,“ berichtet Robert Wiedmer, Ringkoordinator und Bereichsleiter Obstbau beim Südtiroler Beratungsring. Die Ergebnisse dieser Erhebungen präsentieren die Berater regelmäßig in Vorträgen oder bei gemeinsamen Flurbegehungen mit den Vermarktungsorganisationen. Auch die marmorierte Baumwanze hält die Berater auf Trab. Schon seit mehreren Jahren unterstützen speziell angestellte Mitarbeiter die Berater in den Sommermonaten beim umfangreichen landesweiten Monitoring. So konnten 2021 knapp 3.000 Proben in fast 350 verschiedenen Apfelanlagen erhoben und ausgewertet werden. „Mithilfe dieses umfangreichen Monitorings können wir zeitgerecht auf das Auftreten der Wanze in den Anlagen reagieren,“ meint Wiedmer.

Sensibilisierung zur Goldgelben Vergilbung läuft

„Diese gefährliche Krankheit der Reben ist absolut ernst zu nehmen. In südlicheren italienischen Weinbaugebieten mussten bereits größere Flächen gerodet werden. Auch bei uns kommen immer mehr Fälle dazu,“ berichtet der Bereichsleiter Weinbau, Hansjörg Hafner. „Das Roden befallener Rebstöcke ist die wichtigste Maßnahme, die Ausbreitung der gefährlichen Pflanzenkrankheit zu stoppen. Deshalb hat der Südtiroler Beratungsring letzten Sommer gemeinsam mit dem Konsortium Südtirol Wein großflächige Monitorings der Rebanlagen organisiert. Wir wollten die Weinbauern dabei auf die Krankheit und die Symptome sensibilisieren. Weil das so gut funktioniert hat, werden wir die Sensibilisierungskampagne heuer fortsetzen,“ so Hafner.

Beratung an die neue EU Bio-Verordnung anpassen

Ulrich Kiem, Bereichsleiter Bioanbau, berichtete u.a. von der neuen EU Bio-Verordnung, die seit 1.01.2022 in Kraft ist. Die Umsetzung gewisser Bereiche sei Kompetenz der Mitgliedsstaaten, weshalb man auf bestimmte Präzisierungen vonseiten des italienischen Staates noch warte, erklärte er. „Einer der Bereiche, die neu geregelt wurden, ist der Einsatz und die Produktion von Bio-Pflanzmaterial. Hier sind wir gespannt, wie die genaue Regelung in Italien aussehen wird und welche Änderungen auf die Betriebe und auch auf uns in der Beratung zukommen,“ erklärte Kiem.

Ehrungen

Drei Mitarbeiter des Südtiroler Beratungsrings sind bereits seit 25 Jahren im Dienst: Zita Grasser, Bezirkssekretärin im Vinschgau, Hansjörg Hafner, Bereichsleiter Weinbau und Martin Abler, Obstbauberater im Bezirk Vinschgau. Sie wurden im Rahmen der heurigen 61. Generalversammlung für ihren langjährigen, treuen Einsatz geehrt.

Obmann Santer betonte bei dieser Gelegenheit, dass zufriedene, kompetente Mitarbeiter das größte Kapital des Südtiroler Beratungsrings seien. Auch im vergangenen, wiederum pandemiebedingt schwierigen Jahr, habe sich dies gezeigt. Santer dankte den insgesamt 50 Mitarbeitern für ihren Einsatz im Dienst der Mitglieder und der gesamten Südtiroler Obst- und Weinwirtschaft.

 

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