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„Großer Schaden“

Martin Haller

Laut Martin Haller, Präsident des Handwerkerverbandes lvh, bereitet die 2G-Pflicht für über 50-Jährige vielen Betrieben Probleme.

Tageszeitung: Herr Haller, welche Rückmeldungen erhalten Sie infolge der 2G-Pflicht für über 50-Jährige am Arbeitsplatz?

Martin Haller: Für viele Betriebe ist die Regelung ein großes Problem. In Südtirol und gerade im Handwerk sind die Betriebe nämlich relativ klein. Wenn von vier Mitarbeitern auch nur einer ausfällt, sind das bereits 25 Prozent der Kapazität. Das führt in einzelnen Betrieben schon zu sehr großen Problemen – auch weil derzeit die Auslastung hoch ist. Zudem handelt es sich bei den über 50-Jährigen vielfach um Mitarbeiter, die mit ihrer großen Erfahrung sehr viel Leistung bringen.

Generell sind also einige Betriebe gar nicht betroffen, während andere große Schwierigkeiten haben, wenn auch nur ein Mitarbeiter wegfällt?

Ja – und das geht quer durch alle Branchen. Es betrifft nicht nur einzelne Berufsgruppen, sondern die ganze Gesellschaft. Viele Menschen haben schlichtweg Angst vor der Impfung. Die Corona-Situation ist durch die Omikron-Variante jetzt natürlich etwas anders als vor mehreren Wochen. Deshalb plädieren wir darauf, noch einmal über die 2G-Pflicht nachzudenken. In Österreich etwa findet derzeit auch ein Umdenken statt, was die Impfpflicht betrifft. Es führt zu einem großen Schaden, wenn Menschen der Gesellschaft verloren gehen. Eines sind die unmittelbaren Folgen der 2G-Pflicht. Hinzu kommt die Sorge, wie man die betroffenen Mitarbeiter wieder in die Betriebe integrieren kann.

Wie gehen die betroffenen Betriebe mit dem Arbeitsausfall um?

Sie versuchen, ihn so gut es geht wettzumachen. Sicherlich müssen teilweise auch Arbeiten aufgeschoben und Kunden um Verständnis ersucht werden. Viele Betriebsinhaber werden zudem versuchen, den Ausfall über den persönlichen Einsatz zu kompensieren, indem sie noch mehr Stunden arbeiten.

Ersatz zu finden dürfte angesichts des Fachkräftemangels derzeit schier unmöglich sein…

Ja, denn wir wissen, dass überall Fachkräfte fehlen. Zudem ist es nicht ganz einfach, einen Leistungsträger zu ersetzen. Wer 30 Jahre lang in einem Betrieb gearbeitet hat, hat einfach auch große Erfahrungswerte. Ein junger Hilfsarbeiter kann einen langjährigen Mitarbeiter nie ersetzen.

Sie befürchten für die nächsten Monate wirtschaftliche und gesellschaftliche Probleme?

Ja, die gesellschaftlichen Folgen sind neben den wirtschaftlichen natürlich auch relevant. So kann es etwa passieren, dass die Arbeit eines ausfallenden Mitarbeiters von einem anderen Mitarbeiter übernommen werden muss, der das nicht unbedingt verstehen kann. Die Langzeitfolgen, die durch solche Maßnahmen entstehen, werden wir erst sehen.

Gibt es auch viele Einzelunternehmer ab 50 Jahren, die sich nicht impfen lassen?

In der breiten Masse ist das wohl kein so großes Phänomen, aber es gibt sicherlich einzelne Betriebsinhaber, die betroffen sind.

Welche Meinung vertritt Ihr nationaler Dachverband für das Handwerk? Wird auf politischer Ebene interveniert?

Man hat das Gefühl, dass sich national alle mit der Neuerung abgefunden haben. Wir machen immer Druck darauf, das Thema auf die Tagesordnung zu setzen. Uns ist auch nicht ganz klar, wie genau die 2G-Pflicht im restlichen Italien effektiv kontrolliert wird. Wir wissen jedenfalls, dass bei uns in Südtirol sicherlich genauestens kontrolliert wird. Man kennt ja etwa auch die unterschiedliche Kontrollintensität innerhalb Italiens in Bezug auf die Straßenverkehrsordnung. Die Strafen und die Folgen der 2G-Pflicht am Arbeitsplatz sind noch nicht absehbar.

Interview: Heinrich Schwarz

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (5)

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  • andreas

    Handwerker durften immer arbeiten, haben sich teilweise überhaupt nicht um die Regeln geschert, haben bei Umsatzrückgängen über 30% Ausgleichszahlungen bekommen, was man auch mit späterer Ausstellung von Rechnungen oder gar keiner hinbekommt und nun beklagen sie sich, wie schlimm sie dran sind.

    Fehlt nur noch, dass sie sich über mangelnde Wertschätzung beklagen, gerne hätten, dass man auf den Balkonen für sie klatscht und täglich von einer jungen Blonden oder Schwarzhaarigen in den Arm genommen werden möchten.

    Was sind wir nur für ein Volk von dekadenten Heulsusen geworden.
    Schuld haben immer die anderen und plärren, sobald es nicht nach dem eigenen Kopf geht.

    • gorgo

      Yepp. Teilweise vom arbeiten her (bis auf ca. 2 Wochen) sogar ziemlich heftig, je nach Branche, viele Tourismusbetriebe wussten die Zeit für Umbau und Renovierungen zu nutzen.
      Viele Arbeiter waren so gestresst, dass sie die lockdowner beneideten.
      Die Pauschal-Hilfen für ersten und zweiten lockdown sind schnell geflossen und das mit der Umsatzsache ist ein Leichtes, da hast du Recht.
      Aber was du nur immer mit Blonden und Schwarzhaarigen hast?
      Braun oder Rot ist doch viel netter.

  • treter

    Herr Haller hat vollkommen recht! 2G gehört sofort abgeschafft. Das ist nur mehr Schikane pur!!!!!

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