„Wo befinden Sie sich?“
„Notruf – Emergenza“: 21 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten in Schichten in der Einheitlichen Notrufzentrale in Bozen.
Als Calltaker (Notrufsachbearbeiter) nehmen sie den Notruf entgegen und sehen gleichzeitig dessen Herkunft auf einem ihrer Bildschirme. Ihre Schreibtische im Landeszivilschutzzentrum an der Drususallee 116 in Bozen sind rund um die Uhr besetzt.
„Wo befinden Sie sich? Können Sie beschreiben, was passiert ist?“
Während des Anrufs füllen sie ein Formular mit den Erstangaben aus und übermitteln es den Disponenten der Landesnotrufzentrale im Nebenraum. Diese fragen nach weiteren Details und schicken die Einsatzfahrzeuge auf den Weg.
Seit der Einführung der Einheitlichen Notrufnummer am 17. Oktober 2017 gehört auch Südtirol zum länderübergreifenden Notrufsystem in allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union und darüber hinaus: Unter der Rufnummer 112 wird eine Leitstelle erreicht, die je nach Art des Notfalls die zuständigen Blaulichtorganisationen alarmiert. Das Europäische Parlament hat 2009 wegen der im Datum enthaltenen Notrufnummer (11.2.) den 11. Februar zum jährlichen Europäischen Tag des Notrufs 112 erklärt, um dessen europaweite Gültigkeit sichtbarer und die Vorteile bekannter zu machen.
Autonomiepolitische Errungenschaft
Die Einführung dieser Einheitlichen Notrufnummer, unterstreicht Bevölkerungsschutzlandesrat Arnold Schuler, sei eine autonomiepolitische Errungenschaft: „Für Südtirol und das Trentino haben wir mit einer Ausnahmeregelung erreicht, dass der Dienst in einem Einzugsgebiet mit nur einer Million Einwohnern aufgebaut werden konnte. Zudem können die beiden Länder Südtirol und Trentino die Organisation des Dienstes selbst regeln.“ Das Wissen um diese einheitliche Notrufnummer diene der Sicherheit aller Bürgerinnen und Bürger, betont der Direktor der Agentur für Bevölkerungsschutz Klaus Unterweger, „denn im Notfall zählt jede Minute, und das unverzügliche Wählen der Notrufnummer 112 kann lebensrettend sein“.
Einheitliche Notrufzentrale 112 : die Zahlen
Im Jahr 2019 hat die Einheitliche Notrufzentrale 235.677 Anrufe beantwortet, 2020 belief sich die Zahl der Anrufe auf 226.907, und 2021 waren es 221.214 Anrufe, berichtet der Koordinator der Notrufzentrale Paolo Berenzi: Durchschnittlich wurden 610 Anrufe täglich beantwortet, davon wurden rund 68 Prozent für einen Einsatz von Rettung oder Feuerwehr weitergeleitet, bei 32 Prozent war ein Einsatz der Behörden (Carabinieri, Polizei) vonnöten.
Die durchschnittliche Gesprächsdauer betrug 49 Sekunden: um aufzunehmen, was der Anrufende braucht, die Daten zu erfassen und an die Landesnotrufzentrale, Berufsfeuerwehr oder Behörden weiterzuleiten. Dabei werden rund 30 Prozent der Anrufe herausgefiltert, die keine Notfälle sind. Notrufe, die keine Notrufe sind, werden nicht an die operativen Zentralen – Feuerwehr, Rettung, Polizei und Carabinieri – weitergeleitet. Somit werden diese Zentralen entlastet und können sich auf die Einsätze konzentrieren.
Notfallnummer nur für echte Notrufe
„Die Notrufnummer 112 soll nur in echten Notfällen gewählt werden, denn unnötige Anrufe blockieren die Leitungen für Notrufe, die wirklich wichtig und dringend sind“, weist Notfallmedizin-Primar Marc Kaufmann hin:
Die 112 soll bei Unfällen oder Bränden gewählt werden oder wenn sich jemand in einer akuten, potentiell lebensbedrohenden Notlage befindet, zum Beispiel bei schweren Verletzungen oder Verbrennungen, Bewusstlosigkeit, Symptomen, die auf einen Schlaganfall (akute Lähmungen, Seh- oder Sprechstörungen) oder Herzinfarkt (starke Brustenge, kalter Schweiß) hinweisen, bei allergischem Schock oder akuter starker Atemnot. Auch wenn die Situation unklar ist, aber lebensbedrohlich sein könnte, soll die 112 angerufen werden.
Außerdem soll die 112 angerufen werden, wenn die Hilfe der Sicherheitskräfte benötigt wird, wenn sich jemand bedroht fühlt, in Gefahr oder einer Straftat ausgesetzt ist oder beobachtet, dass andere in solche Situationen geraten.
Flächendeckendes Netz an Einsatzorganisationen
In Südtirol steht eine Vielzahl an Einsatzorganisationen für Notfälle bereit: 306 Freiwillige Feuerwehren landesweit und eine Berufsfeuerwehr mit Sitz in Bozen, 55 Bergrettungsgruppen im Alpenverein Südtirol AVS und im nationalen Verband der Berg- und Höhlenrettung Corpo nazionale soccorso alpino e speleologico CNSAS, 38 Rettungswagen des Weißen und des Roten Kreuzes, First Responder, Helferinnen und Helfer vor Ort, Notfallseelsorge, 5 Einsatzgruppen der Südtiroler Wasserrettung, 5 Einsatzgruppen des Landesverbandes für Rettungshundeeinheiten.
Die Flugrettung Südtirol mit den beiden Notarzthubschraubern Pelikan 1 mit Basis in Bozen und Pelikan 2 mit Basis in Brixen wird saisonal durch den seit Februar 2020 in Laas stationierten Pelikan 3 sowie durch den Aiut Alpin Dolomites mit Basis in Pontives im Grödnertal unterstützt. Außerdem stehen das Heeresfliegerregiment Altair sowie Staatspolizei, Carabinieri und Finanzpolizei bereit, um schnellstmöglich vor Ort zu sein und in Notfällen helfend einzugreifen.
Die Einheitliche Notrufzentrale wird in Südtirol personalmäßig vom Sanitätsbetrieb geführt und technisch von der Agentur für Bevölkerungsschutz betrieben. Im Sitz der Agentur für Bevölkerungsschutz ist sie auch untergebracht, und zwar in unmittelbarer Nähe der Landesnotrufzentrale. Die Landesnotrufzentrale mit der Notrufnummer 118 für den Rettungs- und Bergrettungsdienst in Südtirol war ab November 1993 aktiv. Ab dem Jahr 2003 waren die Notrufnummern 118 und 115 in der Landesnotrufzentrale zusammengefasst.
112: kostenlos und ohne Vorwahl
Die 112 ist kostenlos und kann vom Mobiltelefon oder vom Festnetzanschluss ohne Vorwahl gewählt werden. Mit dem Handy kann über die Netze anderer Anbieter ein Notruf abgesetzt werden, auch wenn das eigene Netz nicht zur Verfügung stehen sollte. Die 112 kann immer zurückverfolgt werden, auch bei Rufnummernunterdrückung.
Die App „Where Are U“ unterstützt im Notfall: Ein Vorteil dieser Anwendungssoftware ist die automatische Übermittlung der persönlichen Erkennungsdaten und der genauen Standortbestimmung im Moment des Anrufes und damit Zeitersparnis bei der telefonischen Abfrage. Sollte der Anrufende aus irgendeinem Grund nicht sprechen können, so hilft die Funktion „Stummer Anruf“, dabei erhält der Mitarbeitende in der Einheitlichen Notrufzentrale 112 zusätzliche Informationen, die helfen können.
Welche Fragen sind bei einem Anruf zu beantworten? Was ist am Ort des Geschehens zu tun?
Mehr zur Notrufnummer auf dem Bevölkerungsschutz-Internetportal des Landes Südtirol (www.provinz.bz.it/sicherheit-zivilschutz/zivilschutz/notruf.asp).
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Kommentare (1)
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hallihallo
where are you: schaltet sich die standortfunktion bei wahl 112 automatisch ein oder muß die vorher schon immer eingeschalten sein? die verbraucht nämlich immer sehr viel energie und der akku wird schnell leer.