Blick der Stille – Blick auf die Stille
Das Zhejiang Art Museum in Hangzhou stellt dem chinesischen Publikum sieben Grödner Bildhauer vor: Aron Demetz, Gehard Demetz, Peter Demetz, Walter Moroder, Herman Josef Runggaldier, Willy Verginer und Bruno Walpoth.
(sh) Die etwa 200 Kilometer südlich von Shanghai gelegene 9 Millionenstadt Hangzhou gilt als eine der Wiegen der chinesischen Kultur, Marco Polo bezeichnete sie im 13. Jahrhundert gar als „schönste und großartigste Stadt der Welt“. Einst auch als „Stadt der Seide“ berühmt, ist sie heute ein touristisches Highlight und liegt im „Forbes“-Ranking mit 47 Milliardären auf Platz zehn der weltweit reichsten Städte.
Auf der Basis seiner enormen Wirtschaftskraft hat die Stadt 2009 das Zhejiang Art Museum gegründet, das in 14 Ausstellungssälen und einer Fläche von 9000 Quadratmetern einen entschlossenen Fokus auf zeitgenössische Kunst legt – vorzüglich solche „chinesischen Stils“, wie die Webseite des Museums verrät.
Aktuell stellt das Museum dem chinesischen Publikum acht italienische Bildhauer vor. Nicht weniger als sieben davon kommen aus Gröden, der achte Teilnehmer ist der Marmorbildhauer Massimiliano Pelletti aus der Toskana. Mit Aron Demetz, Gehard Demetz, Peter Demetz, Walter Moroder, Herman Josef Runggaldier, Willy Verginer, Bruno Walpoth, der bereits 2018 in Hangzhou ausstellte, präsentiert die Ausstellung ausschließlich Holzbildhauer – das Material, das in Gröden so gut wie Monopolcharakter besitzt. Die von dem Direktor des Museum Ying Jinfei persönlich kuratierte Ausstellung trägt den Titel „Gazing of Tranquillity“ – was man mit Blick der Stille oder Blick auf die Stille übersetzen kann.
Insgesamt 42 figurative Skulpturen wurden für die Ausstellung nach China transportiert. Im Ausstellungstext schreibt der Kurator: „Die Bildhauer in der Ausstellung haben jeweils ihre eigene Vision von der menschlichen Figur und scheinen intime Geschichten in der Schwebe zu erzählen, die auf halbem Weg zwischen Traum und Erscheinung liegen, wie ihre stillen, bewegungslosen, statuarischen Figuren nahelegen, die manchmal wie Kouroi und Korai aus dem klassischen Griechenland oder Fragmente antiker Statuen aussehen. Es gibt jedoch auch viele Bezüge zu zeitgenössischen Ikonen, ökologischen Themen und religiösen Symbolen, als ob ein Porträt unserer Zeit durch die Augen der Bildhauer, die mit einer alten Technik verbunden sind, aber ihren Blick auf die Welt gerichtet haben, gezeichnet werden soll.
Die chinesische Ausstellung ermöglicht es also, das Gesicht der zeitgenössischen italienischen Kunst außerhalb ihrer nationalen Grenzen zu skizzieren, indem sie ihren Klassizismus, aber auch ihre Fähigkeit zur Innovation innerhalb der Tradition hervorhebt und dem Diskurs über die internationale zeitgenössische Bildhauerei neues Leben einhaucht (so wie es bei Holz geschieht).“
Neben dem Text des Kurators enthält der Katalog einen kritischen Essay von Marco Tonelli (Direktor der Galleria d’Arte Moderna di Spoleto) und Gabriele Lorenzoni (Kurator der Galleria Civica di Trento).
In der Folge, nach dem 20. Februar, wandert die Ausstellung weiter das Wuhan Art Museum und in das Guangdong Museum.
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