Der Mann aus dem Wald
Der Trentiner Psychiater Fabio Bonadiman hat den Auftrag erhalten, die Zurechnungsfähigkeit von Ivo Rabanser festzustellen.
von Thomas Vikoler
Ein Mann mit kahl rasiertem Schädel und Militärhose wird zu einer Verhandlung am Bozner Landesgericht gebracht. Es ist Ivo Rabanser, 42, der Mann, der wegen einer Messerattacke Anfang November in Wolkenstein verhaftet worden war.
Rabanser kommt zu einer Verhandlung vor Voruntersuchungsrichter Emilio Schönsberg, der dort ein Beweissicherungsverfahren einleitet. Es geht darin um die Frage, ob er, Rabanser, zum Tatzeitpunkt unzurechnungsfähig, teilweise unzurechnungsfähig oder voll zurechnungsfähig war. Trifft eine der ersten beiden Hypothesen zu, ist auch zu klären, ob er gemeingefährlich war oder nicht.
Diese Fragen beantworten muss bis zur nächsten Verhandlung am 9. Mai der Trentiner Psychiater Fabio Bonadiman, der von Richter Schönsberg am Montag formell als Gerichtsgutachter eingesetzt wurde. Ihm zur Seite steht der Bozner Psychiater Michele Piccolin. Die Zivilpartei – der Bruder des Beschuldigten und Opfer des Mordversuchs – hat den Psychiater Giuseppe Sartori als Sachverständigen benannt, die Verteidigung Rabansers vorerst niemanden.
Ivo Rabanser war bisher – ausgenommen eine „Nachbetreuung“ nach seiner Flucht von zu Hause als Minderjähriger – nicht in psychiatrischer oder psychologischer Behandlung. Das dürfte die Diagnose für den Gutachter erschweren.
Bemerkenswert ist dennoch, dass sich Rabanser, der zuletzt in Verona als Pfleger eines Tennisplatzes gelebt hatte, den ganzen vergangenen Sommer im Grödental aufhielt – er übernachtete in einem Zelt in den Wäldern von Wolkenstein. Zur nächtlichen Messerattacke gegen seinen Bruder Martin, 39, reiste Rabanser von Verona mit dem Fahrrad an.
Sein Tatmotiv liegt weiter im Dunkeln, vielleicht befördert das psychiatrische Gutachten Beweggründe zu Tage.
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