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„Ohne Plan“

Madeleine Rohrer

Der Dachverband für Natur- und Umweltschutz fordert die Landesregierung auf, den Landesplan der Gruben, Steinbrüche und Torfstiche endlich aus der Schublade zu holen.

Schottergruben sprießen in Südtirol derzeit wie Pilze aus dem Boden – nur unkoordiniert und ohne Klimacheck. So liegen zum Beispiel bei der Landesagentur für Umwelt- und Klimaschutz gleich zwei Projekte für die Eröffnung von Schottergruben auf: eine im Völser Ried und eine in Mittewald in der Gemeinde Franzensfeste.

Und auch in Langtaufers bei Graun im Vinschgau sollen bald die Bagger kommen. Südtirols größte Umweltorganisation, der Dachverband für Natur- und Umweltschutz, fordert daher die Landesregierung auf, den Landesplan der Gruben, Steinbrüche und Torfstiche endlich aus der Schublade zu holen.

Der Landesplan für Steinbrüche, Gruben und Torfstiche ist 2015 abgelaufen.

Seitdem hat die Landesregierung nichts unternommen, ein vorausschauendes Konzept zu verabschieden, kritisiert der Dachverband.

In einer Aussendung heißt es:

„Damit gibt es in Südtirol kein koordiniertes und am Bedarf orientiertes Vorgehen zum Abbau von Schotter, Torf etc. Ohne landesweiten Plan ist auch keine Bewertung möglich, wo in Südtirol wie viel Schotter abgebaut werden darf, damit die Bevölkerung nicht durch Lärm und Staub belastet wird, und wo der Abbau möglichst umweltverträglich und landschaftsschonend erfolgen kann. Ohne Plan fehlt schließlich der Überblick, wie viel Schotter anderweitig gewonnen wird, zum Beispiel durch den Bau von Straßen- und Eisenbahntunnels wie am Meraner Küchelberg oder am Brennerbasistunnel.“

Die Folge: Es fehle  eine plausible Erhebung des Bedarfs von Seiten des Landes.

Die Unternehmen erarbeiten daher einzeln Projekte, reichen diese beim Land ein und diese werden einzeln, meist unabhängig voneinander überprüft und fallweise genehmigt.

Die lokalen Notwendigkeiten würden nicht berücksichtigt und jedes Unternehmen versuchet seine Schäfchen ins Trockene zu bringen, so der Dachverband.

Allein im Jahr 2021, trotz Pandemie, wurden von der Südtiroler Landesverwaltung 17 Projekte zum Abbau von Schotter, Steinbrüchen und Torf überprüft.

Aktuell laufen weitere zwei öffentliche Screening-Verfahren zur Feststellung der Umweltverträglichkeitspflicht: In Völs am Schlern soll die Schottergrube Pardeller zu 91.000 m3Abbaumenge eröffnet werden.

Auf einer zwei Hektar großen Fläche soll hingegen eine Schottergrube in Mittewald in der Gemeinde Franzensfeste eröffnet und insgesamt 160.000 mMaterial entnommen werden.

Ein weiteres Projekt ist im Vinschgau in der Pipeline: Der Verwaltungsrat der Eigenverwaltung der bürgerlichen Nutzungsrechte der Fraktion Langtaufers hat im Jahr 2020 einen Grundsatzbeschluss gefasst zur Eröffnung der Schottergrube „Poschen“ (Rieglwald). Dort soll gleich doppelt so viel Schotter wie in Franzensfeste abgebaut werden.

Der Dachverband für Natur- und Umweltschutz fordert daher die Landesregierung auf, zum einen den 2015 abgelaufenen Landesplan für Steinbrüche, Gruben und Torfstiche endlich zu überarbeiten und zum anderen zwei Landesgesetze (Nr. 7 von 2003 und Nr. 9 von 2008) dahingehend abzuändern, dass nur auf den im Landesplan für Steinbrüche, Gruben und Torfstiche festgelegten Flächen Material abgebaut werden darf.

Der Plan müsse die aus Sicht von Klima, Artenvielfalt und Landschaft besten Standorte bestimmen. Ebenso brauche es klare Regeln zum Schutz der Bevölkerung vor Lärm und Staub.

Der Dachverband teilt schließlich die Auffassung der Volksanwältin, die 2020 anmahnte, dass die Einbindung der betroffenen Gemeinden und der betroffenen Bevölkerung in solchen Projekten von Anfang an zwingend vorgesehen werden muss.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (2)

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  • treter

    Und ich fordere den Dachverband für Natur- und Umweltschutz bzw. seinen Brixner Präsidenten Klauspeter Dissinger auf, ohne wenn und aber für den sofortigen Schutz des Brixner Auwaldes einzutreten! Bekanntlich begnügt sich dieser Verband und die ihm angeschlossene Umweltgruppe Eisacktal mit den versprochenen Ausgleichsmassnahmen bzw. die Erweiterung der Millander Au in eine Bauschutt- bzw. Mülldeponie und setzt sich daher nicht für den Schutz dieses sehr wertvollen Auwaldes in der Industriezone ein! Möchte daran erinnern dass diese Umweltgruppen im Jahre 2018 bei einer Teilrodung dieses Auwaldes im Süden noch heftig protestiert hatten, https://www.umwelt.bz.it/aktuelles/neuigkeiten/ug-eisacktal-offener-brief-auwald-in-brixen.html
    Es wurde damals sogar von einem Tabubruch gesprochen im 21. Jahrhundert einen Auwald zu roden!! Zudem wurde auf die eigenen Vogelzählungen (64 Arten, Brutplatz für 7 Vogelarten der Roten Liste) im Auwald verwiesen! Ich frage mich wieso der Auwald jetzt 3 Jahre später auf einmal nix mehr wert sein soll bzw. wieso man ihn jetzt nicht mehr verteidigt?!
    NB. Der Auwald soll einem 3D-BETON-Drucker-Industriegebäude der Firma Progress weichen!

  • treter

    Ergänzung:
    Da dieser faule Deal „Auwaldrodung gutheißen und dafür die Millander Au erweitern dürfen“ noch von Rohrers Vorgänger bzw. dem ehemaligen Dachverbands-Geschäftsführer Andreas Riedl mitgetragen wurde, könnte jetzt ja die neue Direktorin Madeleine Rohrer den Verband wieder auf den richtigen Weg bringen bzw. den sofortigen Schutz des Brixner Auwaldes fordern?!
    Und den Dachverbands-Präsidenten Dissinger möchte ich ersuchen nach diesem
    peinlichen „Ausrutscher“ heuer nicht mehr für das Präsidentenamt zu kandidieren!
    Danke im Voraus!!

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