„Provozieren mit Bedacht“
Die Sinicher Rapper FV1000 veröffentlichen ihr neues Video „Contatto“. Um altbekannten Ärger zu vermeiden, kündigen sie diesmal Inhalt und Beweggründe vorab an.
von Karin Gamper
Sie machen in ihren Musikvideos auf böse, zeigen Dealerszenen und hantieren mit irritierend echt aussehenden Fake-Waffen. Typische Motive aus der Rapperszene. Aber Südtirol ist nicht London, Paris oder New York, und so hat sich die Sinicher Gruppe FV1000 in der Vergangenheit die erbosten Reaktionen von Mitbürgern und erheblichen Ärger mit der Polizei eingehandelt. Dem Erfolg ihrer professionell gestalteten Clips tat dies keinen Abbruch. „Banlieue“ und „Lony Block Freestyle“ wurden umso mehr geklickt.
Für Donnerstag kündigt FV1000 ein neues YouTube-Video an: „Contatto“. Um altbekanntem Ärger aus dem Weg zu gehen, haben die zwei Köpfe der Gruppe – Ahmed und Idris Toumi alias Kash und Moula – per Presseaussendung Inhalt und Beweggründe bereits vorab erläutert.
Die jungen Männer schreiben: „Wir sind zwei Brüder aus Meran, und mit der Gruppe FV1000 wollen wir unser Leben verändern, alte Dinge hinter uns lassen und gleichzeitig in das Leben unserer Zuhörer eintreten.“ Und weiter: „Wir sind in Apulien geboren, in Mailand aufgewachsen und haben tunesische Wurzeln. Aufgrund verschiedener Schwierigkeiten sind wir nach Meran gezogen und haben uns beide der Musik verschrieben. Wir haben angefangen, Songs zu schreiben, als ich etwa 18 und Moula 16 war. In der Musik entdeckten wir einen Fluchtweg, eine Brücke zu anderen und eine Möglichkeit, das Erlebte zu erzählen und auszudrücken. Wir wollen mit all jenen jungen Menschen sprechen, die wie wir Probleme und Schwierigkeiten in ihrem Leben haben, die uns verstehen und sich gleichzeitig verstanden fühlen, wenn sie uns zuhören. Unsere Absicht ist es, ohne Wertung zu erzählen und eine Realität zu filtern, die für manche Menschen vielleicht unangenehm ist, die aber vielleicht, gerade weil es Menschen gibt, die uns zuhören, gezeigt werden muss.“
Worum geht es in „Contatto“? Kontakte können, so die Brüder, den Unterschied machen. „Manche Menschen unterstützen dich und helfen dir, andere machen dich runter, machen dich schlecht.“ Kontakt sei eine Metapher für die Suche nach einer Welt, die ziemlich gnadenlos sein kann, wo Geld viel zählt und wo Kriminalität irgendwann leicht zum Alltag werden kann. „Damit soll keineswegs Kriminalität schön geredet oder gerechtfertigt werden, aber wenn wir nicht anfangen, mit einer gewissen Ernsthaftigkeit darüber zu sprechen und die uns umgebende Realität zur Kenntnis zu nehmen, wird es schwierig sein, einen echten Wandel herbeizuführen“, schreiben die Brüder.
Das Herzeigen von Drogen im Video sei nicht nur eine „Provokation mit Bedacht“, sondern auch eine Realität, die es gebe. Kash und Moula: „Es gibt sie, die Drogen, und es gibt viele junge Menschen, die mit ihnen zu tun haben, und es ist richtig, darüber zu sprechen und nicht so zu tun, als ob es das alles nicht geben würde.“
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