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„Gespräche mit Militär“

Die Omikron-Variante lässt die Infektionszahlen in die Höhe schnellen. Mitarbeiter im Sanitätswesen sind in Quarantäne, Dienste wurden gekürzt. Der Sanitätskoordinator und Primar der Pädiatrie im Gesundheitsbezirk Brixen, Markus Markart, zur aktuellen Situation.

Tageszeitung: Herr Markart, die Omikron-Variante lässt vieles aus dem Ruder laufen. Hat man die Situation im Sanitätsbetrieb Brixen noch unter Kontrolle?

Markus Markart: Noch haben wir die Situation im Griff. Aber die Situation könnte sich zuspitzen: Die Zahl der Omikron-Infizierten nimmt weiterhin stark zu. Auch wenn die meisten Patienten nicht schwere Verläufe haben, müssen doch einige ins Krankenhaus eingeliefert werden, was das Sanitätswesen belastet. Das größere Problem bereitet uns die Quarantänestation Gossensaß: Dort stoßen wir mit unseren Kapazitäten an die Grenzen. Alle positiv getesteten Obdachlosen von Bozen werden zurzeit nach Gossensaß gebracht. Bisher wurden 87 Infizierte in der Struktur betreut, jetzt hat uns die Anfrage erreicht, die Bettenanzahl auf 130 zu erhöhen.

Die Hauptprobleme?

Das Personal: Wir müssen die ärztliche und pflegerische Versorgung gewährleisten und sind hinsichtlich einer Unterstützung auch mit Militärorganisationen im Gespräch. Wir haben nämlich nicht ausreichend Personal, um dieses in Gossensaß einzusetzen. Und Sarns ist zurzeit geschlossen.

Apropos Personal: Sind sehr viele Ärzte und Pfleger in Quarantäne?

Einige schon, zum Glück aber nicht viele. Im Sanitätswesen sind die Quarantänefälle folgendermaßen geregelt: Wenn zu Hause ein Kind oder der Partner positiv getestet wurde, dann müssen Sanitätsbedienstete, sofern sie nicht selbst positiv getestet wurden, nicht zu Hause bleiben. Sie werden mit Tests überwacht und arbeiten mit einer FFP2-Maske. Einige wenige Ärzte und Pfleger wurden jedoch positiv getestet und dürfen deswegen nicht arbeiten, was bei der derzeitigen Personalknappheit schnell ins Gewicht fällt.

Ist die Suspendierungswelle wegen der Impfverweigerung abgeschlossen?

Wir mussten letzthin keine weiteren Suspendierungen vornehmen. Dieses fehlende Personal konnten wir irgendwie in der Organisation mit Mehrarbeit und Mehrstunden kompensieren, sodass die Dienste gewährleistet werden konnten. Derzeit bereiten uns die möglichen Ausfälle durch die Infektionen mehr Sorge, weil die Infektionen nun so schnell nach oben gehen.

Gibt es Dienste, die nicht mehr gewährleistet werden können?

Wir haben keine Dienste geschlossen. Es wurden Dienste zurückgefahren, weil wir Betten reduzieren mussten. Vorwiegend in den chirurgischen Abteilungen, mit Ausnahme der Traumatologie, wo wir die Skihaxen versorgen müssen. Die anderen chirurgischen Abteilungen haben teils internistische Betten aufgenommen. Sie haben ihre elektiven Eingriffe eingeschränkt, aber die Not- und onkologischen Eingriffe werden alle gewährleistet.

Die Grundversorgung ist gewährleistet?

Ja, diese ist gewährleistet. Probleme bereiten jedoch die elektiven Eingriffe: Dort werden die Wartelisten immer länger und diese gilt es irgendwann abzubauen. Wir stellen gerade Überlegungen an, wie wir dies schaffen können.

Wie lange sind die Wartezeiten?

Diese können aus dem entsprechenden Portal entnommen werden. Bis zur dritten Welle wurden die Wartelisten schon mal sehr nach oben gefahren, zwischen der 3. und 4. Welle konnten wir die Wartelisten fast völlig abbauen. In der jetzigen 4. Welle sind die Wartezeiten wieder länger geworden. Aber auch die 4. Welle wird ein Ende nehmen und wir werden diese Wartezeiten wieder abbauen. Und ich bin zuversichtlich: Laut Vorhersagen der Biostatistiker werden sich die Infektionszahlen im Februar stark reduzieren. Dann können wir im März die Dienste wieder so weit hinauffahren, wie wir sie vor Corona hatten.

Sie haben die Skihaxen angesprochen. Haben diese den Sanitätsbetrieb überlastet?

Nein, wir konnten die Situation gut händeln. Zu Weihnachten war auf den entsprechenden Abteilungen viel los. Jetzt sind nur mehr wenige Touristen im Land, laut Medienberichten haben gewisse Skigebiete einen Einbruch bis zu 60 Prozent. Und das macht sich natürlich in der Unfallstatistik auch bemerkbar. Hinzuzufügen ist, dass wir uns auf die Skihaxen gut vorbereitet haben: Zum einen haben wir Konventionen mit Privatklinken abgeschlossen, zum anderen haben wir verschiebbare Eingriffe in die Herkunftsländer der Touristen verlegt. Natürlich haben wir aber die unaufschiebbaren Operationen bei Gästen und Einheimischen durchgeführt.

Der Ausfall von Personal bleibt also die größte Sorge?

Genau. Unsere größte Sorge ist, dass vermehrt Mitarbeiter ausfallen, weil sie positiv getestet werden, auch wenn sie nicht krank sind, und deswegen die Dienste leiden. Gerade weil die Omikron-Variante so ansteckend ist.

Sie sind aber optimistisch, dass wir bald das Schlimmste hinter uns haben?

Ja, ich glaube, dass wir auf den Höhepunkt der Welle zusteuern, dass die Zahlen aber bald rückläufig sein werden. Die Krankenhausaufenthalte werden mit einer Versetzung von zwei Wochen zunehmen, aber dann werden sie zurückgehen.

Themawechsel: Schwere Verläufe sind bei der Omikron-Variante viel seltener. Eltern fragen sich, ob sie dennoch ihre Kinder impfen lassen sollen?

Die Omikron-Variante trifft vor allem Ungeimpfte und Kinder. In letzter Zeit haben wir zunehmend kleine Kinder auf unserer Kinderabteilung stationär aufnehmen müssen, da sie schwere Verläufe gezeigt hatten. Eine Impfung ab fünf Jahren ist daher der richtige Weg, dieser Infektion zu begegnen, da Kinder kleinere Geschwister und ältere Leute infizieren.

Und verursacht die Omikron-Variante bei Kindern Langzeitfolgen, wie sie bisher in sehr wenigen Fällen bei der Delta-Variante auftraten?

Nach derzeitigem Kenntnisstand unterscheidet sich die Omikron-Variante hinsichtlich der Langzeitfolgen nicht von der Delta-Variante.

Interview: Erna Egger

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