Seien Sie gespannt!
Kunst Meran schafft es digital und analog aus dem Pandemietief heraus und bietet im neuen Jahr drei Ausstellungen: Eine Erinnerung von Elisabeth Hölzl an Gina Klaber Thusek, das Thema Gemeinschaft und das Potenzial der Kunst, Leiden in Kraft zu verwandeln.
(sh) Recherche war immer eine Stärke von Kunst Meran. Die von Herta Torggler angestoßene Ausstellungsreihe zu Kunst und Kultur in der Passerstadt – zuletzt „Kultur in Bewegung: Meran 1965-1990“ von Markus Neuwirth und Ursula Schnitzer – hat das Meraner Kunsthaus in vorbildlicher Weise wissenschaftlich erschlossen, präsentiert und in ausführlichen Katalogen dokumentiert.
Indirekt schließt die erste Ausstellung des heurigen Jahres an die letztjährige an. Unter dem Titel „Lichtpausen, lückenhaft“ bleibt Ursula Schnitzer im Medium Geschichte und erinnert an Gina Klaber Thusek (1900–1983), deren Nachlass im Archiv des Palais Mamming Meran aufbewahrt ist. Zwei Weltkriege hat die Künstlerin erlebt, eine 15 Jahre anhaltende Staatenlosigkeit sowie Konfinierung nach Meran, wo sie zwar nie integraler Teil der lokalen Kunstszene war, aber als Zeichenlehrerin viele junge Künstler*innen förderte und unterrichtete. Sie war ein artists‘ artist, eine Künstler*in, die von anderen Künstler*innen sehr geschätzt wurde. Eine davon war Elisabeth Hölzl (*1962), die mit Klaber Thusek nach der ersten Begegnung 1973 eine enge Freundschaft verband.
50 Jahre später inszeniert Schnitzer die Ausstellung in Form einer Wiederbegegnung von Thusek und Hölzl. Erinnerung an die Gegenwart, nicht an die Vergangenheit, will die Ausstellung sein, indem sie einmal eine zu Unrecht vergessene weibliche Position ans Licht holt und zweitens die vielschichtigen Berührungspunkte zwischen den beiden Künstlerinnen erschließt. Für Elisabeth Hölzl ist Thuseks Werk Anlass, ihr eigenes Werk teilweise neu zu sehen, ihr Frühwerk zu sichten und neue Arbeiten mit den Werken Thuseks in einen Dialog treten zu lassen. Die Ausstellung wird Anfang März eröffnet.
Die von der künstlerischen Leiterin Judith Waldmann kuratierte Sommerausstellung steht unter dem Titel „Together – Interact, Interplay, Interfer“ und rückt das in den langen dunklen Tagen der Pandemie schmerzlich vermisste Thema Gemeinschaft in den Fokus. Welche Bedeutung hat Gemeinschaft für die zeitgenössische Gesellschaft und welche Formen gibt es? Welche Chancen eröffnen sich, wenn sich die Handlungsmacht des Einzelnen mit der der Vielen im Kollektiv zusammenschließt – und welche Gefahren drohen hierbei?
Die Ausstellung untersucht die verschiedenen Spielarten von Gemeinschaft durch die Kunst. Sie vereint zum einen Werke, die davon erzählen, dass man in der Gruppe über sich herauswachsen und bedeutsame Ziele erreichen kann. Zum anderen wird die Tendenz zur Unterdrückung von Diversität und Individualität in der Gruppe thematisiert. In mehreren Kapiteln geht die Ausstellung unterschiedlichen Fragen nach: INTERACT – steht für kollektive Aktionen sowie für eine Reihe von Gemeinschaftsprojekten, die vor Ort realisiert werden, wie beispielsweise die Gestaltung eines Gemeinschaftsgartens auf der Terrasse des Kunsthauses. INTERPLAY – steht für Arbeiten, in welchen die Besucher*innen spielerisch miteinander in Kontakt treten können. INTERFERE – steht für Kunst, die an das politische und soziale Engagement, an Empathie und Verantwortungsempfinden der Besucher*innen appelliert. Eröffnet wird die Ausstellung Ende Juni.
Im Herbst widmet sich Judith Waldmann einem Thema, das bereits Arthur Schopenhauer bewegt hatte. In der Kunst gebe es keinen Schmerz, hatte der Leidensphilosoph sinngemäß gesagt, in der Kunst sei alles Leid in Schönheit verwandelt. Wie sonst könnten wir vor einem Kruzifix, das den brutalsten Schmerz zeigt, sagen: Ach wie schön! Waldmann erkundet mit der Ausstellung „Turning Pain into Power“ das Potenzial der Kunst, wachzurufen und für soziale, politische sowie gesellschaftliche Ungerechtigkeiten zu sensibilisieren.. Die Gruppenschau zu Themen wie Rassismus, genderspezifische Gewalt und den Kampf gegen Diskriminierung zeigt eine Auswahl an Künstler*innen die den jeweils aufgezeigten Missständen mit starken, selbstbewussten und kreativen künstlerischen Strategien begegnen. Die Künstlerliste wird zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben.
Positiv fällt der Rückblick von Direktorin Martina Oberprantacher aus. Nach dem Corona-Absturz des Jahres 2020 habe sich das Kunsthaus im vergangenen Jahr sowohl analog wie digital aus dem Tief herausgearbeitet. „Seien Sie gespannt“ ruft sie dem Publikum zu.
Ähnliche Artikel
Kommentare (1)
Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen
Kommentar abgeben
Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.
treter
Mamma mia do isch jo a nockete Frau nebn dem Bagger!! Skaaandal!!!