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„Unerhörte Stromtarife“

Foto: 123rf

Die Strompreise explodieren: Laut dem Verbraucherschutzverein Robin sind die Strompreise in einem Jahr um 129% gestiegen.

Wer viel und gerne kocht und backt, täglich die Waschmaschine laufen lässt, eine alte Heizungspumpe hat oder sogar die Warmwasserbereitung elektrisch betreibt und nicht zu den Armen im Lande gehört, dürfte mit Spannung die nächsten Stromrechnungen erwarten. Nur die Kunden, die noch von sogenannten „alten“ und wenigen „neuen“ Energie-Genossenschaften mit Strom versorgt werden, können sich getrost zurücklegen.

Im Land des „weißen Goldes“ ist der Strom zu einem Luxusgut geworden, so der Verbraucherschutzverein Robin.

Laut der Regulierungsbehörde für Energie, Netze und Umwelt – ARERA beträgt ab 1.1.2022 der Referenzpreis für den typischen Kunden (Jahresverbrauch 2.700 kWh, Anschluss 3 kW) 46,03 Cent je kWh, einschließlich aller Steuern. Dies ist der sogenannte Tarif für den geschützten Markt, auch Grundversorgungsdienst genannt, in welchem sich die meisten Kunden befinden. Doch diese Bezeichnung ist angesichts der stolzen Preise eher ein Euphemismus, also eine übertriebene Beschönigung.

Allein im ersten Trimester 2022 sind die Kosten gegenüber dem letzten Trimester 2021 um 55% explodiert.

Vor einem Jahr kostete 1 kWh 20,06 Cent (Steigerung + 129%). Sollte sich am Strompreis nichts ändern, so hat der durchschnittliche Südtiroler Haushalt mit einem Verbrauch von 3.300 kWh mit Jahreskosten von über 1.500 Euro zu rechnen. „Für viele ein ganzer Monatslohn. Krokodilstränen über (nationale und internationale) Strompreistreiber lenken vom eigentlichen Problem ab, nämlich dass die Marktwirtschaft beim Strom und bei der Energieversorgung versagt“, so der Verein Robin.

In Innsbruck kostet auf dem freien Markt (den „geschützten“ gibt es in Österreich nicht mehr) zum Beispiel von den günstigen Innsbrucker Komunalbetrieben ein Jahresverbrauch von 3300 kWh Ökostrom zum aktuellen Strompreis 696 Euro, also 21,09 Cent/kWh. In Wien (jedoch nicht Ökostrom) kostet es von Wien Energie 870 Euro, also 26,36 Cent/kWh (Quelle: Tarifkalkulator. E-Control). Diese Preise sind ohne Neukundenrabatte.

Stromland Südtirol mit unerhörten Stromtarifen: wer profitiert?

Bei uns in Südtirol kommt auch noch eine völlig verfehlte Strompolitik hinzu, kritisieren die Verbraucherschützer von Robin.

„Die sogenannte Heimholung des Stroms durch das Land hat sich als trojanisches Pferd erwiesen. Um die StromverbraucherInnen schert sich fast niemand, ja sogar schon beschlossene (Wahl)-Versprechen, wie der Strombonus, werden ohne mit der Wimper zu zucken einfach weggefegt. Laut dem Strategiepapier „Energie-Südtirol 2050“ soll Südtirol zu einem „Klimaland im Herzen Europas“, also einem Modell werden, Soweit gut! Doch die Strompolitik entpuppt sich für die Brieftaschen der BürgerInnen als schwere Belastung. Dabei erzeugt Südtirol heute schon weitaus mehr (Öko-)Strom als es verbraucht. Die explodierenden Strompreise schwemmen Unsummen in die Kassen der hiesigen Stromerzeuger, da diese keine höheren Kosten für Rohstoffe und Co2- Zertifikate haben. Das Wasser, das aus den Bergen kommt, kostet Alperia und Co. gleich viel. Am Großhandelsmarkt jedoch werden ganz andere Preise erzielt als noch vor einem Jahr. Der Großhandelspreis (PUN) ist von Jänner bis Dezember 2021 um fast 400% gestiegen (von 61 auf 288 €/MWh der Wochendurchschnittspreis).“

Die BürgerInnen merken von diesem Geldregen rein gar nichts, so Robin. Im Gegenteil: sie dürfen die Zeche über höhere Stromrechnungen bezahlen. Auf den PUN-Preis beziehen sich auch die meistens Stromtarife für die VerbraucherInnen.

Die hohen Preise bringen auch viele Unternehmen in Bedrängnis. Besonders betroffen sind energie-intensive Branchen. Doch Unternehmen haben einen Vorteil: sie können die erhöhten Kosten an die Kunden weitergeben. Steigende Inflationsraten sind dann das Ergebnis, welche wiederum die VerbraucherInnen zusätzlich belasten, sofern nicht eher unwahrscheinliche Lohn- und Pensionserhöhungen anstehen. Es besteht also beträchtlicher Handlungsbedarf: der Geldsegen sollte abgeschöpft und den Betroffenen sollte ein anständiger Strompreis geboten werden.

Was tun?

Der Geschäftsführer des Verbraucherschutzvereins Robin, Walther Andreaus, ist überzeugt:

„Spätestens nach den nächsten Strom- und Gasrechnungen werden gar einige KundInnen alle Hebel in Bewegung setzen um sich vor der Preisexplosion zu schützen. Obwohl man dieser nicht so leicht entkommt, gibt es Chancen die unerschwinglich teuren Energierechnungen zu senken. Dazu zählen: Stromspartricks und Anbieterwechsel, vielleicht gleich zu einem Ökostromanbieter. Doch aufgepasst! Auch vermeintlich verlockende Angebote sollten von unabhängiger Stelle gut geprüft werden. Doch dies sind nur defensive Verhaltensweisen. Das konsequente Wegschauen und Ablenken sowie das „Pakteln“ mit der Stromlobby von Seiten der Landespolitik hat ins Schlamassel geführt, Sie sollte die Südtiroler StromabnehmerInnen da wieder herausholen.“

 

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Kommentare (36)

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  • tirolersepp

    Sofortige Senkung anderer Steuern über welche das Land noch selbst bestimmen kann und darf !!!

    Das Thema Strom wurde komplett versemmelt !!!

    • besserwisser

      wir holen die energie nach hause :-), der größte witz auf erden …
      überall ist der strom billiger als bei alperia …
      wichtig isch überall gross reden, über die jobvergaben wollen wir hier lieber nicht öffentlich reden … das werden wohl hoffentlich die tz und salto erledigen …

    • criticus

      Vor gut einer Woche hat ein Verantwortlicher von Alperia mitgeteilt, dass Südtirol die Möglichkeit hätte sich von der „Strompreistreiberei“ zu trennen. Es gäbe dafür einen politischen Weg. Landesrat Vettorato hat daraufhin wohl eher stotternd gemeint, dass er da nichts tun könne. Hat aber eher so geklungen, als ob der Landesrat weiterhin seine Ruhe haben möchte. Kann man ihm nicht verdenken, da er in dieser Legislatur ja kaum aufgefallen ist.
      Herr Landeshauptmann, wenn diese Aussage des Alperia-Verantwortlichen lt. Tagesschau RAI stimmt, dann sollte die SVP etwas unternehmen. Anscheinend haben die Herren keine Zeit, da sie untereinander lieber streiten müssen, als sich um das Volk zu kümmern. Bei ihren Superlöhnen merken die ja kaum eine Erhöhung der Strompreise. Treibstoffpreise genauso wenig, die bekommen ja alles vergütet. Und das wie man sieht fürs „Nichtstun“!

  • steve

    Wohl zuviel auf Putins Gas gesetzt?!
    Atomkraft: nein wie furchtbar! Windräder: nein wie hässlich!
    Photovoltaik: doch nicht auf meinem Dach!

    Dann bleibt halt nur noch Putins Gas und der macht die Preise!

  • @alice.it

    Bin gespannt, was der mächtige Südtiroler Bauernbund für seine vom Aussterben bedrohte Rasse heimholen wird.

  • robby

    Und ja immer das Kreuzchen bei der SVP machen. Läuft ja

  • andreas

    Internationales Problem, manche Sparfüchse, welche kontinuierlich Anbieter gewechselt haben, da sie immer den Billigsten wollten, haben die Unternehmen die Verträge gekündigt und sie zahlen nun teilweise das Doppelte wie vorher, da Neukunden bei manchen nicht mal gewollt sind.

    Mich würde aber interessieren, was Altkunden bei Alperia nun zahlen.
    Wer, was, wo und warum zahlt, ist mir zumindest relativ egal.

  • olle3xgscheid

    Weltbeste Autonomie, 😉 wird bei jeder Gelegenheit gefeiert!

  • olle3xgscheid

    Freu mich auf die Stromautos 😉

  • robby

    Diese Preiserhöhungen werden die E-Autobranche sicher nach vorne pushen

  • andreas

    Die entgangene Spritsteuer wird der Staat sich 100%ig über eine höhere Stromsteuer wieder reinholen.

  • foerschtna

    Wer geglaubt hat, man könne ganze Volkswirtschaften durch so genannte „Coronamassnahmen“ 2 Jahre herunterfahren, gleichzeitig hemmungslos Geld drucken (man braucht sich nur die Bilanz der EZB und der EU-Staaten anschauen, dann weiß man jetzt schon, wie dieser Wahnsinn enden wird), und das alles würde folgenlos bleiben, der möge auch weiterhin an den Weihnachtsmann und den Osterhasen gleichzeitig glauben.

  • winny

    Schluss mit dem Geschwätz! Wir wollen unseren Strom zurück!
    Die dauernden Ausreden ziehen nicht mehr. Der Strom ist ein GRUNDNAHRUNGSMITTEL!!!

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