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ADHS & Corona

Markus Karl Huber

Laut einer israelischen Studie haben nicht behandelte ADHS-Betroffene ein um 52 Prozent höheres Risiko für eine Corona-Infektion als nicht Betroffene. Was der Brunecker Psychiatrie-Primar Markus Karl Huber dazu sagt.

von Artur Oberhofer

Markus Karl Huber bringt die neusten Erkenntnisse so auf den Punkt: „Unaufmerksam, hyperaktiv, impulsiv, typisch ADHS – und in Zeiten von Corona auch verbunden mit einem höheren Risiko für eine SARS-CoV-2 Infektion.“

Der Leiter des Psychiatrischen Dienstes am Krankenhaus in Bruneck verweist auf eine Studie aus Israel. Demnach konnten Forscher aufzeigen, dass unbehandelte ADHS-Betroffene ein vielfach höheres Infektionsrisiko aufweisen als Behandelte ADHS- Betroffene.

Corona Regeln für ADHS-Betroffene besonders herausfordernd

Die zur Eindämmung der Pandemie eingeführten Vorsorgemaßnahmen – Maske, Abstand halten, Handhygiene – in Kombination mit Kontaktminimierung, Distanzlernen oder Homeoffice sind für viele Menschen belastend. „Deutlich schwieriger ist es für ADHS-Betroffene, die Corona-Präventionsregeln konsequent zu befolgen“, weiß Primar Markus Karl Huber.

Es sei erwiesen, dass die bekannte ADHS-Symptomatik mit Aufmerksamkeitsproblemen, Impulsivität und Risikofreude insbesondere in der Pandemie ein Verhalten fördere, welches ADHS-Betroffenen schade: z.B. Maske vergessen, Abstandsregeln ignorieren, schlampiges Händewaschen, unbedachte Zusammenkünfte oder auch unkontrollierter Substanzmittelkonsum (Alkohol, Aufputschmittel).

Ob dieser Mix aus ADHS-Symptomatik und Corona-Regeln tatsächlich auch dazu führt, dass sich ADHS-Betroffene einem erhöhten Risiko für eine Corona-Infektion aussetzen, wurde in einer israelischen Studie untersucht. Und das Ergebnis dieser Studie hat nicht nur in der Fachwelt für großes Aufsehen gesorgt.

Infektionsrisiko bei unbehandelter ADHS um 52% erhöht

Der in Israel publizierten Studie lagen Daten von rund 14.000 Mitgliedern (Minderjährige und Erwachsene) eines Krankenversicherungsleisters zugrunde, die mindestens einmal auf SARS-CoV-2 getestet wurden, berichtet Primar Huber. Rund 10 Prozent der Teilnehmer waren SARS-CoV-2 -positiv. „In dieser Gruppe war die ADHS-Rate signifikant erhöht im Vergleich zu den negativ getesteten Personen“, erklärt Markus Karl Huber. Die Forscher hätten daraus geschlossen, dass ADHS ein Risikofaktor für eine Corona-Infektion ist. Die weitere Analyse der Daten habe gezeigt, dass ADHS-Betroffene ein um 52 Prozent  höheres Infektionsrisiko gegenüber nicht ADHS-Betroffenen aufwiesen.

Medikamentöse ADHS-Therapie kann Risiko senken

Das Risiko einer Corona-Infektion scheint allerdings nicht nur mit der ADHS-Diagnose allein assoziiert zu sein, sondern auch mit dem Behandlungsstatus.

So war in der Studie die Infektionsrate bei ADHS-Betroffenen, welche in medikamentöser ADHS-Behandlung standen (10%), etwa gleich hoch wie bei nicht ADHS-Betroffenen (10%). Die Ansteckungsrate unbehandelter ADHS-Betroffener hingegen war bis zu 54% erhöht. „Die Forscher folgerten daraus, dass eine unbehandelte ADHS ein Risikofaktor für eine Covid-19-Infektion darstellt“, so Primar Huber. Eine medikamentöse Behandlung der ADHS könne das Risiko hingegen senken.

Wie die israelischen Forscher aus dem Vergleich der Infektionsraten von behandelten gegenüber unbehandelten ADHS-Betroffenen schlussfolgerten, scheint die Pharmakotherapie der ADHS eine protektive Rolle in der Bekämpfung der Covid-19 Übertragung zu spielen.

„Dies soll Anlass geben ADHS-Betroffene auf das erhöhte Ansteckungsrisiko hinzuweisen und darauf aufmerksam zu machen, dass dieses Risiko durch eine adäquate medikamentöse ADHS-Behandlung gesenkt werden kann“, so der Brunecker Psychiatrie-Primar Markus Karl Huber. Dementsprechend sollten ADHS-Betroffene zur Therapie-Adhärenz ermutigt werden.

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