Die Lage-Analyse
Die Landesregierung hat entschieden, dass sich Geboosterte kostenlos auf das Coronavirus testen lassen können. Alle anderen müssen weiterhin 15 Euro bezahlen.
Von Matthias Kofler
Die Zahl der Neuinfektionen hat einen neuen Rekordwert erreicht: Über 3.000 neue Fälle wurden gestern in Südtirol festgestellt. Dadurch steigt die 7-Tage-Inzidenz auf 2.180, was dem nationalen Durchschnitt entspricht. Zum Vergleich: In Frankreich liegt die Inzidenz bei 2.800, in Dänemark bei 2.400 und in Großbritannien bei 1.700. Am höchsten ist sie in Zypern mit 3.400. „Die Impfung schützt nicht vor einer Infektion, sie schützt aber vor schweren Krankheitsverläufen“, analysiert Gesundheitslandesrat Thomas Widmann die Daten.
70 Prozent der Infektionen sind auf Omikron zurückzuführen. Diese Variante sei zwar infektiöser, rufe aber im Vergleich zu Delta weniger schwere Verläufe hervor. Dies werde bestärkt von der Einschätzung des vor Ort tätigen Fachpersonals, das berichtete, dass zwar zahlreiche Patienten aufgrund der Routinetests in der Notaufnahme als positiv erfasst werden, meist jedoch nach kurzer Zeit wieder nach Hause entlassen werden können. Selbes gelte auch für die Intensivstationen, bei denen sich die Verweildauer vor allem aufgrund des jüngeren Alters der Patienten verkürzt habe.
Vom 6. bis zum 11. Januar wurden 11.557 neue Fälle festgestellt. Auf den Intensivstationen befinden sich derzeit jedoch „nur“ 18 Covid-Patienten. Vor einem Jahr waren es zum selben Zeitpunkt 24. Im Vorjahr waren Anfang Jänner vier Mal so viele Normalbetten belegt, in den Privatkliniken waren es drei Mal so viele.
„Sollte der Druck auf die Spitäler jedoch zunehmen, wird es weitere restriktive Maßnahmen für jene geben, die das höchste Risiko eines schweren Verlaufs haben: nämlich die Ungeimpften“, prognostiziert der Landesrat. Denkbar wäre eine Ausweitung der Impfpflicht auf alle Altersgruppen – eine Option, die Widmann als „Ultima Ratio“ bezeichnet.
Um einen Zusammenbruch des normalen Lebens zu verhindern, können sich immunisierte Menschen (sprich dreifach Geimpfte und alle, die den Grundzyklus innerhalb der vergangenen 120 Tage abgeschlossen haben) nach sieben Tagen über einen (negativen) PCR-Test oder über einen (negativen) Antigen-Test in Apotheken, bei Hausärzten und Testzentren freitesten. Bisher war dafür ausschließlich ein PCR-Test nötig. Für Ungeimpfte ist eine Freitestung lediglich durch einen PCR-Test nach zehn Tagen Isolation möglich. Auf gesamtstaatlicher Ebene wurde eingeführt, dass geboosterte enge Kontakte keine Quarantäne mehr antreten müssen, sondern bei gleichzeitiger Selbstüberwachung weiterhin ihrer Arbeitstätigkeit nachgehen können. Sie müssen dafür bei Kontakt mit anderen Menschen zehn Tage lang eine FFP2-Maske tragen. Die Landesregierung hat gestern entschieden, dass sich Geboosterte bei einem Verdacht kostenlos testen lassen können. Alle anderen Erwachsenen müssen 15 Euro für den Test bezahlen.
Das Impfangebot wird wegen der staatlich beschlossenen Impfpflicht weiter ausgebaut. In Südtirol sind 30.000 Personen über 50 Jahren noch nicht geimpft. Die Landesregierung schätzt, dass sich 60 Prozent davon bis Ende Januar impfen lassen müssen. Die Anderen haben entweder vor kurzem eine Infektion durchgemacht oder können sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen. Derzeit gebe es noch sehr wenige Erstanmeldungen, sagt Widmann. Über eine Kreuzkontrolle des Gesundheitsministeriums und der Agentur für Einnahmen erhalten die Betroffenen, die ab 1. Februar als ungeimpft aufscheinen, einen Strafbescheid über 100 Euro sowie eine Aufforderung, der Impfpflicht nachzukommen.
Die Landesregierung will indes mit den freiwilligen Screenings an den Schulen fortfahren. 80 Prozent der SchülerInnen nehmen das Angebot wahr. Am Montag, dem ersten Tag nach den Ferien, wurden an den Schulen 329 Neuinfektionen festgestellt.
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