Das Colli-Dilemma
Warum Oswald Schiefer froh ist, wegen vier fehlender Stimmen nicht in den Landtag nachrücken zu müssen – und sich die SVP keinen weiteren Rücktritt leisten kann.
Paula Bacher wird in der Sitzung vom 18. Januar in den Landtag nachrücken. Die 67-jährige Brixnerin folgt auf Jasmin Ladurner, die in Folge der Spesen-Affäre zurücktreten musste.
Brisant: Bacher erreichte bei den Landtagswahlen 2018 nur mit Ach und Krach den 16. Platz auf der SVP-Liste. Mit 5.515 Vorzugsstimmen hatte sie gerade einmal vier Stimmen mehr als Oswald Schiefer, der sich mit dem 17. Platz zufriedengeben musste. „Jetzt löst eine Vertreterin der alten Garde eine Vertreterin der jungen Garde ab“, kommentiert der ehemalige SVP-Fraktionssprecher im Landtag und nunmehrige Bürgermeister von Kurtatsch das Stühlerücken im Hohen Haus.
Er selbst – so behauptet der 71-jährige Schiefer – sei froh darüber, wegen der vier fehlenden Stimmen jetzt nicht in den Landtag nachrücken zu müssen. „Auch wenn ich in einem Jahr im Landtag mehr verdienen würde als in fünf Jahren als Bürgermeister“, so der SVP-Bezirksobmann im Unterland. Schiefer legt sich weit aus dem Fenster und sagt: Er würde auf das Mandat verzichten, sollte es zu einem weiteren Rücktritt kommen.
Vor diesem Hintergrund treibt der „Fall Ladurner“ so manchem Strategen in der Brennerstraße nun Schweißtropfen ins Gesicht. Die SVP kann sich keinen weiteren Wechsel im Landtag mehr leisten. Sollte Schiefer tatsächlich verzichten, käme nämlich Andreas Colli zum Zug. Der Bürgermeister von Kastelruth ist in den letzten Wochen vor allem mit Corona-skeptischen Postings in den sozialen Netzwerken aufgefallen. Colli würde aller Voraussicht nach die Front der Impfgegner im Landtag stärken, die derzeit von Josef Unterholzner und Myriam Atz-Tammerle angeführt wird.
„Dann wird er sich wohl impfen lassen müssen“, philosophiert Oswald Schiefer augenzwinkernd über einen möglichen Einzug Collis in den Landtag, „und mir wird er sicher einmal ein Mittagessen spendieren.“ (mat)
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