Die große Verlegenheit
Die Landtagsopposition, die in dieser Legislaturperiode schon oft „Skandal“ gerufen hat, hält sich im „Fall Ladurner“ mit Äußerungen auffallend zurück. Ein Erklärungsversuch.
Von Matthias Kofler
Brigitte Foppa begründet ihre Zurückhaltung wie folgt: „Leichenschändung ist schiach – das tut man nicht.“
Die Fraktionschefin der Grünen hat sich zur Affäre um Jasmin Ladurners falsch abgerechnete Fahrtkosten bislang nicht öffentlich geäußert. Auch die allermeisten anderen Oppositionspolitiker quittierten den Abgang der SVP-Jungpolitikerin mit Schweigen. Einzig Freiheitlichen-Obmann Andreas Leiter versuchte sich als Sauermann zu profilieren und forderte unmittelbar nach Veröffentlichung der TAGESZEITUNG-Enthüllungen Ladurners Rücktritt aus dem Landtag. Die (nachweihnachtliche) Stille im Hohen Haus ist vor allem deshalb so bemerkenswert, als die politische Minderheit im Laufe dieser Legislaturperiode schon bei weitaus kleineren Vergehen lautstark „Skandal“ und „Rücktritt“ gerufen hatte.
„Das, was Jasmin Ladurner da gemacht hat, darf einfach nicht passieren“, sagt Brigitte Foppa. Schließlich gehe es hier um die Verwendung öffentlicher Gelder, bei der man immer aufpassen müsse – umso mehr, wenn man mit Eigenerklärungen arbeite. Die Grüne hat sich in dieser Legislaturperiode wiederholt mit Jasmin Ladurner solidarisch erklärt, etwa als die Jungpolitikerin von ihren Fraktionskollegen dafür kritisiert worden war, ihr Baby mit in den Landtag zu nehmen. Oder als sie, Ladurner, auf Facebook Morddrohungen erhalten hatte. Doch in der Spesen-Affäre konnte die Partschinserin keinen Rückhalt aus der Opposition erwarten. Brigitte Foppa erinnert in dem Zusammenhang an den 600-Euro-Skandal aus dem Sommer 2020, in die vier ihrer Landtagskollegen involviert waren: „Schon damals habe ich mich gefragt, was ich tun würde, wenn ich in derselben Situation wäre. Meine Antwort lautet damals wie heute: Der einzige Ausweg, der eine echte Erleichterung mit sich bringt, ist der Rücktritt“, unterstreicht Brigitte Foppa.
Paul Köllensperger war einer der vier Abgeordneten, die vor anderthalb Jahren um den Corona-Bonus angesucht haben. Seitdem ist das Ansehen des einstigen politischen Hoffnungsträgers stark angekratzt. Der Team-K-Politiker ist aufgrund seines eigenen Fehltritts gar nicht in der Lage, über Jasmin Ladurner den Stab zu brechen. Daher äußert er sich recht sybillinisch zum jüngsten Paukenschlag in der Regierungspartei: „Es ist ziemlich evident, dass die internen Konflikte in der SVP – sprich: die Grabenkämpfe zwischen der LH-Front und der Anti-LH-Front, die auch bei den Abhörprotokollen in der SAD-Affäre deutlich wurden – einen so immensen Druck aufgebaut haben, dass solche Dinge passieren“, meint Köllensperger, ohne näher zu definieren, was er unter „solchen Dingen“ verstehe.
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