„Wie eine Watschn“
Der Ärger bei den Disco-Betreibern über die erneute Schließung ist groß: „Wenn das so weitergeht, wird es bald keine Diskotheken mehr geben“, sagt ihr Sprecher Felix Taschler.
von Lisi Lang
Sie sind schon wieder zu. Am 25. Dezember mussten die Diskotheken im Land erneut zusperren. Für die Betreiber war das mehr als nur eine Schocknachricht. „Es war wirklich eine ‚schöne Bescherung’ mit der wir am 25. Dezember aufgewacht sind“, schüttelt Felix Taschler vom Club Max in Brixen den Kopf. Die Betreiber der Diskotheken hatten nämlich bereits fest mit dem 26. und 27. Dezember gerechnet, Tickets verkauft, die jetzt rückerstattet werden müssen, eingekauft und alles organisiert. „Jetzt stehen wir vor einem Scherbenhaufen“, schimpft Felix Taschler.
Der Betreiber des Club Max in Brixen, der kürzlich zum neuen Vorsitzenden Fachgruppe der Diskotheken im HGV gewählt wurde, rechnet vor: „In den letzten 22 Monaten kommen wir auf 21 Öffnungstage, jetzt heißt es aber wieder zusperren – viele Diskotheken gibt es nicht mehr und andere wissen nicht, wie sie weitermachen sollen, weil die finanziellen Unterstützungen gerade so zum Überleben gereicht haben.“
Die Situation sei derzeit mehr als nur schwierig, trotzdem habe man versucht, das beste daraus zu machen und mit einer stark beschränkten Kapazität und vielen Auflagen gearbeitet. „Es war aber wieder alles umsonst, weil wir wieder von heute auf morgen zusperren mussten und von finanziellen Unterstützungen oder Entschädigungen nicht geredet wird – wir müssen einfach nur zusperren“, kritisiert der Vorsitzende der Disco-Betreiber im HGV. Und das obwohl gerade diese Zeit zwischen Weihnachten und Silvester für die Betriebe eine wichtige ist – vor allem angesichts der langen Schließung. „Für viele Lokale macht das Weihnachts- und Silvestergeschäft 15 Prozent ihres Jahresumsatzes aus“, weiß Taschler.
Den Betreiber des Club Max in Brixen ärgert aber vor allem, dass sich Feiern nun erneut in den privaten Raum oder in andere Lokale verlagern. „Wir müssen zuschauen, wie andere gastronomische Lokale unsere Arbeit machen“, kritisiert Taschler, „das ist wie eine Watschn ins Gesicht.“
Bis 31. Jänner bleiben die Discos in Italien vorerst zu, wie es danach weitergeht, ist noch unklar. Denn bereits heuer mussten die Diskotheken lange auf eine Wiedereröffnung warten und wurden mehrfach vertröstet. „Wir wissen noch nichts, wie es ab dem 31. Jänner weitergeht, ob und wann wir wieder aufsperren dürfen und welche Regeln dann für uns gelten“, schüttelt Felix Taschler den Kopf. „Wir waren 19 Monate zu, die Infektionszahlen sind aber trotzdem gestiegen und gesunken – jetzt wieder nur uns auszusperren, ist einfach unfair“, erklärt der Betreiber des Club Max.
Der Vorsitzende der Fachgruppe der Diskotheken im HGV ist sich sicher: „Wenn es so weitergeht, wird es bald keine Discos mehr geben.“ Und das obwohl die Nachfrage wirklich groß wäre, wie auch die letzten Wochen gezeigt haben. „Die jungen Leute wollen nach dieser langen Durststrecke endlich wieder feiern, neue Leute kennenlernen und Spaß haben – das ist auch absolut verständlich, aber leider erinnern sich die Entscheidungsträger nicht mehr daran, wie es war, als sie noch jung waren und was es für die jungen Menschen bedeutet, wenn sie immer wieder vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen werden“, unterstreicht der Betreiber des Club Max. „Das alles ist wirklich eine Frechheit“.
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Kommentare (12)
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seta
Den wirtschaftlichen Schaden der Discobetreiber Mal ausgeklammert, hat die „Corona- Jugend“ schon echt ein schweres Packtl zu tragen. Soziale Beziehungen außerhalb der Kernfamilie sind durch die Basis- Vorsichtsmaßnahmen eh schon genug belastet, wenn dazu noch die Möglichkeit der Kontaktaufnahme und der sozialen Interaktion unter Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen gestrichen wird, dann Bravo! Es ist schlimm genug, immer wieder auf Präsenzunterricht verzichten zu müssen, aber dass sich jetzt auch noch das soziale Leben unserer Jugend nur noch online und auf social Media abspielen kann bzw. „darf“ ist schon sehr traurig.
esmeralda
den Südtiroler Discos weine ich keine Träne nach. Abzockbuden mit besoffenen Jugendlichen und mieser Kommerzmusik. Die wirklich coolen Parties finden eh irgendwo anders statt
seta
Du darfst nicht von dir bzw deinem Bekanntenkreis auf andere schließen. Es soll auch noch Leute geben, die ohne Promille tanzen, feiern und Spaß haben können! Und deinen Musikgeschmack muss ja auch nicht jeder teilen… Wo finden denn dann laut dir die „wirklich coolen Parties“ statt? Wäre doch Mal interessant, etwas Konkretes zu lesen statt der üblichen unsignifikanten Keiferei!
esmeralda
@seta, die guten Parties musst du schon selbst finden
seta
Habe mir nichts anderes als Antwort erwartet, aber danke trotzdem für die Bestätigung meiner Einschätzung. *g*
esmeralda
@seta, geh einfach mal in die derzeitige Ausstellung ins Museion, da findest du Flyers von lokalen Parties der letzten 20 Jahre bis heute, die nicht in den üblichen Teenagerabzockschuppen stattgefunden haben…