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„Komplette Ungleichbehandlung“

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Nach der Genehmigung des Tourismuskonzeptes läuft der Hoteliers- und Gastwirteverband Sturm und wirft der Landesregierung Wortbruch vor.

von Heinrich Schwarz

Die Töne in der Diskussion um das neue Tourismuskonzept Südtirols werden rauer. Manfred Pinzger, Präsident des Hoteliers- und Gastwirteverbandes (HGV), sagt: „Es ist für mich völlig unverständlich, dass man einem Sektor, der mit Gespür und Verantwortungsbewusstsein argumentiert, nichts glaubt. Und wenn man auch noch die Bürgermeister auflaufen lässt, sind die Herren in Bozen wohl ein bisschen fern der Realität.“

Der HGV geht auf die Barrikaden, nachdem die Landesregierung am Dienstag das neue Tourismusentwicklungskonzept genehmigte. Dieses sieht einen Bettenstopp für alle Beherbergungsbetriebe in Südtirol vor. Ausnahmen gibt es – neben touristisch schwach entwickelten Gebieten – nur beim Urlaub auf dem Bauernhof (UaB), wo weiterhin neue Betten errichtet werden dürfen.

Der HGV und auch der Rat der Gemeinden haben gefordert, dass die Ausnahmen – wenn schon – auch für kleine Gastbetriebe gelten müssen, damit sich diese wettbewerbsfähig positionieren können. Die Landesregierung entschied sich aber dagegen. „Weil sonst ein Großteil der Betriebe weiter neue Betten errichten könnte, was unser ganzes Konzept aushebeln würde“, begründet Tourismuslandesrat Arnold Schuler. Bei UaB gehe es hingegen um den Erhalt der bäuerlichen Strukturen.

„Das ist eine komplette Ungleichbehandlung zwischen UaB und Klein- und Kleinstbetrieben. Hier scheint nicht eine inhaltlich fundierte Diskussion vorausgegangen zu sein, sondern ein politisches Kräftemessen“, wettert Manfred Pinzger.

Der HGV sei vollkommen damit einverstanden, den touristischen Hochburgen einen Riegel vorzuschieben und bei der Ausweisung neuer Tourismuszonen ein verschärftes Regelwerk vorzusehen, aber es sei nicht nachvollziehbar, „bei bestehenden Betrieben gar nichts mehr zuzulassen und gleichzeitig bei anderen Tür und Tor zu öffnen – und vielleicht dazu noch Steuergeschenke zu machen“, sagt Pinzger im Hinblick auf die Ausnahme für Bauern.

Der HGV-Chef sagt, die vielen Klein- und Kleinstbetriebe seien auch für die Gemeinschaft im Dorf wichtig. Ihnen müsse man die Möglichkeit einer Erweiterung geben – vor allem wenn junge, motivierte Unternehmer dahinterstehen.

Besonders groß sei das Ungleichgewicht zwischen UaB und Privatzimmervermietern. „Wenn man Letzteren gar nichts mehr zugesteht, scheint mir doch sehr vieles im Argen zu liegen“, meint Manfred Pinzger.

Im neuen Tourismuskonzept ist vorgesehen, dass freiwerdende Betten (etwa im Falle von Betriebsschließungen) nach bestimmten Prioritäten neu zugewiesen werden. Ist es dem HGV zu wenig, wenn dabei in erster Linie kleine Gastbetriebe, Jungunternehmer und Privatzimmervermieter zum Zuge kommen? „Das ist eine Möglichkeit, aber wir kennen das Prozedere der Zuweisungen noch nicht“, antwortet Pinzger.

Alles in allem kommt er zum Schluss: „Bei der konstruktiven Diskussion im Rahmen der Erstellung des Gesetzes für Raum und Landschaft vor drei bis vier Jahren wurde uns signalisiert, dass es für bestehende Betriebe immer eine – wenn auch reduzierte – Möglichkeit der quantitativen Erweiterung geben wird. Wenn das nicht mehr der Fall ist, hat die Politik nicht Wort gehalten.“

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