Geschichten und Bilder aus dem Vinschgau
Zwei neue Ausgaben der Kulturzeitschrift Arunda bringen in Zusammenarbeit mit der Bezirkszeitung Vinschgerwind „Geschichten aus dem Vinschgau“ und „Menschenbilder“.
Seit über 40 Jahren überrascht die Kulturzeitschrift „Arunda“ mit immer neuen Publikationen. Die ersten 100 Ausgaben sind in erster Linie von Hans Wielander aus Schlanders, dem Gründer der Arunda, herausgegeben worden. Die Nummer 101 und 102 hat maßgeblich Ulrich Wielander, der Sohn von Hans Wielander, konzipiert und betreut. Es sind zwei besondere Ausgaben, die in Zusammenarbeit mit der Bezirkszeitung Vinschgerwind, in erster Linie mit dem Chefredakteur Erwin Bernhart und der Grafikerin Elena Kaserer entstanden sind. Die Arunda 101 mit dem Titel „Geschichten aus dem Vinschgau“ enthält verschiedene Artikel über Kultur, Geschichte, Kunst und Künstler:innen aus dem Vinschgerwind. In der Arunda 102 präsentiert Magdalena Dietl Sapelza, die Autorin und Redakteurin vom Vinschgerwind, unter dem Titel „Menschenbilder“ knapp 100 Lebensgeschichten und Fotos von Frauen und Männern aus dem gesamten Vinschgau.
Die Bezirkszeitung Vinschgerwind unterscheidet sich von anderen Bezirkszeitungen dadurch, dass in der 14-tägigen Ausgabe neben den aktuellen Berichten über Politik, Gesellschaft, Kultur, Wirtschaft und Sport, es noch ganz spezielle Rubriken gibt. Regelmäßig finden die Leser:innen auf Seite 13 ein besonderes Bild vom bekannten Fotografen Gianni Bodini. Der Rechtsanwalt Peter Tappeiner schreibt unter der Rubrik „Aus dem Gerichtssaal“ über lustige, verzwickte und spezielle Gerichtsfälle. Fabi Ludwig, der Koordinator der Bildungsausschüsse im Vinschgau, berichtet über die Tätigkeiten der Vinschger Bildungsausschüsse. Für die Jugend und Jugendeinrichtungen gibt es eine eigene Seite. Es gibt eine eigene Kulturseite, außerdem berichtet Wolfgang Platter, der ehemalige Direktor des Stilfserjoch Nationalparks über den einzigen Nationalpark in Südtirol, aber auch über Umwelt- Natur- und Klimaschutz allgemein. Außerdem gibt es die Rubrik „Menschen“ mit einem Porträt ganz unterschiedlicher Menschen aus dem Vinschgau, bzw. den angrenzenden Gebieten aus Graubünden und Nordtirol.
Magdalena Dietl Sapelza, die Begründerin dieser Rubrik, arbeitete als Redakteurin von 1996 bis 2005 bei der Bezirkszeitung „Der Vinschger“ und seit 2005 bei der Bezirkszeitung „Der Vinschgerwind“. In dieser Zeit schrieb sie über 400 Porträts. Eine Auswahl dieser Lebensgeschichten, veröffentlicht im Vinschgerwind, können nun in einem schön gestalteten Buch nachgelesen werden. Herausgegeben wurden die Porträts als Arunda 102 unter dem Titel „Menschenbilder“ von Erwin Bernhart, dem Chefredakteur der Bezirkszeitung Vinschgerwind und von Ulrich Wielander, dem neuen Arunda-Macher. Für das Layout sorgte die junge Grafikerin Elena Kaserer vom Vinschgerwind. Das Titelbild stammt von Gianni Bodini. Das Buch enthält insgesamt 93 Lebensgeschichten auf einer Seite und ein Foto im Zweifarbendruck der beschriebenen Person auf der zweiten Seite. Es sind Geschichten von einfachen Menschen, die Armut, Krankheit, Krieg, Gefangenschaft und den Tod der eigenen Kinder erlebt haben. Die Menschen erzählen über ihre Kindheit, die Schulzeit, die ersten Arbeiten, von ihren Berufsträumen und den Ausflügen, von Wallfahrten und dem Gehorsam gegenüber den Eltern und der Geistlichkeit. Es sind Geschichten von kinderreichen Familien, von Ziehkindern, vom Leben beim Zirkus und von Auswärtigen, die verfolgt wurden. Sie erzählen vom geringen Verdienst, aber auch vom Tanz in den Gasthäusern, dem Kartenspiel, von Hobbies und von jungen Burschen, die nach „schneidigen Madlen“ Ausschau halten. Viele blicken nach einem langen und ereignisreichen Leben in Dankbarkeit zurück, sind stolz über das Erreichte und zufrieden mit ihrem Leben. Die Leser:innen gewinnen tiefe Einblicke in die Lebens- und Denkweise der älteren Generation. „Zuerst die Männer, dann das Rindvieh und dann erst die Frauen“, so wird treffend die Rolle der Frauen in einem Porträt skizziert. Diese Lebensgeschichten von Einzelpersonen, die teilweise bereits gestorben sind, sind auch Familiengeschichten und ein lebendiges Spiegelbild des 20. Jahrhunderts. Es ist eine facettenreiche Sozialgeschichte über die Zeit des Faschismus, von der Option, der Kriegs- und Nachkriegsgeschichte und dem wirtschaftlichen Aufschwung in Südtirol nach dem Zweiten Weltkrieg. Damit sind die „Menschenbilder“ auch ein wertvoller Beitrag zur Heimat- und Regionalgeschichte. Es ist ein interessantes Lesebuch für die ältere Generation, die das alles miterlebt hat und ein lebendiges Geschichtsbuch für die jüngere Generation, die sich damit ein anschauliches Bild von den früheren Zeiten machen kann. (Heinrich Zoderer, Freier Mitarbeiter der Bezirkszeitung „Der Vinschgerwind“ )
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