Die Krippen der Neustifter Prälaten
Die Vergegenwärtigung des Heilsgeschehens im Medium der Krippe ist auch im Augustiner Chorherrenstift Neustift ein elementarer Bestandteil des Weihnachtsfests. Eine Auswahl der im Kloster verwahrten Krippen ist derzeit im neuen Erweiterungsbau des Stiftsmuseums ausgestellt. Ergänzt wird die Präsentation durch mehrere Krippen von Mitgliedern des Bezirks Brixen des Vereins der Krippenfreunde Südtirols.
Im Zentrum der Ausstellung stehen zwei großformatige Krippen, die von zwei ehemaligen Neustifter Prälaten angefertigt wurden. Die Krippe mit gekleideten Figuren aus dem Neustifter Schülerheim von 1974 ist eine typische Arbeit von Konrad Lechner (1901–1994). Der aus dem Krippendorf Thaur bei Innsbruck stammende Lechner war ein begeisterter „Krippeler“ und bemühte sich um die Wiederbelebung der alten Tradition der „gekleideten Krippen“. Als Seelsorger war es ihm ein großes Anliegen, dass in jeder Familie eine Krippe aufgestellt würde, und so entwickelte er eine ebenso einfache wie kostengünstige Methode zur Anfertigung gekleideter Figuren. Nach diesem Verfahren, das Lechner in Publikationen und Kursen bekannt gemacht hat, werden noch heute Krippenfiguren hergestellt. In der Ausstellung lässt sich die Methode anhand einer Dokumentation von Heini Töll vom Verein der Krippenfreunde nachvollziehen.
Die ab dem Jahr 1980 entstandene Krippe von Chrysostomus Giner weist hingegen gemalte Figuren auf, die auf Vorlagen von Josef Bachlechner dem Älteren basieren. Der 1930 ebenfalls in Thaur geborene Giner ist ein leidenschaftlicher Hobbymaler. Davon zeugen auch mehrere ausgestellte Gemälde mit Weihnachtdarstellungen. Noch heute widmet sich der mittlerweile 91-jährige Altprälat tagtäglich der Malerei. Zwei weitere Neustifter Krippen mit geschnitzten Figuren erinnern an den 2020 verstorbenen Chorherren Raimund Federer sowie an die Barmherzigen Schwestern, die bis 2001 im Kloster für Krankenpflege, Küche und Wäscherei zuständig waren.
Die fünf Krippen von Mitgliedern des Vereins der Krippenfreunde dokumentieren in der jeweils unterschiedlichen räumlichen Einbettung die kreative Vielfalt und die gestalterischen Möglichkeiten der zeitgenössischen Krippenkunst. So sind einzelne Krippen etwa in einer Laterne, in einem aufgestellten Buch oder in einem Tonkrug untergebracht.
Die Krippenausstellung ist bis zum 2. Februar 2022 geöffnet. Parallel dazu kann im Stiftsmuseum auch noch die Sonderausstellung „Zwischen Budapest und New York. Neustifts verlorene Schätze“ besichtigt werden.
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Kommentare (1)
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robby
Da müsste auch eine Krippe von mir dabei sein die ich unter Anleitung von Prälat Konrad Lechner gebaut und dem Stift überlassen habe. Muss ich mir anschauen.