Der Blondinen-Eklat
Weil Josef Unterholzner sie als „blonde Kollegin“ angesprochen hat, wittert Jasmin Ladurner einen Sexismus-Skandal im Landtag. Der Enzian-Politiker ist sich aber keiner Schuld bewusst.
Von Matthias Kofler
Jasmin Ladurner spaltet: Entweder man mag sie, oder man mag sie nicht. Die meisten politischen Gegenspieler hat die Jungpolitikerin in ihrer eigenen Partei, wo sie mit ihrer selbstbewussten und kecken (manche sagen eher: frechen) Art aneckt. Erst vor wenigen Wochen ließ die Partschinserin ihre Kollegen Franz Locher und Helmuth Renzler in einem Facebook-Posting wissen, dass diese in Sachen 2G-Regelung lange Zeit auf dem falscher Dampfer unterwegs waren. „Der Super-Green-Pass kommt: Schüttelt man in Partei und Fraktion immer noch den Kopf?“, schrieb Jasmin Ladurner und teilte darunter einen TAGESZEITUNG-Artikel, in dem sich die beiden SVP-Kollegen einer 2G-Regelung gegenüber skeptisch gezeigt hatten. „Sie ist arrogant und überheblich und überlegt zu wenig, bevor sie spricht“, sagt ein Abgeordneter der Edelweiß-Fraktion.
Jasmin Ladurner weiß, wie man sich medial gut in Szene setzen kann. Am Donnerstag echauffierte sich die Jungmandatarin darüber, von Josef Unterholzner sexistisch angegriffen worden zu sein. Dabei war sie gar nicht in der Aula, als der Enzian-Politiker seinen unglücklichen Sager von sich gegeben hat.
Doch der Reihe nach:
In ihrer Haushalsrede im Landtag zog die SVP-Abgeordnete über die Corona-Leugner her: „Leider glauben viele Menschen lieber an Wundermittel als an die Medizin. Sie weigern sich, ihren Beitrag zum Wohle aller zu stellen und spalten.“ Der gesellschaftliche Konsens werde von den Impfgegnern in Frage gestellt, auch im Landtag. Es würden Mythen verbreitet, auch über fadenscheinige Kongresse und Tagungen. Verbreitet werde über soziale Medien, viral wie die Pandemie, referierte die Jungpolitikerin.
Josef Unterholzner fühlte sich von Jasmin Ladurner augenscheinlich direkt angesprochen. Der Oppositionelle eröffnete seinen Redebeitrag nämlich mit den Worten: „Jetzt wird es schwierig für mich nach dem ,Volle Pulle’ der blonden Kollegin.“ Damit spielte er auf den „Pro&Contra“-Auftritt der Partschinserin an, wo diese dazu aufgerufen hatte, „jetzt volle Pulle zu impfen und zu boostern“. Unterholzner schloss seine Rede, ohne dass es zu Beanstandungen gekommen wäre.
Erst in der Nachmittagssitzung erhob sich Ladurner von ihrem Platz, um zum „Fortgang der Arbeiten“ zu sprechen: „Es geht darum, dass ich vom Kollegen Unterholzner als ,blonde Kollegin’ angesprochen wurde. Ich musste mir jetzt über Mittag den Videobeweis anschauen und sicher gehen, dass ich mich nicht verhört habe (bei der Unterholzner-Rede war sie – wie gesagt – nicht im Plenarsaal). Diese Reduzierung aufs Äußerste, das ist Sexismus, Chauvinismus, Steinzeit pur. Einzelne Fälle von Sexismus mögen vielleicht harmlos erscheinen, aber sie schaffen doch eine Atmosphäre der Einschüchterung und der Unsicherheit. Gewalt gegen Frauen beginnt genau mit solchen Aktionen. Deshalb bitte ich die Vorsitzenden, dass sie bei solchen Gegebenheiten einschreiten und sie niemals tolerieren und akzeptieren.“
Landtagsvizepräsident Sepp Noggler, der die Sitzung leitete, erklärte mit einem Schmunzeln im Gesicht, dass das „in Ordnung gehe“ und auch „bei roten Frauen, gell Frau Foppa“ gelte. Während sich die Grüne Brigitte Foppa mit Jasmin Ladurner solidarisch erklärte („Kollegen auf die Haarfarbe zu reduzieren geht gar nicht – ich spreche dich ja auch nicht mit ,der Herr mit dem blauen Hemd’ an“), stellten sich andere Abgeordnete demonstrativ auf die Seite Unterholzners. „Ich habe mit Magdalena Amhof, Maria Hochgruber Kuenzer und Ulli Mair gesprochen: Sie alle sehen in meinen Worten keinen Fall von Sexismus“, berichtet der Enzian-Mann. Statt sich selbstkritisch zu zeigen, legt er noch einen Scheit nach: „Es war nicht notwendig, sie als blonde Kollegin zu bezeichnen, denn nach ihren Äußerungen hätte jeder wissen müssen, dass sie blond ist – volle Pulle.“ Und in Richtung der Grünen Foppa stellt er klar, „dass wir eigentlich ausgemacht haben, uns hier bei den Reden im Landtag mit Sie anzusprechen“.
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