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Der Porsche-Streit

Renzo Caramaschi (Foto: FB)

Die Gemeinde zahlt 100.000 Euro für die erste Bozner Weihnachtslotterie, deren Hauptpreis ein 70.000 Euro teurer Porsche Macan ist. Das sorgt für Turbulenzen in der Regierungsmehrheit.

Von Thomas Vikoler

Bozen ist nicht Eppan oder eine x-beliebige Südtiroler Gemeinde, in denen alljährlich eine Weihnachtslotterie stattfindet. In der Landeshauptstadt gab es bisher keine solche. Eine GmbH namens WeLoveBZ, gegründet vor knapp zwei Monaten, schafft heuer erstmals Abhilfe. Mit einem „Knaller“, wie man im Rathaus etwas verdutzt kommentiert: Die erste Bozner Weihnachtslotterie wartet mit einem Porsche Macan als Hauptpreis auf.

Zum Vergleich: In Eppan sind zwei Fiat-Kleinwagen die Attraktion.

Der Porsche Macan sorgt nun für Turbulenzen in der Bozner Regierungsmehrheit. „Rudi Benedikter soll selbst den Assessor machen, in der Kommission hatte er mit Ja gestimmt“, meinte gestern ein ziemlich verärgerter Bürgermeister Renzo Caramaschi.

Die Wirtschaftskommission des Gemeinderates hatte in ihrer Sitzung vom 18. Oktober, zehn Tage nach der formellen Gründung von WeLoveBZ, der GmbH einstimmig einen 100.000-Euro-Beitrag zugesprochen.

Nun fordert Benedikter, der grüne Vorsitzende der Kommission, in einem Schreiben an SVP-Wirtschaftsstadträtin Johanna Ramoser, den Beitrag zu streichen.

Der Grund: Der Porsche Macan, dessen günstigstes Modell knapp 70.000 Euro kostet.

„Das ist ein Skandal. Unwürdig einer prämierten Klimagemeinde Gold, in krassem Kontrast zu den grünen Zielen unseres Regierungsprogrammes.  Dem Klimaschutz, dem Umweltschutz zum Hohn fördert die Gemeinde auf diese Weise eine luftverpestende Protzkarre, unterläuft damit alle unsere Bemühungen, mit gutem Beispiel voranzugehen.“

Die Antwort aus dem Rathaus folgte auf den Fuß: „Benedikter soll aufhören über etwas, das er zunächst gutgeheißen hat, eine Polemik zu machen“, erklärte der Bürgermeister auf Nachfrage der TAGESZEITUNG.

„Wir als Gemeinde hatten keinen Einfluss auf die Auswahl der Preise der Lotterie, dafür war der Vorstand von WeLoveBZ zuständig“, erklärte SVP-Vizebürgermeister Luis Walcher, „und ich kann versichern, dass kein Cent der 100.000 Euro Beitrag in den Ankauf der Preise geflossen sind. Wir haben das Projekt unterstützt, um den Handel auf dem gesamten Stadtgebiet nach Corona in Schwung zu bringen.“

WeLoveBZ ist eine gemeinsame Initiative der Gemeinde Bozen, dem Verkehrsamt, dem hds, dem HGV Bozen, dem italienischen Handwerkerverband CNA und dem Kaufleuteverband Confesercenti, die jeweils zu einem Sechstel an der Gesellschaft beteiligt sind. Mit jedem Einkauf über 15 Euro in den teilnehmenden Betrieben ist man bei der Verlosung im Jänner dabei.

Laut Walcher ist der stattliche Beitrag von 100.000 Euro für „die Organisation und Bewerbung“ der Weihnachtslotterie bestimmt. „Die Ausgabe jedes Cent muss genau belegt sein. Außerdem kann man einen Beitrag nicht nachträglich aberkennen“, fügt Bürgermeister Caramaschi hinzu.

Benedikter sagt, er habe in der Kommission gefordert, dass „kein Auto“ der Hauptpreis der Lotterie sein sollte. Die Antwort von Stadträtin Ramoser habe gelautet, dass die Details erst zu klären seien. Schließlich habe er – wie der Rest der Kommission – mit Ja gestimmt. Benedikter schlägt nun vor, den Porsche Macan mit 30 E-Bikes zu ersetzen. Kurioserweise ist ein E-Bike der zweite Preis der Lotterie.

Unterstützung bekommt Benedikter von Matthias Cologna von der Oppositionsliste Team K: „Nicht akzeptabel ist die indirekte Finanzierung mit Steuergeldern von klima- und umweltschädlichen Preisen wie Flugtickets oder Autos. Diese stehen klar im Gegensatz zu den Klima- und Umweltschutzbestreben sowie zu den langjährigen Bemühungen der Stadtverwaltung.“

Er spricht von einer „indirekten“ Finanzierung des Porsche Macan mit Gemeindegeldern.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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