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Kurz mal weg

Philipp Achammer und Sebastian Kurz

Der österreichische Ex-Kanzler Sebastian Kurz kehrt der Politik den Rücken. Ein Kurz(es)-Interview mit dem SVP-Chef und Kurz-Freund Philipp Achammer.

TAGESZEITUNG Online: Herr Achammer, Sebastian Kurz verabschiedet sich aus der Politik. Überrascht?

Philipp Achammmer: Nein, das war für mich keine große Überraschung. Ich habe damit gerechnet.

Warum?

Wir hatten auch abseits der Politik in den letzten Wochen Kontakt. Ich weiß, dass Sebastian Kurz mit diesem Gedanken gespielt hat.

Was viele Menschen etwas irritiert hat, ist die Begründung, die Kurz geliefert hat: Der Ex-Kanzler erklärte, er habe seinen neugeborenen Sohn gesehen, da habe es bei ihm Klick gemacht und er habe entschieden, aus der Politik auszusteigen …

Das ist eine Begründung, die für mich nachvollziehbar und glaubwürdig ist. Die Geburt des Sohnes war in dieser für Kurz sicher nicht einfachen Situation noch ein zusätzliches Argument. Wenn man von so einer hohen Funktion zurücktritt, dann macht man sich natürlich Gedanken, wie es weitergeht. Kurz ist außerdem in einem Alter, wo man noch eine Lebensentscheidung treffen kann, um sich außerhalb der Politik etwas aufzubauen. Ohne diese Perspektive wäre die Entscheidung sicher viel schwieriger gewesen.

Für Polit-Insider wie beispielsweise dem ehemaligen EU-Kommissar Franz Fischler war klar, dass Kurz nie mehr ins Kanzleramt zurückkehren könnte …

Ich will die Vorwürfe, die Kurz seitens der Ani-Korruptionsstaatsanwaltschaft gemacht werden, nicht kommentieren, man muss sehen, was das herauskommt. Diese Ermittlungen werden noch eine gewisse Zeit dauern.

Glauben Sie, dass es sich um einen definitiven Abschied aus der Politik handelt? Oder will Kurz einfach nur den öffentlichen Druck zurückschrauben?

Ich denke, das hängt mit der Aufklärung der Vorwürfe ab, also mit dem, was am Ende herauskommt.

Der Fall Kurz ist schon beeindruckend: Vor einem Jahr dachten noch viele Beobachter, dass Kurz in den nächsten Jahrzehnten – in welcher Funktion auch immer – das politische Geschehen in Österreich bestimmen würde. Jetzt hat ihn sogar noch die Mutti Merkel überlebt …

Ja, der Fall Kurz ist ein Musterbeispiel dafür, wie schnell Aufstieg und Fall in der Politik passieren können. Was mich noch mehr beschäftigt: Man sieht, dass es viele gibt, die im Moment des Erfolgs bei dir stehen, dich im Moment des Misserfolgs im Regen stehen lassen. Das ist schon beeindruckend! Der Fall Kurz ist da ein Musterbeispiel. Ich denke, dass Kurz sich in dieser Phase einen menschlichen Umgang verdient.

Mit Kurz‘ Abgang verlier Südtirol einen Freund. Ist das schlimm?

Es gibt in der ÖVP sicher Persönlichkeiten, die – ich will nicht sagen: genauso – unsere Ansprechpartner sein werden. Kurz war sicher ein besonderer Ansprechpartner, weil er die Materie gekannt und gegenüber Südtirol immer sehr offen gewesen ist. Auch ein Alexander Schallenberg kennt Südtirol sehr gut. Und mit Karl Nehammer dürfte ein Mann ÖVP-Obmann und Kanzler werden, den wir ebenfalls sehr gut kennen.

Interview: Artur Oberhofer

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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