Duell um Ötzi
Im Standortpoker für ein neues Archäologiemuseum prüft das Land die Machbarkeit für das Ex-ENEL-Gebäude. Zum Vergleich mit René Benkos Virgl-Projekt, das nun offiziell im Rennen um Ötzi ist.
Von Thomas Vikoler
Dieser Schritt war eigentlich vorauszusehen, auch wenn sich seit dem Abschluss der Sinloc-Standortstudie die Voraussetzungen wesentlich geändert haben: Die Landesregierung hat gestern beschlossen, eine Machbarkeitsstudie für den Standort Ex-ENEL an der Drususbrücke zu erstellen. Es soll durch die Landesabteilung Hochbau geprüft werden, wie viel die Schaffung eines neuen Archäologiemuseums in Eigenregie samt Eigentumsbeschaffung und Architekturwettbewerb am erstplatzierten Standort der Sinloc-Studie kosten würde. Und wie viel Zeit ein solches Vorhaben in Anspruch nehmen würde.
„Innerhalb von wenigen Monaten wollen wir uns so einen umfassenden Überblick verschaffen, um eine Entscheidung treffen zu können, die sämtliche Aspekte berücksichtigt“, erklärte Landeshauptmann Arno Kompatscher nach der gestrigen Sitzung der Landesregierung.
Damit ist nicht allein die Entscheidung gemeint, ob die Jugendstilvilla zwischen Drususbrücke und Dantestraße für das Vorhaben geeignet ist, sondern der Vergleich mit der zweiten aktuellen Option: René Benkos PPP-Antrag zum Virgl-Projekt, das derzeit von einer Dienststellenkonferenz des Landes geprüft wird.
Kompatscher spricht dazu von einem „neutralen“ Vergleich zwischen den beiden aktuellen Optionen, zu denen weitere PPP-Anträge hinzukommen könnten.
Mit dem gestrigen Beschluss traf die Landesregierung jedenfalls zwei Vorentscheidungen: Zum einen hat sie sich gegen den Standort Ex-INA-Gebäude an der Talferbrücke entschieden, welcher vom Bozner Stadtrat als zweiter geeigneter Standort neben dem Ex-ENEL-Gebäude genannt wurde. Bekanntlich halten einige Bozner Stadträte letztere Option für zu peripher und verkehrstechnisch ungeeignet.
Zweitens befindet sich Benkos Virgl-Projekt nun offiziell im Rennen im Standortpoker um Ötzi, der Gletschermumie, die derzeit jährlich 300.000 Museumsbesucher anzieht. Es gibt bekanntlich einen Beschluss des Landtages für ein neues Archäologiemuseum im Stadtzentrum, ebenso wie einen entsprechenden Passus im Programm der Bozner Stadtregierung. Die Lauben-Kaufleute sind entschieden gegen den Standort Virgl.
Die Prüfung des PPP-Antrags von Benkos Signa, der auch ein Kulturquartier und eine 50-jährige Anmietung für das neue Archäologiemuseum seitens des Landes vorsieht, wird frühestens im kommenden Sommer vorliegen. Am Ende müsste die Dienststellenkonferenz die Angemessenheit des Antrags feststellen.
Dann kann der angekündigte Vergleich zwischen Virgl und Ex-ENEL-Gebäude durchgeführt werden.
Zu letzterem ist ein derzeit ungeklärter Punkt zu berücksichtigen: Die Jugendstilvilla samt Areal gehört dem Bozner Immobilienunternehmer Pietro Tosolini, der als äußerst harter Verhandler gilt. Hier erwägt die Landesregierung ein Tauschgeschäft: Gegen Abtretung des Ex-ENEL-Areals sollte Tosolini landeseigene Immobilien oder Baurechte erhalten, um die Verwendung von Geldern aus dem Landeshaushalt zu vermeiden. In Frage kommt hier der aktuelle Standort des Archäologiemuseums in der Museumstraße, dem ehemaligen Sitz der Banca d´Italia. Tosolini ist bereits Eigentümer des Nachbargebäudes und könnte Interesse daran haben.
Geprüft werden soll im Rahmen der Machbarkeitsstudie auch die Möglichkeit, das Naturmuseum des Landes im benachbarten Gefängnisareal, zweitplatzierter Standort der Sinloc-Studie, unterzubringen. Dies ist eine bisher nicht diskutierte Lösung, die wohl von Benkos Virgl-Projekt inspiriert ist. Das 170-Millionen-Euro-Vorhaben sieht auch die Errichtung eines Naturmuseums auf dem Hügel über Bozen vor.
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