„Viele kämpfen ums Überleben“
In den roten Gemeinden müssen Fitnessstudios wieder schließen. Für die betroffenen Betriebe ist das eine Katastrophe, sagt Armin Bonamico, Sprecher der Fitnessstudio-Betreiber im hds.
von Lisi Lang
Seit dieser Woche gelten in 20 Südtiroler Gemeinden mit besonders vielen Infizierten, wenigen Geimpften und hoher Wochen-Inzidenz strengere Corona-Regeln. Neben einer nächtlichen Ausgangssperre und neuen Regeln für Bars oder Restaurants müssen in diesen roten Gemeinden auch die Fitnessstudios wieder schließen. In der am Montagabend unterzeichneten Verordnung des Landeshauptmannes steht nämlich, dass die Tätigkeiten der Schwimmbäder und Schwimmzentren sowie die in geschlossenen Räumen ausgeübten Tätigkeiten von Turnhallen, Fitnesszentren und wie auch immer bezeichneten Einrichtungen ausgesetzt werden. Davon ausgenommen sind nur sportliche Einrichtungen, die für Rehabilitationsmaßnahmen und therapeutische Zwecke genutzt werden.
Für die Fitnessstudios in den betroffenen Gemeinden ist diese neue Verordnung ein harter Schlag, gleichzeitig ist aber auch bei den anderen Betreibern die Sorge groß, dass noch weitere Gemeinden rot werden oder die Corona-Regeln in Südtirol insgesamt weiter verschärft werden könnten. „Diese Regelung betrifft aktuell „zum Glück“ noch nicht ganz so viele Fitnessstudios“, erklärt Armin Bonamico, Sprecher der Fitnessstudio-Betreiber im hds. In den aktuell als rote Zone ausgewiesenen Gemeinden würden sich nämlich bis auf St. Ulrich und St. Christina in Gröden nur wenige Fitnessstudios befinden. Für die betroffenen Betriebe sei diese erneute Schließung aber dennoch eine Katastrophe, weiß Bonamico. „Ein betroffener Fitnessstudio-Betreiber hat mir gesagt, dass er einfach nur verzweifelt ist, dass er genau jetzt, wo auch viele Mitarbeiter der Hotels in sein Studio kommen würden, schließen muss“, so Bonamico.
Der Sprecher der Fitnessstudio-Betreiber im hds betont, dass er die Entscheidung der Politik, eine Gemeinde als rote Zone einzustufen, nicht beurteilen kann und will, aber die Konsequenzen einer solchen Entscheidung seien enorm. „Wenn eine größere Gemeinde zur roten Zone wird, dann wäre das für die Fitnessstudios eine Katastrophe“, sagt Armin Bonamico. Und dafür gäbe es einen ganz einfachen Grund. „Wir konnten noch nie richtig starten“, unterstreicht der Sprecher der Fitnessstudio-Betreiber im hds. „Man hört von Spitzenumsätzen in der Gastronomie und neuen Rekorden bei den Nächtigungen, aber wir arbeiten immer noch bei rund 50 Prozent im Vergleich zu 2019“, erklärt Bonamico. Und das sei für einen Dienstleister einfach zu wenig.
Die Gründe für diesen schwierigen Start sind laut Bonamico mehrere. „Zum einen wurde der Green Pass für uns früher eingeführt als für andere Bereiche und dadurch haben wir einen starken Einbruch verzeichnet“, sagt Bonamico. Erst als der Grüne Pass auch für den Arbeitsplatz verpflichtend wurde, habe sich diese Situation etwas gebessert. Zudem seien die Restriktionen bezüglich Abstand und Kapazität in den Fitnessstudios insgesamt sehr streng gewesen und der Zeitpunkt für einen Neustart im Sommer ungünstig. „Im Sommer schließt man nicht unbedingt ein Abo für ein Fitnessstudio ab und im September und Oktober, welches eigentlich unsere stärksten Monate wären, haben wir ein Minus von rund 50 Prozent bei den Einschreibungen im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2019 verzeichnet“, erklärt Armin Bonamico. „Aber ein betreutes Turnen im Fitnessstudio kann man nicht durch Jogging oder andere Sachen ersetzen“, unterstreicht Bonamico, der aber beobachtet hat, dass sich die Prioritäten der Menschen während Corona verändert haben. „Während der Sport zuvor einen gewissen Stellenwert hatte, sehen das viele heute leider anders“, weiß der Sprecher der Fitnessstudios im hds.
Einige Fitnessstudios im Land mussten laut Bonamico coronabedingt bereits schließen. „Viele haben versucht irgendwie weiterzumachen, in der Hoffnung, dass es besser wird – aber sollten wir jetzt wieder schließen müssen, dann weiß ich wirklich nicht mehr weiter. Ich schätze, dann wird die Hälfte der Fitnessstudios endgültig zusperren, weil sie es nicht mehr schaffen“, bedauert Bonamico, der von Kollegen bereits gehört hat, dass sie neben ihrer Tätigkeit auch andere Aushilfsjobs annehmen, um über die Runden zu kommen. „Das kann es aber nicht sein, viele kämpfen nur noch ums Überleben“, schüttelt Bonamico den Kopf.
Deswegen hoffen die Fitnessstudio-Betreiber, dass sich die Anzahl der roten Gemeinden in Grenzen hält und Südtirol auch nicht orange eingestuft wird, da die Studios auch in diesem Moment schließen müssten. Armin Bonamico versucht optimistisch zu bleiben, dennoch beobachten die Fitnessstudio-Betreiber die Situation aufmerksam und besorgt. Befürchtet er weitere Schließungen in seiner Branche? „Wenn wieder pauschal gesagt wird, dass sich das Virus über Aerosole verbreitet und in den Fitnessstudios viel geatmet wird, dann befürchte ich schon, dass es uns wieder trifft“, bedauert Bonamico.
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Kommentare (5)
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flottebiene
Bedanken sie sich bei den extrem sturen, uneinsichtigen egoistischen NoVaxlern….
Wenn mehr geimpft wären, müssten sie ihre Läden auch nicht zusperren.
exodus
Wir leben in einer Demokratie, die leider von Egomanen und hirnamputierten Radikalen gestört wird……..
george
Fitnessstudios sind nicht lebensnotwendig und jene, die sie betreiben, könnten auch etwas anderes tun.
fliege
@george
Laut Ihrer Aussage könnte ja alles geschlossen werden, was nicht lebensnotwendig ist?! Ist Ihre Arbeit lebensnotwendig? Wenn nicht, können Sie sich ja auch eine andere Arbeit suchen…..