Kleinode aus Holz
In der kleinen Galerie Hofburg in Brixen sind zur Zeit Werke des Künstlers Simon Rauter zu sehen und zu erstehen.
Die Werkschau „Perspectives“, kuratiert vom Galeristen Jakob Kompatscher, zeigt in Zusammenarbeit mit dem Kunstkreis St. Erhard Brixen, das Oeuvre der letzten Jahre des gebürtigen Brixner Bildhauers, der in Elbigenalp studiert hat und Mitglied des Südtiroler Künstlerbundes ist. Neben Malereien sind vor allem seine neuesten Skulpturen nennenswert, wie “ Adam und Eva” und “ You can be my daddy “.
Ins Auge sticht die ausgesprochene Liebe zur Materie, sei es, dass es sich um Plastiken aus Beton oder Harz oder dass es sich um Skulpturen aus Holz, vorzugsweise aus Kastanie mit Bronzbeschichtung, handelt. Der schöpferische Prozess ist noch sichtbar, manche Arbeiten wirken gewollt unvollendet. Das “ non finito” wird in Gedanken wie bei Michelangelo in der Vorstellungskraft des Betrachters visualisiert.
Bei genauerem Hinsehen bemerkt man in den niedlich anmutenden und technisch perfekt ausgearbeiteten Figuren einen Störfaktor, der Anlass zum Nachdenken gibt, ähnlich wie bei den Graffitis Banskys auf der Straßenmauer in einer Großstadt.
Dieser Kontrast wird besonders in den Arbeiten wie “ You can be my daddy” oder “ BBoy” deutlich. Simon Rauter verkohlt z. B. stellen des Zirbenholzes an gewissen Stellen und macht mit seiner Kunst sichtbar, was in der Gesellschaft unsichtbar bleibt. Er bricht Tabus wie Kindesmissbrauch ohne Worte, das Unsagbare, die Verletzungen einer Kinderseele macht er stumm deutlich. Bemerkenswerte Arbeiten. (Pia Ogrizek)
Die Ausstellung wird bis zum 26.11.21 in der Galerie Hofburg in der Hofgasse 5 verlängert. Öffnungszeiten: MO-SA 10-13, 15-18 Uhr
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