„Bewusste Unterschlagung“
F-Obmann Andreas Leiter Reber wirft dem Land und dem Sanitätsbetrieb Geheimniskrämerei und mangelnde Transparenz in Bezug auf die Daten zu den Impfdurchbrüchen vor. Dies sei medizinisch fahrlässig.
von Artur Oberhofer
Bei Andreas Leiter Reber ist nun endgültig der Geduldsfaden gerissen: „Das, was der Gesundheits-Landesrat macht, ist respektlos.“
Um was geht es?
Seit Monaten versucht der Freiheitlichen-Obmann vergeblich, an verschiedene Daten in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie zu kommen, um – wie Andreas Leiter Reber sagt – „eine seriöse Bewertung des Pandemiegeschehens, des Impfschutzes und des Testens vornehmen zu können“.
Allerdings habe Gesundheits-Landesrat Thomas Widmann sämtliche Anfragen unbeantwortet gelassen. Die Beantwortungsfrist für eine Anfrage vom 3. August dieses Jahres, in welcher der F-Chef unter anderem nachfragte, wie viele Personen in Südtirol, die zwischen Mai und August 2021 positiv auf Corona getestet wurden, bereits geimpft waren, ist bereits zwei Mal verstrichen.
Andreas Leiter Reber gibt zu bedenken: „Ohne eine echte Datentransparenz können Entwicklungen der Pandemie und die Stärken und Grenzen der Impfungen nicht korrekt beurteilt werden.“ Der F-Chef spricht von einer „bewussten Unterschlagung“ von maßgebenden Daten, die auch der Impfkampagne schade.
Die Veröffentlichung des Impfstatus erkrankter und positiv getesteter Personen und vor allem der Zeitpunkt ihrer Impfung könnte – so glaubt Andreas Leiter Reber – wesentlich dazu beitragen, dass sowohl der Einzelne die richtige Entscheidung für sich treffen kann, aber auch die Politik aufgrund aktueller Erkenntnisse richtig entscheiden kann.
Hinzu komme: Spätestens seit Juli, seit den Erkenntnissen zu den Impfdurchbrüchen in Israel, wisse man, dass der Schutz der derzeitigen Impfstoffe leider nicht so lange hält wie ursprünglich erhofft und bereits nach wenigen Monaten stark nachlässt, so der Oppositionspolitiker.
Im Unterschied zu anderen Ländern veröffentlichen das Gesundheits-Assessorat und der Südtiroler Sanitätsbetrieb die Daten zum Alter und Impfstatus der Intensiv-Patienten genauso wenig wie den Impfstatus der Neuinfizierten.
Andreas Leiter Reber sagt dazu: „Wir verfolgen seit Monaten die Zahlen der Impfdurchbrüche in Vorarlberg, Brandenburg oder Island, wie es in Südtirol ausschaut, kann niemand sagen, weil bei uns die Zahlen nicht veröffentlicht werden.“
Gleichzeitig spiele man mit dieser Geheimniskrämerei den militanten No Vaxlern und den Verschwörungstheoretikern in die Arme. Die Nicht-Herausgabe dieser Daten nennt Andreas Leiter Reber nicht nur „politisch intransparent und inakzeptabel, sondern vor allem medizinisch fahrlässig“. Denn solcherart lasse man gefährdete Menschen und jene, die mit ihnen in engem Kontakt stehen, immer noch im Glauben, sie wären ausreichend geschützt.
Angesichts des jetzigen Wissenstandes in Bezug die Übertragung des Virus durch Geimpfte seien Diskussionen über einen Lockdown für Ungeimpfte oder 2G für Geimpfte und Genesene völlig falsch, meint Leiter Reber. „Wir fahren in Südtirol komplett auf Sicht, weil die Verantwortlichen keine verwertbaren Daten herausrücken“, so der F-Politiker.
Gerade dieses „Ignorieren der Impfdurchlässigkeit“ mache das Berufsverbot für Ungeimpfte im Sanitätswesen oder, besser gesagt, das Verbot eines regelmäßigen Testnachweises oder das völlige Ausblenden eines Antikörpernachweises so absurd, so Leiter Reber. Das gelte gleichermaßen für Genesene.
Da man inzwischen ziemlich genau wisse, welche Personengruppen ganz besonders von schweren Krankheitsverläufen und dem Todesrisiko ausgesetzt sind, müssten umgehend die vorhandenen, aber der Öffentlichkeit unterschlagenen Daten bekanntgegeben und ausgewertet werden.
Leiter Reber: „Auf der Grundlage dieser Daten, die uns leider vorenthalten werden, könnte man aufzeigen, bei welchen Personen und bei welchen Impfstoffen und nach welcher Zeit sich die Impfdurchbrüche zeigen“.
Nur so könnten Bedarf und Priorität der Boosterimpfung erkannt und nachvollziehbar vermittelt werden, so Leiter Reber, der außerdem fordert:. „Das regelmäßige Testen und die Hygienemaßnahmen der Kontaktpersonen von Risikopatienten müssen – egal ob geimpft oder ungeimpft – endlich zum Standard in den Pflegeheimen und Spitälern werden.“
Auch gibt Andreas Leiter Reber zu bedenken, dass man mit der Boosterimpfung für die älteren Menschen noch nachhinke. „Wir haben derzeit 60.000 Personen über 70, die noch keinen Booster erhalten bzw. längst nur noch einen geringen Impfschutz haben, da sie bereits im März und April geimpft wurden.“
Das hätte längst passieren müssen, meint Andreas Leiter Reber. Ein direkter Aufruf oder ein persönlicher Brief mit Termin wären wichtig. Der F-Chef abschließend: „Derweil verlangen SVP-ler bei 81 Prozent Impfquote eine allgemeine Impfpflicht, die dann maximal 90 Prozent erreicht und geben der Bevölkerung die Schuld, während die Risikogruppe ungeschützt ist und in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern nicht täglich getestet wird.“
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