Zwischenwelten
Gotthard Bonell zeigt in der Galerie Alessandro Casciaro Zwischenwelten voller Sinnlichkeit und Schönheit.
Gotthard Bonell, einer der renommiertesten und vielseitigsten Künstler Südtirols, ist ein Maler mit authentischer Leidenschaft und ungemeinem Schaffensdrang. Immer wieder aufs Neue lotet er die vielfältigen Möglichkeiten des malerischen Ausdrucks aus, bewegt sich mit spielerischer Leichtigkeit am schmalen Grat zwischen Figuration und Abstraktion.
Seine malerischen und zeichnerischen Techniken zeugen von altmeisterlicher Könnerschaft, sind aber auch offen für künstlerische Experimente. Mit unverwechselbarer Handschrift erschafft Bonell eine Welt, die sich intim und emotional berührend, aber auch rätselhaft und verstörend mit Grundfragen der Kunst und des menschlichen Seins auseinandersetzt. Davon kann man sich auch anhand der neuen Arbeiten in der Galerie Alessandro Casciaro überzeugen.
Ausgangspunkt bildet die Naturlandschaft, insbesondere massive Gebirgsformationen, ebenso wie vielfältige Körperformen und Fundstücke. Berge erscheinen in flirrend atmosphärischen Lichtstimmungen und die unmittelbare Naturerfahrung ist spürbar, auch wenn die Ansichten bewusst keine weiträumigen, romantischen Panoramen bieten. Nah an uns herangezoomt werden die Felsen zu einer abstrahierten malerischen Geste. Meist verschwimmen aber (Natur-)Landschaften mit Stillleben aus (verwesenden) Körperformen. Der figurative Gegenstand verselbstständigt sich, erfährt eine Metamorphose und wird zu einer neuen Form, die nicht leicht fass- oder beschreibbar ist. Unter der Haut liegende Schichten werden freigelegt, Schädel und fragmentierte Skelette erscheinen wie innere Landschaften, zart und verwaschen, rätselhaft und bedeutungsschwer.
Memento mori, alles Sein ist endlich. Oder transformiert sich, geht in eine andere Daseinsform über. „Nichts ist beständig“, so Paul Ernst, „Alles istAuflösung und Neubildung“. Der greifbare Körper ist Bonell nicht mehr so wichtig, er hat neue Wege gefunden, die Zwänge und das Vergehen des Leibes, die Endlichkeit der Existenz Bild werden zu lassen. Metamorphose und Vergänglichkeit, Alter und Tod: sanfte Farben, die an den Herbst erinnern, verwaschene, sich auflösende Formen, die den Verwesungsprozess alles Irdischen versinnbildlichen.
Wundervolle Zwischenwelten voller Sinnlichkeit und Schönheit.
Termin: Eröffnung am Freitag, 19. November, 18.00 Uhr in der Galerie Alessandro Casciaro, Bozen.
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