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„Die Leute haben nur zugeschaut“

Foto: Google Maps

Drei Mädchen wurden am Montagabend in Leifers von einem jungen Mann angegriffen und verletzt. Eine davon ist die Tochter des Vize-LH Giuliano Vettorato. Die Hintergründe.

von Markus Rufin

Am Montag kam es in Leifers zu einem Vorfall, der für viel Gesprächsstoff in der Stadt gesorgt hat. Drei junge Mädchen kamen gegen 23.00 Uhr gerade mit dem Bus aus Bozen in die Kennedy-Straße und wollten in der Bar „Felice“etwas trinken gehen.

Die drei jungen Frauen wurden dann von einem jungen Mann angesprochen, der sie schnell beschimpfte und dann ein Bierglas, Tische und Stühle auf sie warf. Zwei der beiden Mädchen wurden dabei verletzt und mussten in die Erste Hilfe. Das dritte Mädchen konnte sich retten.

Der Täter floh kurz darauf, konnte aber schon bald gefasst werden, da ihn einer der Augenzeugen erkannte. Es soll sich um einen einheimischen jungen Mann aus Leifers handeln.

Beim dritten Mädchen handelt es sich um Elisa Vettorato, die Tochter des Landesrates der Lega und dem Vize-Landeshauptmann Giuliano Vettorato. Der Vorfall hatte sich in Leifers und insbesondere in den sozialen Netzwerken sehr schnell herum gesprochen.

Das ärgert Vettorato, weshalb er sich selbst nun zum Vorfall äußert: „Ich habe gesehen, dass viele Personen in den sozialen Netzwerken nun die Sache so darstellen, als seien die Mädchen selbst schuld daran, dass sie angegriffen wurden, da man ja weiß, dass diese Zone in der Nacht gefährlich ist.“

Vettorato hat für solche Argumente aber absolut kein Verständnis: „Diese Behauptungen haben die Mädchen natürlich sehr verletzt. Es kann nicht sein, dass drei junge Frauen selbst dafür verantwortlich gemacht werden, angegriffen worden zu sein, obwohl sie nur etwas getrunken haben.“

Seiner Tochter gehe es körperlich gut, allerdings sei sie sehr schockiert, was zum einen an den Kommentaren im Netz liege, zum anderen aber auch daran, dass beim Vorfall am Montag zwei weitere Gäste in der Bar waren, die aber nichts dagegen unternommen haben, als sie sahen, dass die Mädchen angegriffen wurden. „Die Mädchen mussten selbst die Carabinieri alarmieren“, berichtet Vettorato. Mittlerweile haben die drei Mädchen Anzeige gegen den Angreifer erstattet.

Aber der Schock darüber, dass niemand eingegriffen habe, sei bei ihnen nach wie vor groß, so der Vize-Landeshauptmann. Es ist nicht der erste Mal, dass sich ein solcher Vorfall in der Kennedy-Straße zugetragen hat. Dennoch handelt es sich seiner Ansicht nach nicht um ein Lokales Problem.

Der Vorfall aufgezeigt, dass es „große gesellschaftliche Probleme“gebe: „Es kann nicht sein, dass Opfer zu Tätern gemacht werden und vor allem kann es nicht sein, dass man nicht interveniert, wenn man sieht, dass eine oder mehrere Personen bedroht werden.“

Vettorato fordert nun sogar ein Gesetz, dass – ähnlich wie bei Verkehrsunfällen – Strafen vorsieht, falls jemand nicht versucht, in irgendeiner Weise einzugreifen.

Seiner Tochter gehe es bis auf den Schock körperlich gut. Den beiden Mädchen, die Verletzungen davontrugen, wurde eine Heilungsdauer von zehn bis 15 Tagen attestiert.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (10)

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  • andreas

    Man kann niemanden gesetzlich dazu verpflichten, in einen Streit einzugreifen.
    Der Selbstschutz hat oberste Priorität und Feigheit ist nicht strafbar.
    Und so einer ist Vizelandeshauptmann?

    Nebenbei ist es der falsche Ansatz Unbeteiligte zu bestrafen, da Politik und Gesetzgebung das ursächliche Problem nicht in Griff bekommt.

    Dass vor allem der Betreiber und auch die Gäste nicht eingegriffen haben, ist etwas eigenartig, aber sinnlos sich ein Urteil zu bilden, wenn man nicht beide Seiten gehört hat.

  • criticus

    @andreas
    Gut beschrieben!
    Hinzu kommt noch, dass unsinnige Gesetze eine Zivilcourage, bzw. ein Eingreifen eher bremsen!
    Wünsche den beiden Frauen eine gute Genesung.

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