„Noch viel Potenzial“
Mit den Chancen von Mastgeflügel befasst sich der Südtiroler Bauernbund im Rahmen des Projektes INNOGeflügel seit rund vier Jahren. Auf dem ersten Südtiroler Geflügelfachtag in der Fachschule Salern wurden nun die Fortschritte der letzten Jahre diskutiert und die Chancen für eine Weiterentwicklung erörtert.
Mit verschiedenen Initiativen, wie dem ersten Südtiroler Geflügeltag, möchte der Südtiroler Bauernbund Interessierten den Einstieg in die Geflügelmast erleichtern.
Denn das ELER-geförderte Projekt INNOGeflügel des SBB hat gezeigt, dass die Geflügelhaltung in Südtirol große Chancen bietet. „Nur 0,05 Prozent der Hühner, die in Südtirol konsumiert werden, kommen aus heimischer Haltung. Mastgeflügel hat also ein großes Potential“, sagte Thomas Zanon von der Freien Universität Bozen. „Das Interesse der Konsumentinnen und Konsumenten an Qualitätsgeflügelfleisch aus Südtirol ist sehr groß. Das haben Befragungen gezeigt“, ergänzte Ulrich Höllrigl, Vizedirektor des Südtiroler Bauernbundes.
Für Amtstierärztin Marion Tartarotti sei Südtiroler Geflügelfleisch auch wegen der guten Fleischqualität sehr geschätzt. „Die Freilandhaltung führt zu mehr Tierwohl und das schlägt sich wiederum in einer besseren Fleischqualität nieder.“
Die größte Nachfrage und damit die besten Chancen für die bäuerlichen Betriebe gebe es bei Hühnern und Puten. Einen großen Markt gibt es für die „Suppenhühner“ aus den Legehennenbetrieben.
Nun kommt es darauf an, dass Konsumentinnen und Konsumenten das Angebot an Geflügelfleisch mit einem entsprechenden Preis auch annehmen. Auf dem Markt gibt es bereits einige Geflügelmäster, von denen man direkt ab Hof oder in ausgewählten Metzgereien heimisches Geflügelfleisch kaufen kann.
Künftig könnte ein Teil des Geflügels unter dem Qualitätssiegel „Roter Hahn“ vermarktet werden, sofern die Vorgaben zur Fütterung und der Haltung erfüllt werden, sagte Hans J. Kienzl, der Leiter der Abteilung Marketing im Südtiroler Bauernbund. „Um den Einstieg zu erleichtern, können Küken derzeit noch von außerhalb Südtirols zugekauft werden, solange es keine eigene Brüterei in Südtirol gibt.“
Ein weiterer Vorteil der Geflügelmast: „Es sind nur geringe Erstinvestitionen nötig, da ein Stall meist vorhanden ist“, berichtete Martin Mayringer von der Landwirtschaftskammer Oberösterreich und Berater der „Innovativen Gemeinschaft Voralpenland“. Zudem würden auch niedrige Tierzahlen genügen, um wirtschaftlich zu arbeiten, vor allem bei Masthühnern und Puten, ergänzte Thomas Zanon.
Eine Herausforderung war in der Vergangenheit die Schlachtung. Als Pionier für die EU-zugelassene Geflügelschlachtung möchte sich der Eisacktaler Schlachthof in Brixen nun weiterentwickeln. „Wir möchten eine eigene Geflügelschlachtlinie samt Kühlanlage einrichten, um die EU-zertifizierte Schlachtung von Geflügel weiter zu garantieren. So können die lokalen Kreisläufe gestärkt und die Wege vom Produzenten zum Konsumenten verkürzt werden“, erklärte Walter Baumgartner, der Verantwortliche für den Eisacktaler Schlachthof. Die Herausforderung bei der Geflügelschlachtung seien die stark schwankenden Mengen, die sehr viel Flexibilität in der Organisation erfordern.
Ab Herbst 2022 soll in Mals ein neuer Geflügelschlachthof fertiggestellt werden.
Um Bäuerinnen und Bauern beim Einstieg in die Geflügelmast zu unterstützen, braucht es Beratungsangebote sowie Aus- und Weiterbildungsprogramme.
„Als BRING haben wir diese Beratung aufgebaut, die bisher gut nachgefragt war. Sie möchten wir auch in Zukunft sicherstellen“, erklärte Daniel Gasser, Obmann des Beratungsrings für Berglandwirtschaft BRING. Die Weiterbildungsgenossenschaft im Südtiroler Bauernbund bietet bereits Seminare zur Geflügelmast an. Auch an der Fachschule Salern werden seit Herbst letzten Jahres Zweinutzungshühner in einem Mobilstall gehalten, um den Schülerinnen und Schülern die Geflügelmast näherzubringen. „Im Rahmen eines Projektes wird eine Küken- und Junghennen-Aufzucht betrieben und die männlichen Tiere für die Mast aufgezogen“, erklärte der Fachlehrer der Fachschule, Anton Niederstätter.
Sinnvoll könnte auch ein Zusammenschluss der Mastgeflügelhalter sein, betonte Ulrich Höllrigl. „Produzenten, Berater, Vermarkter und weitere Akteure könnten sich regelmäßig austauschen und Bedingungen und Anforderungen für die Geflügelmast in Südtirol definieren.“
Der Südtiroler Bauernbund würde eine solche Interessensgemeinschaft unterstützen.
Weitere Themen der ersten Südtiroler Geflügelfachtagung, an der rund 90 Produzenten, Fachleute und Aussteller teilgenommen haben, waren die verschiedenen Schlachtungsformen, das Management in der Geflügelhaltung und die Biosicherheit. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Abteilung Innovation & Energie im Südtiroler Bauernbund im Rahmen des ELER-geförderten Projekts INNOGeflügel.
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Kommentare (1)
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erich
Das ist der selbe Ansatz, wie Südtiroler Speck zu produzieren, das ist seit 30 Jahren ein Wunschdenken, in der Umsetzung jedoch unmöglich. Handelsketten und Gastronomie brauchen stets gleichbleibende Qualität, diese kann nur von großen Mastbetrieben geliefert werden. Die vielen kleinen Bergbauernbetriebe können keine einheitliche Qualität garantieren, ist nicht möglich.