Gleiche Chancen
Mit einer Feier mit Mitstreiterinnen, Begleiterinnen sowie Förderern und Förderinnen haben die Frauen des Landesbeirates an 30 Jahre Einsatz für die Chancengleichheit erinnert.
Unter dem Motto „Die Stimme erheben“ hat der Landesbeirat für Chancengleichheit für Frauen am Samstag sein 30-jähriges Bestehen auf Schloss Maretsch in Bozen gefeiert.
Zahlreiche Unterstützerinnen, Mitstreiterinnen und Ehrengäste nutzten die Gelegenheit um gemeinsam mit den aktuellen Mitgliedern des Landesbeirates zurück zu blicken, aber auch die aktuellen und künftigen Arbeitsschwerpunkte anzusprechen.
„Ohne die zahlreichen Vorarbeiten und die vielen Vorarbeiterinnen, wären wir heute nicht da, wo wir aktuell stehen. Es wurde bereits einiges erreicht, aber auch nach 30 Jahre müssen wir weiterhin die Stimme erheben, vor allem dann, wenn Frauen erniedrigt werden – in Bild, Wort oder in Rapsongs“, hob Beiratspräsidentin Ulrike Oberhammer bei der Feier hervor.
Nicht zuletzt die Erfahrungen in der Pandemiezeit hätten neue (und alte) Probleme aufgezeigt und bestätigt, dass Gleichstellung in allen Lebensbereichen noch umzusetzen sei.
Europäische Charta für die Gleichstellung unterzeichnet
Als aktiver Unterstützer in diesen Bemühungen bezeichnete sich auch Landeshauptmann Arno Kompatscher:
„Die 30 Jahre des Landesbeirates haben gezeigt, dass Veränderung schwierig war, ist und bleibt. Aber auch, dass mehr Gleichberechtigung die Gesellschaft zu einer besseren macht.“
Auch wenn schon vieles erreicht worden sei, gebe es immer noch viel zu tun und viele Hürden in den Köpfen der Männer (aber nicht nur) zu überwinden. Kompatscher unterzeichnete in diesem feierlichen Rahmen der 30-Jahrfeier die Europäische Charta der Gleichstellung von Frauen und Männern auf lokaler Ebene.
Symbolisch wurde die Charta auch von den anwesenden Vertreterinnen der Frauenorganisationen und -vereinigungen mitunterzeichnet.
Zu Beginn der Feierlichkeiten, die musikaliksch von Giada Bucci & Friends umrahmt wurde, war zunächst ein Video einer Straßenumfrage gezeigt worden, in der die Bekanntheit der Tätigkeiten des Landesbeirats für Chancengleichheit für Frauen in der Bevölkerung hinterfragt worden ist.
Dabei fiel auf: Viele der Befragten der Meinung sind, dass es den Einsatz des Landesbeirats auch nach 30 Jahren immer noch braucht, insbesondere im Kampf gegen Gewalt an Frauen und für gerechtere Löhne und Renten und für die faire Aufteilung der Familien- und Pflegearbeit.
Diese Themen seien für den Beirat wichtige Themen, an denen man weiterarbeiten wolle: „Einige alte Probleme wurden in den vergangenen 30 Jahren gelöst, andere kamen dazu und brauchen Lösungen. Darum braucht es weiterhin einen aktiven Landesbeirat“, zeigte sich Vizepräsidentin Donatella Califanoüberzeugt.
Über Video überbrachten sich als Ehrengäste Evelyn Regner und Roberta Mori Grußworte. Regener, österreichische Europaparlamentarierin und Vorsitzende des EU-Ausschusses für die Rechte der Frau und die Gleichstellung der Geschlechter (FEMM), gratulierte in ihrer Videobotschaft zum Bestehen und hob hervor, dass es gemeinsam gelingen könne Ziele zu erreichen: „Gemeinsam können wir die Welt gleichberechtigter machen und Chancen für alle ermöglichen, unabhängig von ihrem Geschlecht. Dafür braucht es ein Bekenntnis, aber auch verbindliche Maßnahmen – und Geld.“
Die gesamtstaatliche Koordinatorin der Chancengleichheitskommissionen der Regionen und der autonomen Provinzen Roberta Mori unterstrich, dass 30 Jahre der kontinuierlichen Arbeit für die Gleichstellung sei ein wichtiger Moment sei: „Die Gleichstellungspolitik ist für die nachhaltige Weiterentwicklung unseres Landes und unseres Planeten von strategischer Bedeutung. Gerade deshalb braucht es den Beirat mit seiner vernetzten und kompetenten Art, um uns hier weiter in Richtung einer guten Zukunft zu bringen.“
Videoausstellung und Audioinstallation: 30 Stimmen online
Unter dem Festmotto „Die Stimme erheben“ konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Videoausstellung und eine Audioinstallation erleben. In Kurzvideos, kuratiert von der Genossenschaft Lungomare aus Bozen, waren die wichtigsten Aufklärungs- und Sensibilisierungskampagnen des Beirates seit dem Jahr 1990 zu sehen.
Bei der Audioinstallation konnte man 30 Frauenstimmen hören, die über ihr Wirken in den 3 Jahrzehnten Beiratstätigkeit erzählten. Konzipiert und produziert wurde die Installation von der Bozner Architektin Susanne Waiz.
Beide Projekte für alle Interessierten sind auf den Landeswebseiten zur Chancengleichheit und über die Social Media-Kanäle abrufbar. Die Feier wurde als „Going Green“-Event organisiert und abgehalten, auch um damit ein Zeichen für die Nachhaltigkeit zu setzen.
Der Landesbeirat für Chancengleichheit für Frauen ist ein beratendes Organ der Landesregierung und besteht aus 15 effektiven Mitgliedern, die jeweils auf Ersatzmitglieder zurückgreifen können.
Darin vertreten sind Frauenorganisationen und -vereinigungen aller drei Sprachgruppen und der unterschiedlichen Tätigkeitsbereiche: von politischen Parteien, über sozial engagierte Vereinigungen hin zu Interessensvertretungen. Ernannt werden die Mitglieder des Beirates für die Dauer der Legislaturperiode auf Vorschlag der Südtiroler Frauenorganisationen und Empfehlung der politischen Minderheit des Landtages von der Südtiroler Landesregierung.
Insgesamt waren in den vergangenen 30 Jahren 42 Organisationen im Beirat vertreten. Eingesetzt wurde der Landesbeirat durch das Landesgesetz 4/1989, geregelt ist er heute durch das Landesgesetz 5/2020.
Der oder die für Chancengleichstellung zuständige Landesrat oder Landesrätin ist ebenso wie die Gleichstellungsrätin Rechtsmitglied im Landesbeirat. Das Frauenbüro ist als Dienststelle des Landes und Sekretariat des Beirates tätig und ist aktuell dem Amt für Landessprachen und Bürgerrechte in der Abteilung Präsidium zugeteilt.
Einen kurzen historischen Abriss sowie eine Liste aller bisherigen Präsidentinnen des Beirates sind auch in der aktuellen Ëres – Frauen Info Donne zu finden.
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