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„Das bringt Unruhe“

Foto: lpa

Die Ausweitung der Impfpflicht auf das gesamte Altersheimpersonal sorgt für große Unsicherheit – rund 600 Betten in den Seniorenwohnheimen sind aktuell leer. 

Tageszeitung: Frau Ladurner, für das sanitäre Personal gibt es schon seit Monaten eine Impfpflicht, diese wurde mit dem 10. Oktober auf das gesamte Personal der Altersheime ausgeweitet. Nun kommen auch noch die Green-Pass-Kontrollen dazu. Steigt der Druck auf die Heime immer weiter an?

Martina Ladurner (Präsidentin des Verbandes der Seniorenwohnheime): Die Situation in den Heimen ist aktuell sehr unterschiedlich – es gibt Heime, die mit vollem Personal und vollen Häusern arbeiten können, auf der anderen Seite sind aber in Südtirol bis zu 600 Heimbetten unbesetzt. Das ist ein Fakt.

Und die Wartelisten sind gleichzeitig lang…

Viele Familien würden dringend einen Heimplatz benötigen, aber in dieser aktuellen Situation finden sie bei uns leider nicht diese Erleichterung, was uns im Herzen weh tut. Und wie sich die Situation weiterentwickelt, ist einfach nach wie vor unklar: Die Impfpflicht wurde auf das gesamte Personal in den Seniorenwohnheimen ausgedehnt, aber hier muss man wie beim sanitären Personal erst abwarten, wie viele deswegen effektiv wegfallen werden, denn auch hier muss vor einer eventuellen Suspendierung die ganze Prozedur wie beim sanitären Personal durchgemacht werden. Und das kann sich wieder in die Länge ziehen – immerhin ist die erste Phase mit dem sanitären Personal ja noch immer nicht abgeschlossen.

Hat man mittlerweile einen Überblick wie viele Mitarbeiter im sanitären Bereich suspendiert werden mussten und wie viele Situationen noch nicht geklärt sind? 

Wir haben im sanitären Bereich mittlerweile rund 50 Suspendierungen, aber wir wissen noch nicht, wie viele noch ausständig sind und es entzieht sich unserer Kenntnis, wann diese Feststellungsbescheide kommen – und das macht die Situation auch nicht leichter.

Also wird jetzt auch in den Heimen der Grüne Pass bei den Mitarbeitern kontrolliert?

Mit der allgemeinen Green-Pass-Pflicht fahren wir jetzt sozusagen zweigleisig und auch bei uns werden diese Kontrollen durchgeführt. Noch wissen wir ja nicht, wie die Mitarbeiter zum Grünen Pass gekommen sind, also wer geimpft, genesen oder getestet ist.

Wie hat man die Verschärfung der Impfpflicht für das gesamte Personal in den Heimen aufgenommen? 

Grundsätzlich hat die Überlegung, dass man eine Impfpflicht in einem sensiblen Bereich, wie auch in einem Seniorenwohnheim, auf das gesamte Personal ausdehnt, eine Logik und auch einen Sinn. Das ist absolut nachvollziehbar, da sich auch eine Reinigungskraft im Zimmer des Patienten aufhält, genauso wie ein Pfleger.

Was eher auf Unverständnis gestoßen ist, ist die Tatsache, dass in der Sanität diese Impfpflicht nicht ausgeweitet wurde sondern dort nur die Green-Pass-Pflicht für nicht sanitäres Personal gilt – und das ist ein großer Unterschied.

Weil man eine Wahl hat? 

Genau. Der Grüne Pass beinhaltet eine Wahl und die Impfpflicht ist ein Muss. Und wenn jetzt ein Mitarbeiter des nicht sanitären Personals im Seniorenwohnheim sich nicht impfen lassen will, dann kann er im Seniorenwohnheim kündigen und trotzdem in den Krankenhäusern oder für die Gemeindedienste arbeiten, weil es dort keine Impf- sondern nur eine Green-Pass-Pflicht gibt. Und hier wird einfach noch einmal ein Ungleichgewicht geschaffen und in letzter Konsequenz kann das auch einen Wettbewerbsnachteil für uns zur Folge haben.

Und eigentlich hätte man auch jetzt schon zu wenig Personal… 

Absolut – und das in allen Bereichen. Wir können es uns nicht erlauben Verwaltungspersonal, Reinigungspersonal oder Köche zu verlieren – viele verschiedene Berufsgruppen tragen dazu bei, dass die Dienste im Heim funktionieren und dafür brauchen wir alle und wir haben wirklich in keinem Bereich Überschüsse sondern suchen überall nach Personal. Und das bringt jetzt einfach noch einmal eine Unruhe in unsere Häuser.

Mussten seit der Ausweitung der Impfpflicht bzw. der Einführung der Green-Pass-Pflicht andere Dienste geschlossen werden? 

Dazu habe ich noch keine Rückmeldungen und momentan reicht ja auch noch der Grüne Pass, wie bei allen anderen Arbeitsplätzen. Und wenn dann wirklich der Moment da sein sollte, wo auch die Bearbeitung der Daten aller Mitarbeiter abgeschlossen ist und wir die Feststellungsbescheide bekommen, wird man die Auswirkungen sehen. Wir hoffen aber natürlich, dass wir keine zu großen Einschnitte zu erwarten haben, damit wir die Situation stabilisieren und dann langsam, langsam auch wieder aufbauen können. 600 leere Betten sind ein großes gesellschaftliches Problem – hier braucht es rasch Lösungen, weil jedes leere Bett ist eine Familie, die dringend einen Heimplatz suchen würde.

 

Interview: Lisi Lang 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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